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Ja zur Spracheninitiative – die Argumente des Initiativkomitees

Südostschweiz
19.09.18 - 04:30 Uhr
Politik
Kommentar

Von Jöri Luzi

Das geltende Sprachenkonzept des Kantons Graubünden setzt nicht die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen ins Zentrum, sondern regional- und sprachpolitische Argumente.

Ausserdem versuchten Regierung, Grosser Rat und die Sprachorganisationen der Rätoromanen und Italienischbündner dem Volk die Mitsprache bei der Wahl der Schulsprachen zu entreissen. Mit grossem Aufwand ist es dem Initiativkomitee gelungen, sich sowohl beim Bündner Verwaltungsgericht als auch vor Bundesgericht durchzusetzen und damit dem Stimmvolk die Möglichkeit zu geben, sich zu den Schulsprachen zu äussern.

Die Erfahrungen mit den Fremdsprachen in der Primarschule sind schlecht. Besonders in Deutschbünden zeigt sich, dass die hohen Erwartungen, die in den frühen Fremdsprachenunterricht gesetzt wurden, nicht erfüllt werden können. Diese Einschätzung wird auch durch die Wissenschaft gestützt, welche klar aufzeigt, dass zwei bis drei Wochenlektionen für ein nachhaltiges Lernen nicht genügen. Entsprechend tief ist die Motivation, besonders wenn die Sprache im Alltag wenig Relevanz besitzt.

Ganz anders zeigt sich die Situation in Romanisch- und Italienischbünden: Die dort unterrichteten Fremdsprachen Deutsch und Englisch sind beide im Alltag präsent und für die Zukunft der Kinder wichtig. Gerade aus diesem Grund lässt die Initiative Raum für regionale Lösungen.

Weiterhin werden an der Bündner Volksschule zwei Fremdsprachen unterrichtet, die Initiative verschiebt bloss den obligatorischen Beginn der zweiten Fremdsprache an die Oberstufe. Wie Erfahrungen aus anderen Kantonen zeigen, bedeutet ein späterer Beginn keinen Nachteil. Ausserdem können die wegfallenden Lektionen in der Primarschule sinnvoll für den Unterricht in der Muttersprache und in den zusätzlichen Fächern (LP 21) verwendet werden.

Die Fremdspracheninitiative setzt Qualität vor Quantität und erfüllt gleichzeitig alle gesetzlichen Vorgaben – sie diskriminiert niemanden, sie entlastet weniger sprachbegabte und fremdsprachige Kinder und ist, entgegen den Behauptungen der Gegner, klar kostengünstiger als das aufwändige Modell mit zwei obligatorischen Fremdsprachen und den dazu notwendigen Fachlehrkräften.

Jöri Luzi ist Lehrer und Erstunterzeichner der Fremdspracheninitiative. Ihm tritt Johannes Flury, Präsident der romanischen Sprach- und Kulturorganisation Lia Rumantscha und Gegner der Fremdspracheninitiative, gegenüber.

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