×

Südtäler haben wenig Freude am geplanten Polizeiabzug

Die Kantonspolizei Graubünden zentralisiert im Oberengadin und im Bergell ihre Standorte. FDP-Grossrat Maurizio Michael findet vor allem die Distanz in die Bündner Südtäler problematisch. Er reicht deshalb im Februar eine Anfrage ein. Von der Antwort ist er jedoch enttäuscht.

Südostschweiz
24.05.19 - 04:30 Uhr
Politik
In Castasegna sind zukünftig keine Polizisten mehr stationiert.
In Castasegna sind zukünftig keine Polizisten mehr stationiert.
ARCHIVBILD

Maurizio Michael, der für die FDP im Grossen Rat sitzt, hat in der Februarsession eine Anfrage an die Regierung gestellt. Dabei ging es um die Reorganisation der Kantonspolizei Graubünden im Oberengadin und im Bergell. Mittlerweile hat der Politiker eine Antwort erhalten und ist damit nicht zufrieden. «Die Antwort ist sehr oberflächlich», meint er auf Anfrage gegenüber Radio Südostschweiz.

Unsicherheiten in der Bevölkerung

«Der Rückzug der Kantonspolizei aus der Region rund um Castasegna ist genau das Gegenteil von dem, was man uns immer versprach», meint Michael und verweist auf den Regierungsbeschluss. Aufgrund diverser Vorfälle in der Vergangenheit verspüre die Bevölkerung immer noch gewisse Unsicherheiten, gerade was den Kriminaltourismus oder die Migrationssituation angehe. Da helfe es nicht, wenn der Polizeiposten in Castasegna abgezogen werde und nun die Kantonspolizei Graubünden von Samedan aus agiere.

Besonders die Distanz von Samedan in die Bündner Südtäler betrachtet Michael als problematisch. Es gäbe zukünftig keine Polizisten mehr vor Ort, welche mit der Bevölkerung und der Regierung vertraut seien. Dazu kämen die Sprachgrenzen. Nicht jeder Polizist spreche schliesslich Italienisch.

Zentralisierung nicht immer sinnvoll

Die Regierung meint zu diesem Anliegen, sie wolle Italienisch sprechendes Personal suchen, das in der Region zum Einsatz komme. Für Michael ist das aber keine Garantie, dass die Kommunikation zwischen der Bevölkerung und der Polizei gewährleistet sei.

«Der Kanton Graubünden wird immer mehr zentralisiert», so Michael. Das sei manchmal sinnvoll, jedoch nicht immer. Bei solch einem delikaten Thema hätte er sich vor dem definitiven Beschluss zumindest eine Diskussion mit der Regierung und der Kantonspolizei gewünscht.

Wie geht es weiter?

Fakt ist: Der Regierungsbeschluss steht. «Es ist immer schwierig einen Schritt zurückzugehen», gesteht der Politiker. Er mache sich momentan Gedanken, wie die Angelegenheit zukünftig diskutiert werden könne. Er sehe nämlich auch Chancen, wenn die Kantonspolizei Graubünden ihren Posten in Castasegna weiterführe. Für den stationären Einsatz im Gebiet stellt er sich vor, mit Personalrochaden zu arbeiten. Gerade für Polizisten, die Italienisch lernen möchten, könne das attraktiv sein. (stn)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR