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«Die umliegenden Gemeinden sollten Uznach entschädigen»

Der parteilose Markus Spörri träumt von Uznach als Innovationszentrum zwischen Ziegelbrücke und Zürich. Gleichzeitig fordert der 52-jährige Wirtschaftsinformatiker mehr Verständnis von den umliegenden Gemeinden für die Zentrumslasten der Einrosenstadt.

14.02.19 - 14:47 Uhr
Politik
Zupackend: Der in Rüschlikon wohnhafte Markus Spörri hat Lust auf Politik.
Zupackend: Der in Rüschlikon wohnhafte Markus Spörri hat Lust auf Politik.
David Bär

Markus Spörri wirkt im Gespräch wie ein Schnelldenker, der seine Worte jedoch mit Bedacht wählt. Nach fast zwanzig Jahren in der Privatwirtschaft zieht es den 52-Jährigen ins Uzner Gemeindepräsidium und damit näher zu den Menschen. Das Linthgebiet kennt der Märchler seit seiner Kindheit.


Markus Spörri, was wäre Ihre erste Amtshandlung als Gemeindepräsident von Uznach?
Ich würde als erstes alle wichtigen Projekte unter die Lupe nehmen, mit den Mitarbeitern sprechen und klären, wo Hindernisse auftauchen könnten. Dann würde ich bei der Bevölkerung den Puls fühlen, um sicherzugehen, dass die bearbeiteten Projekte auch wirklich jene sind, die auch die Bevölkerung für wichtig hält. Ausserdem würde ich einen Blog einrichten und die Sprechstunde wieder einführen.

Was möchten Sie mit einem solchen Blog erreichen?
Es scheint mir wichtig, die Meinung der Uzner abzuholen, allenfalls auch anonym. Als Gemeindepräsident würde ich wissen wollen, was funktioniert und was nicht. Der Blog wäre also Teil einer kontinuierlichen Bestandesaufnahme.

Auf Ihrem Flyer präsentieren Sie sich als «die clevere Alternative für Uznach». Wie ist das zu verstehen?
Mein Mitbewerber kommt aus der Verwaltung, verfügt über politische Erfahgrung und kennt den Kanton St. Gallen. Aus diesem Grund sehe ich mich als Alternative für Uznach. Das Adjektiv «clever» verwende ich, weil ich denke, dass die Uzner Verwaltung um den sehr erfahrenen Ratsschreiber ausgezeichnet aufgestellt ist und eher um Erfahrung aus der Privatwirtschaft ergänzt werden sollte. Übrigens hätte ich mich zurückgezogen, wenn die Wahlkommission einen Einheimischen aufgestellt hätte. Deshalb der Slogan «Die clevere Alternative».

Mit welchen drei Charaktereigenschaften überzeugen Sie die Wähler?
Engagement, Kreativität und Durchaltewillen. Diese drei Stärken können aber auch zu Schwächen werden. Ich bin bisweilen etwas ungeduldig und  impulsiv.

Sie sind derzeit im Kader einer Informatikfirma und verfügen über keine politische Erfahrung. Weshalb zieht es Sie nun ins Amt des Gemeindepräsidenten?  
Ich suche eine Herausforderung, bei der fassbar wird, was ich erreicht habe.  In der Informatik verkauft man Dienstleistungspakete. Diese sind aber nicht sichtbar, sondern sehr abstrakt.Als Gemeindepräsident von Uznach kann ich etwas erreichen, das viel näher beim Menschen ist, und diese Idee gefällt mir. Wenn ich mithelfen kann, eine Umfahrungsstrasse zu realisieren, dann ist das etwas sehr Konkretes.

Die Uzner wurden vom letzten Auswärtigen enttäuscht. Weshalb machen Sie es besser?
Weil ich mich in die Dinge reinbeisse. Ich möchte in die Politik!

Weshalb wollen Sie eine Gemeinde präsidieren, die Sie kaum kennen?
Allein schon die Vorbereitungen auf den Wahlkampf haben dazu geführt, dass ich mich sehr intensiv mit Uznach auseinandergesetzt habe. Die längste Zeit meines Lebens habe ich zudem an der Grenze zum Linthgebiet in Buttikon verbracht. Als Teenager verbrachte ich viel Zeit  an der Grynau, und meinen Konfirmandenanzug habe ich von Müller Mode in Schmerikon (lacht).

Eine starke Kraft in Uznach ist das Bürgerforum. Hatten Sie schon Kontakt zu dessen Vertretern?
Es gibt ja verschiedene Kräfte in der Gemeinde. Das Bürgerforum ist sicher eine, die eine starke Stimme besitzt und gehört wird. Mit seinen Vertretern werde ich mich am 22. Januar austauschen.

Auf Ihrem Flyer schreiben Sie auch, dass Sie die Bürgersprechstunde wieder einführen möchten. Weshalb ist Ihnen das wichtig?
Weil ich wissen will, welche Fragen  der Bevölkerung auf den Nägeln brennen. Zudem würde ich mithilfe der Sprechstunde auch regelmässig Feedback einholen.

Sie sind parteilos. Bleibt das auch nach einer allfälligen Wahl so?
Ja. Ich würde mich grundsätzlich als wirtschaftsliberal bezeichnen. Umweltthemen sind mir wichtig, deshalb sympathisiere ich unter anderem auch mit der Grünliberalen Partei. Diese verbindet ökologische Anliegen mit einer wirtschaftsliberalen Haltung.

Ihr Vorgänger war von der Verwaltungsarbeit überfordert. Wird Ihnen das nicht passieren?
Die aktuelle Uzner Verwaltung ist sehr kompetent. Ich glaube nicht, dass dieser Teil der Arbeit die grösste Herausforderung wäre, viel eher geht es darum, in der Gemeinde möglichst viel zu bewegen und umzusetzen.
 
Was sind fachlich die drei grössten Herausforderungen, die Uznach zurzeit beschäftigen?
Das kniffligste Thema ist sicher der Verkehr. Es gibt Widerstände gegen die Umfahrungsstrasse, weshalb das Risiko besteht, dass der Gemeinderat demnächst wieder auf Feld eins steht. Bereits vor 40 Jahren gingen meine Eltern lieber nach Schmerikon einkaufen, weil sie fürchteten, dass wir Kinder in Uznach unters Auto kämen. Deshalb halte ich auch die Zentrumsbelastung für einen wichtigen Punkt. Ich würde versuchen, diese besser zu verteilen, auch auf umliegende Gemeinden. Diese sollten Uznach in irgendeiner Form entschädigen. Es braucht zwingend  gegenseitiges Verständnis für die Zentrumslasten.

Gibt es weitere Themen, die man dringend anpacken müsste?
Natürlich stehen auch die Themenbereiche Alter, Ökologie und Digitalisierung wie überall weit oben auf der To-do-Liste. Die Menschen bleiben heute länger fit und brauchen mehr als bloss einen Platz im Alternsheim. Sie möchten gebraucht werden. Als Gemeindepräsidente würde ich deshalb ein Altersleitbild erarbeiten.

Haben Sie konkrete Vorstellungen, was in diesem Leitbild stehen würde?
Es braucht neue Ideen und Konzepte. Beispielsweise könnten fite ältere Menschen andere ältere Menschen unterstützen. Oder sie könnten sich in einem Tageshort betätigen und helfen, Kinder zu betreuen. Bei all dem ist mir wichtig, dass die Menschen über 65 aktiv integriert werden. Das fand ich in Amden, wo ich häufig die Wochenenden verbringe, eindrücklich: Die Ammler versenkten das neue Altersheim, weil es zu weit weg gewesen wäre vom Zentrum.
 
Kommen wir zurück zum Verkehr. Ist in Ihren Augen die Umfahrungsstrasse die richtige Lösung?
Das ist eine heikle Frage. Was es auf jeden Fall braucht, ist ein gemeinsames Ziel, ein Konzept für die Lösung der Verkehrsproblematik in Uznach.  Erst dann kann man  Teilprojekte planen und umsetzen. Neben der Umfahrungsstrasse wären für mich auch kurzfristige Entlastungen denkbar, so zum Beispiel eine Unterführung beim Bahnhof oder ein Kreisel. Auch ein Dosiersystem à la Gotthardtunnel könnte man in Betracht ziehen. Aber eben: Nur in Einklang mit einem Gesamtkonzept.

Wie wichtig ist Ihnen die Förderung der Region und die Vertretung der regionalen Anliegen in SG?
Diese ist sicher wichtig. Aus meiner Sicht gibt es einige Paralellen zu Schwyz, in dem die March ähnlich wie das Linthgebeit  eine spezielle Stellung innerhalb des Kantons einnimmt. Heute ist die March eine regelrechte Goldgrube des Kantons. Deshalb glaube ich, dass die Gemeinden im Linthgebiet eng zusammenarbeiten und so ihre Vorteile nutzen sollten, ohne sich allzu sehr auf den Kanton zu verlassen.  

Die Kommunikation von Gemeindepräsidenten wird oft kritisiert. Was für ein Kommunikationstyp sind Sie?
Für mich ist Transparenz und Authentizität sehr wichtig. Daneben würde ich wie bereits angetönt die Bevölkerung stärker einbinden. Die Uzner Webseite müsste moderner werden und einen Dialog anbieten.

Wie kann Uznach attraktiver werden?
Die Gemeinde hat ein grosses Potenzial. Dieses liegt vor allem in seiner Nähe zum Zürichsee. Durch die Anbindung an Zürich, Rapperswil und andere nahe Zentren könnte sich Uznach als dynamisches, innovatives Städtchen positionieren. Das würde auch Familien anziehen.

Wie sähe das konkret aus?  
Man könnte die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen und ein Co-Working-Zentrum aufbauen. Als Verkehrsknotenpunkt wäre Uznach ein idealer regionaler Standort. Wer weiss, vielleicht gründet da dann jemand ein Startup, das von Uznach aus Google konkurriert!

Wirtschaftsinformatiker mit grüner Ader
Der 52-jährige Markus Spörri ist seit 1999 im Management von Beratungs- und Digitalisierungsunternehmen tätig. Als Gemeindepräsident würde er auf die beiden Schlagworte «Kontinuität» und «Mitsprache» setzen: Bereits geplante Projekte will er weiterführen. Gleichzeitig möchte er die Bürger stärker einbinden, und zwar durch die Wiedereinführung der Bürgersprechstunde und das Einrichten eines Blogs. Markus Spörri ist parteilos und bezeichnet sich selbst als wirtschaftsliberal. Auch ökologische und gesellschaftliche Themen liegen ihm am Herzen.

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