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Konsumenten mischen die Landwirtschaft auf

Zwei Initiativen gegen Pflanzenschutzmittel setzen die Bauern gehörig unter Druck. Bauernpräsident Thomas Roffler und Bio-Grischun-Präsident Claudio Gregori über Sinn und Unsinn des Verbots.

Pierina
Hassler
05.06.18 - 04:30 Uhr
Politik
Keine Pestizide: Zwei Volksinitiativen fordern einen Stopp der Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft.
Keine Pestizide: Zwei Volksinitiativen fordern einen Stopp der Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft.
KEYSTONE

Die Volksinitiative «Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung», kurz Trinkwasserinitiative, ist Ende Februar mit 113 979 gültigen Unterschriften der Bundeskanzlei in Bern eingereicht worden. Die Initiative verlangt, dass nur noch diejenigen Landwirtschaftsbetriebe Direktzahlungen erhalten, die keine Pflanzenschutzmittel einsetzen. Die in ihrer Tierhaltung ohne prophylaktische Antibiotikaeinsätze auskommen. Und die nur so viele Tiere halten, wie sie ohne Futtermittelimporte ernähren können.

Die zweite Volksinitiative «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» wurde am 25. Mai in Bern eingereicht. Laut dem Initiativkomitee «future 3.0» wurden total 145 099 Unterschriften gesammelt. Dies übrigens ganz ohne Unterstützung von etablierten Parteien. Die Initianten verlangen eine radikale Abkehr von synthetischen Pestiziden. Und in den Verkauf soll nur kommen, was ohne Pflanzenschutzmittel wächst.

Die Ernte geht zurück

Die beiden Initiativen mischen die Landwirtschaft gehörig auf. Der Schweizer Bauernverband (SBV) warnt, ohne Pestizide würden die Ernten um 20 bis 40 Prozent zurückgehen. In schlechten Jahren sogar um 50 Prozent. Der SBV sagt auch, ein sorgfältiger Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sei zwar wichtig, doch die Initiative «Für eine Schweiz ohne Pestizide» verkenne sowohl die Realität der Landwirtschaft wie auch die der Konsumenten. Wurmstichige Äpfel oder Salate mit Blattläusen würde beispielsweise niemand kaufen, so der SBV. Und ohne Pestizide würde eben genau das passieren.

Die beiden Initiativen treffen aber den Zeitgeist. Umweltschutzorganisationen zeigen in aktuellen Studien auf, dass die Zahl der Insekten um drei Viertel zurückgegangen ist. Agrarwissenschaftler, Toxikologen und Biologen vermuten dahinter die intensive Landwirtschaft. Solche wissenschaftlichen Abhandlungen wirken auf die Konsumenten glaubhaft. Deshalb setzen immer mehr auf nachhaltig produzierte Lebensmittel. Und sind auch bereit, dafür mehr zu zahlen.

Zwei Präsidenten

Graubünden ist das Bioland schlechthin. Total gibt es im Kanton 2250 landwirtschaftliche Betriebe – über die Hälfte sind Biobauernhöfe. Und weil Graubünden einerseits «Schweizer Meister» im Biobauern ist, andererseits aber auch ein Kanton der konventionellen Bauern, sind die Initiativen für den Kanton von Bedeutung. Grund genug, dem Bündner Bauernpräsidenten Thomas Roffler und dem Bio-Grischun-Präsidenten Claudio Gregori drei Fragen über Sinn und Unsinn der zwei Volksbegehren zu stellen.

Was die beiden direkt betroffene der Initiativen davon halten, lest Ihr in den Kurz-Interviews unten:

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