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Post zieht Bilanz über Reorganisation des Poststellennetzes

Die Post ist bei der angekündigten Verkleinerung des Poststellennetzes auf Kurs. Derzeit gibt es noch 1114 eigenbetriebene Filialen. Die Gewerkschaft Syndicom wirft der Post Augenwischerei vor.

Agentur
sda
15.10.18 - 11:14 Uhr
Politik
Statt Poststellen werden vielerorts in Verkaufsläden Post-Dienstleistungen angeboten. Insgesamt sind mehr als 4000 solcher Zugangspunkte vorgesehen. (Archivbild)
Statt Poststellen werden vielerorts in Verkaufsläden Post-Dienstleistungen angeboten. Insgesamt sind mehr als 4000 solcher Zugangspunkte vorgesehen. (Archivbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Gemäss den 2016 bekannt gegebenen Plänen der Post soll die Zahl der Postbüros bis 2020 von 1400 auf 800 bis 900 gesenkt werden. Im Gegenzug sollen die Zugangspunkte für Postdienste von 3700 auf mindestens 4200 erhöht werden.

Das Ziel werde erreicht, sagte Thomas Baur, Verantwortlicher des Poststellennetzes, an einer Medienkonferenz am Montag in Freiburg. Allerdings sei man erst bei Halbzeit. In den nächsten zwei Jahren würden rund 300 weitere Filialen mit Partnern im Postnetz hinzukommen.

Die neue Strategie der Post mit ihren Filialen wird unter anderem auch finanziell begründet, weil jedes Jahr ein Defizit von rund 200 Millionen Franken eingefahren wird. Es gehe vor allem darum, dieses Defizit zu stabilisieren, um die Dienstleistungen weiterhin aus eigenen Mitteln ohne Subventionen finanzieren zu können. Gemäss der Mitteilung konnte im ersten Halbjahr das Defizit um 28 Millionen Franken auf 60 Millionen Franken vermindert werden.

Sensibles Thema

Seit 2016 hat die Post über 550 Gespräche mit Kantonen und Gemeinden geführt, um der Kritik an der Schliessung von Poststellen zu begegnen. Man sei sich bewusst, dass es sich beim Abbau der Poststellen um ein sensibles Thema handle, insbesondere in ländlichen Regionen. Es wurden auch mehr als 270 Informationsveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern organisiert.

Für die Gewerkschaft Syndicom ist der Serviceabbau in diesem Umfang nicht hinnehmbar und schädigt die Grundversorgung in der Schweiz. Sie wirft der Post vor, mit Zahlen zu operieren, die ein falsches Bild suggerieren. Im Zeichen des PostAuto-Skandals stünde der Post mehr Transparenz und Ehrlichkeit an, heisst es in einer Mitteilung.

So rechne der Postkonzern den Bereich PostNetz gezielt schlecht. Beispielsweise würden die Leistungen für andere Unternehmensbereiche deutlich zu tief abgegolten, um die Mär von den defizitären Poststellen aufrechtzuerhalten.

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Der Argumentation der Gewerkschaft Syndicom hinsichtlich Augenauswischerei kann ich uneingeschränkt zustimmen. Die Postagenturvariante ist eine völlig nutzlose Variante der Postdienste, weil diese dort nur sehr eingeschränkt verfügbar sind, sowohl im Umfang der möglichen Dienstleistungen und auch hinsichtlich der Öffnungszeiten. Es mag sein, dass man - angeblich - 4200 "Zugangangspunkte" anstrebt, ab die sind keine vergleichbare Alternative, da nur sehr eingeschränktes Dienstleistungsangebot besteht. Jeder normale Unternehmer ist bestrebt, durch Diversivikation und Marketing seines Angebotes dieses zu Erweitern, um mehr Umsatz zu generieren und den Kostenanteil zu senken. das Kontinuierliche reduzieren der Marktpräsenz, wie es die Post betriebt, ist letztlich nur eine Abwärtsspirale zum Schaden der eigenen Finanzkraft und zum Nachteil der Bevölkerung, welche mit immer reduzierterem Service-Public konfrontiert ist. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Post mit dieser Strategie den generellen Marktaustritt beabsichtigt und man "privaten" Unternehmungen den gewinnbringenden Teil dieser Dienstleistungen "zuschanzen" will. Die Logik ist ganz einfach: Die Postagenturen - oder "Zugangspunkte" wie sie auch genannt werden - bringen durch die eingeschränkten Dienstleistungen auch nicht den erwartenden Umsatz, weil die Kunden für ihren Leistungsbedarf woanders hin müssen. Letztlich werden irgendwann mangels entsprechender Rentabilität auch die "Zugangspunkte" geschlossen.

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