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Lausanne eröffnet zweiten Fixerraum in der Romandie

Nach jahrelangem politischen Widerstand können Süchtige in Lausanne bald in einem sauberen und geschützten Rahmen illegale Drogen konsumieren. Am Montag wird dort das erste «Fixerstübli» eröffnet.

Agentur
sda
28.09.18 - 13:20 Uhr
Politik
Drogenkonsum in einem sauberen und geschützten Rahmen. Der Fixerraum in Lausanne wird am Montag eröffnet.
Drogenkonsum in einem sauberen und geschützten Rahmen. Der Fixerraum in Lausanne wird am Montag eröffnet.
Keystone/CYRIL ZINGARO

Bislang war Genf, vom zweisprachigen Biel abgesehen, die einzige Stadt mit einem derartigen Lokal in der Romandie. In der Deutschschweiz wurde dagegen bereits 1986 in Bern der weltweit erste Fixerraum eingerichtet.

Die Waadtländer Hauptstadt hatte zwar bereits 2007 ein Gassenzimmer mit Fixerraum sowie ein «Sozial-Bistro» für Randständige schaffen wollen. Die Stimmbürger lehnten jedoch das Projekt an der Urne ab.

Neue Epoche

Gemeinderat Oscar Tosato (SP), Sozialvorsteher der Stadt, sprach am Freitag vor den Medien von einer neuen Epoche der städtischen Drogenpolitik. Man habe dafür in den vergangenen zwölf Jahren viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Der in den Lokalitäten der bereits bestehenden Drogenanlaufstelle der Stiftung im Quartier Vallon angesiedelte Fixerraum wird täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet sein. Das Angebot richte sich insbesondere an Drogenabhängige mit einem problematischen Konsumverhalten, erklärte der Leiter der Anlaufstelle Matthieu Rouèche. Es wird täglich mit rund 100 bis 150 solchen Konsumenten gerechnet.

Das Projekt soll auch dazu führen, dass weniger Süchtige ihre Drogen im öffentlichen Raum wie Toiletten, Parkhäusern, Hauseingängen oder Wäldern konsumieren. Schätzungen der Behörden gehen davon aus, dass in Lausanne rund 4000 Menschen regelmässig harte Drogen, vor allem Heroin und Kokain, konsumieren.

Saubere Spritzen

Im Fixerraum erhalten Drogenkonsumenten sauberes Material wie etwa Spritzen, Gefässe zum Aufbereiten der Drogen, Taschentücher, Salben etc. Sie werden auch medizinisch versorgt. Die Mitarbeiter sind für Notfälle ausgebildet und können falls erfordert auch Reanimationen durchführen.

Das Pilotprojekt der Stadt, der Kanton Waadt ist nicht daran beteiligt, ist vorerst auf drei Jahre befristet. Danach wollen die Behörden Bilanz ziehen. Die Kosten belaufen sich auf 1,26 Millionen Franken pro Jahr.

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