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Unnötige Zwängerei

Wattwil ist kein perfekter Schulstandort – doch die Alternativen überzeugen noch weniger.

Südostschweiz
19.06.18 - 04:30 Uhr
Politik
Ein Kommentar von Christoph Leiber über den Vorstoss zum Kanti-Standort.
Ein Kommentar von Christoph Leiber über den Vorstoss zum Kanti-Standort.

Drei Kantonsräte können es nicht lassen. Wenn sie schon nicht die ganze Kantonsschule aus Wattwil in die Region verschieben können, dann versuchen sie, wenigstens einen Teil davon zu bekommen – und zwar denjenigen, der dank seiner Nähe zu Technik und Wirtschaft am prestigeträchtigsten wirkt. Käme es tatsächlich zu einer Aufteilung, so würde sich zweifellos auch das Toggenburg darum reissen.
Wohlverstanden: Es gäbe gute Gründe, die westlichste St. Galler Kantonsschule im Linthgebiet anzusiedeln. Dass Schüler aus einer Stadt mit 27 000 Einwohnern eine halbe Stunde zu einem Gymnasium pendeln müssen, ist schweizweit einmalig. Dass trotzdem Wattwil und nicht etwa das ebenfalls zentrale Uznach als Standort ausgewählt wurde, ist ein historisches Relikt. Denn die 1970 gegründete Schule musste ein Gebiet zwischen Wil, Degersheim, Wildhaus und Rapperswil abdecken. Die Kantonsschule Wil existierte damals noch nicht einmal als Vision.
Dennoch kann man es drehen und wenden, wie man will: Wattwil ist und bleibt der geeignetste Standort – und zwar für die Schule in ihrer jetzigen Form. Sie als Ganzes nach Uznach oder Rapperswil zu verlegen, streben nicht einmal mehr die drei Parlamentarier an in ihrem letzten Versuch, aus dem Pokerspiel wenigstens teilweise als Sieger hervorzugehen. Die Mittelschule auf zwei Standorte in Wattwil und Rapperswil-Jona mit unterschiedlichen Schwerpunkten aufzuteilen, ist zwar ein interessanter Gedanke, doch hinkt der vorgebrachte Vergleich mit dem Kanton Zürich: Dort sind sämtliche Schulen mit nur einzelnen Schwerpunkten höchstens zehn ÖV-Minuten von anderen Gymnasien entfernt und nicht eine halbe Zugstunde, wie dies in der Region der Fall wäre. Die Grundidee des gymnasialen Systems ist es, dass die Jugendlichen ihren Schwerpunkt nach Interesse wählen und nicht nach geografischen Kriterien.
Die drei Kantonsräte blenden viel aus, um ihre Pläne durchzudrücken.

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