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Der falsche Ansatz

13.11.18 - 04:33 Uhr
Politik
Kommentar
Die strittige Frage: Soll die Kantonsschule Wattwil auf zwei Standorte in Wattwil und Rapperswil-Jona aufgeteilt werden?
Die strittige Frage: Soll die Kantonsschule Wattwil auf zwei Standorte in Wattwil und Rapperswil-Jona aufgeteilt werden?
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Die Idee klingt verlockend: Indem die Kantonsschule Wattwil auf zwei Schulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufgeteilt wird, erhält das Linthgebiet doch noch ein Gymnasium. Denn inzwischen stammen 70 Prozent der Schüler aus der prosperierenden Region See-Gaster und nur noch 30 Prozent aus dem Toggenburg, dessen Bevölkerung stagniert. Auf den ersten Blick haben die drei Kantonsräte Peter Göldi (CVP), Yvonne Suter (CVP) und Thomas Rüegg (FDP) gute Argumente, trotz der abweisenden Haltung der St. Galler Regierung weiter für ihren Plan zu kämpfen.

Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch: Die Regierung hat sehr wohl Gründe, sich auf den Vorschlag nicht einzulassen. Denn die drei Kantonsräte kämpfen mit einem falschen Argument: Dass in anderen Kantonen die «Tendenz zu kleineren, dezentralen Mittelschulen mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten» bestehe, stimmt schlicht nicht. Die neuen Kantonsschulen, die derzeit in Uetikon und Wädenswil entstehen, werden im Endausbau beide 1000 Schüler aufnehmen – rund 50 Prozent mehr als die heutige Kanti Wattwil. Zudem werden sie den vollen Fächerkanon anbieten, sobald sie sich nicht mehr mit provisorischen Pavillons begnügen müssen. Gegen kleinere Schulen an dezentralen Standorten hat sich auch der Kanton Schwyz entschieden, der die Kantonsschule Ausserschwyz in Pfäffikon zentralisiert und dafür den Standort Nuolen aufgibt. Öffentliche Gymnasien mit getrennten Schwerpunkten gibt es bloss in den grossen Städten, wo die einzelnen Schulen maximal 15 Gehminuten auseinanderliegen. Denn die Grundidee ist, dass die Jugendlichen nach Interesse wählen und nicht nach geografischen Kriterien.

Dass die drei Kantonsräte Göldi, Suter und Rüegg für ihre Region weibeln, ist nachvollziehbar. Jedoch sollten sie dies nicht auf dem Buckel einer gut funktionierenden Schule tun.

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