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Für Stadtrat ist der Entscheid zum Jona Center wegweisend

Das Megaprojekt Jona Center kommt am 23. September an die Urne. Für den Stadtrat geht es um weit mehr als ein grosses Bauprojekt. Auf dem Spiel stehe die Zukunft der Stadtentwicklung. Trotzdem will sich die Stadtführung im Abstimmungskampf zurückhalten.

Pascal
Büsser
14.08.18 - 04:30 Uhr
Politik
Deutlich höher als heute: Das geplante neue Jona Center am Ostrand der Stadt soll markant in die Höhe wachsen – Anwohner kämpfen dagegen.
Deutlich höher als heute: Das geplante neue Jona Center am Ostrand der Stadt soll markant in die Höhe wachsen – Anwohner kämpfen dagegen.
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Richtungsweisend», nennt Stadtpräsident Martin Stöckling den Entscheid, den die Bürgerschaft von Rapperswil-Jona am 23. September an der Urne fällt. Es geht um den «Teilzonenplan Jona Center». Was unspektakulär tönt, ist von grosser Tragweite. Nur bei einem Ja kann das Megaprojekt Jona Center in der vorgesehenen Form gebaut werden. «Es gibt aktuell keinen Plan B», erklärt Bauchef Thomas Furrer an der gestrigen Medieninformation im Stadthaus. Ob Hauptinvestor Hans Nef nach über zehn Jahren Planung einen kompletten Neustart machen würde, sei offen.

«Klares Signal an Investoren»

Der Entscheid geht für Stöckling indes über das Jona Center hinaus. «Er wird auch ein klares Signal an andere Investoren senden», so der Stadtpräsident. «Nicht alle haben so viel Geduld wie Herr Nef.» Sprich: Der Stadtrat befürchtet eine allgemeine Blockade in der Stadtentwicklung, wenn das Projekt Jona Center bachab ginge. «Dann findet das Wachstum weiter in den Landgemeinden des Linthgebiets statt.» Anders als dies die Raumplanung des Kantons an sich vorsieht.

Trotz der grossen Tragweite der Vorlage will sich der Stadtrat im Abstimmungskampf zurückhalten. Denn beim privaten Bauprojekt ist die Stadt primär Bewilligungsbehörde. Veranstaltungen seien im Vorfeld des Urnengangs keine geplant, so Stöckling. Das Werben für das Projekt überlässt der Stadtrat einem privaten Pro-Komitee, das für morgen eine Medienkonferenz angekündigt hat.

Gegner stören sich an der Höhe

Allerdings legt der Stadtrat im Abstimmungsbüchlein sehr ausführlich dar, wieso er das Projekt befürwortet. Er geht darin auch auf die Argumente des Gegenkomitees ein, der IG Jona-Center-Stopp. Diese darf auf fünf Seiten ihren Widerstand erklären. Wegen der IG kommt es zur Urnenabstimmung. Sie hat rund 860 Unterschriften gegen den Teilzonenplan gesammelt.

Für die IG ist das Jona Center in der vorliegenden Form Ausdruck von «Gigantismus». Sie fühlt sich bei den geplanten Gebäuden an «Manhattan» erinnert. Das passe nicht ins «gewachsene Quartier». Der Stadtrat verteidigt die Höhe der Gebäude mit dem Argument der Gestaltung. Dadurch entstehe zwischen den Gebäuden Raum für eine Begegnungszone und Sichtkorridore zwischen den Gebäuden. Die Ausnützung werde gegenüber dem aktuell gültigen Zonenplan nicht erhöht. «Es entsteht durch den Teilzonenplan keine einzige Wohnung mehr», hält Stöckling fest. Dass das Jona Center einem unkontrollierten Wachstum Vorschub leiste, weist Stöckling mit dem gleichen Argument zurück. Die Umzonung ist aber Voraussetzung, dass die Gebäude 25 statt 16 Meter hoch werden dürfen.

Mehrverkehr laut Stadt moderat

Die Zunahme des Verkehrs, ein weiteres Argument der Gegner, beträgt durch das Jona Center laut letztem Gutachten gut zwei Prozent gegenüber heute – oder 45 Fahrten in der Abendspitzenstunde. «Das ist eine Nettobetrachtung», erklärt Stöckling den auf den ersten Blick tiefen Wert. Durch den Wegfall der Waschanlage würden auch Fahrten entfallen.

«Diesen Mehrverkehr vermag das heutige Strassennetz laut Gutachten zu schlucken», so Bauchef Thomas Furrer. Ein Ausbau des Knotens St. Gallerstrasse/Feldlistrasse sei für das Jona Center – anders als ursprünglich kommuniziert – nicht zwingend. «Abschliessend wird der Kanton noch grünes Licht geben müssen», so Furrer. Wegen der allgemeinen baulichen Entwicklung im Osten der Stadt werde es mittelfristig Anpassungen an der Strasse brauchen

Ein Teilprojekt für den Abschnitt St. Gallerstrasse/Feldlistrasse war 2017 an der Urne klar abgelehnt worden. Der damalige Gegner von Stadt und Kanton: die IG Jona-Center-Stopp.

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Es ist gut, wenn es grundsätzlich bei solchen Giga-Bauprojekten zu einer Urnenabstimmung kommt. Denn: Wer baut hier eigentlich für wen? Bürger sollten demokratisch entscheiden dürfen, auf welche Weise sich ihr Lebensraum optisch verändert. Nicht jeder mag diesen "baulichen Grössenwahn" fördern; handkehrum mag auch nicht jeder Stillstand und Langeweile.

Auf jeden Fall sollte man auf Seiten der Stadtverwaltung nicht arrogant werden und denken: " Die Leute kapieren nicht, wie wichtig ist es ist gross und modern zu bauen!".

Letzthin las ich im Zusammenhang mit der "Wahl des hässlichsten Gebäudes der Schweiz" die Ansicht eines Architekten, der sagte, dass man zum Erkennen der Schönheit von modernen Betonbauten "Lebenserfahrung" brauche.
Dazu kann ich nur sagen: Tut mir leid, zweitausend Jahre alt werde ich nicht ...

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