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Die Dreisprachigkeit vergessen

Die Flyer der Regierungsratskandidaten sind in den Haushalten Graubündens angekommen – die meisten grösstenteils auf Deutsch. Das kommt vor allem in Italienischbünden nicht gut an.

Corinne
Raguth Tscharner
16.05.18 - 04:30 Uhr
Politik
Nicoletta Noi-Togni fühlt sich als Italienischbündnerin nicht respektvoll behandelt.

Eine Frage des Respekts

Die FDP Graubünden ist eine von zwei Parteien, die den Grossteil der Texte auf dem Flyer ihres Regierungsratskandidaten in allen drei Kantonssprachen drucken liess. «Wir fanden einfach: Graubünden ist dreisprachig. Wenn es irgendwie möglich ist, dann verschicken wir unsere Wahlunterlagen auf Deutsch, Italienisch und Romanisch», sagt der Pressechef der FDP Graubünden, Silvio Zuccolini. Seine Partei sei der Ansicht, dass alle das Recht hätten, die Unterlagen in ihrer Muttersprache zu bekommen. Bisher habe sich dieses Vorgehen auch bewährt.

Lukas Horrer, Parteisekretär der SP Graubünden, welche die Unterlagen ebenfalls in drei Sprachen versandt hat, sagt dazu: «Wir leben in einem dreisprachigen Kanton. Wenn ein Flyer in allen Gebiete des Kantons verteilt wird, ist es eine Frage des Respekts, dass man die Informationen in allen Sprachen aufführt.» Es sei ihm ein Rätsel, wieso andere Parteien dies nicht täten.

«Wir haben nicht aufgepasst und hätten es besser machen sollen.»
Gian Michael, Wahlkampfleiter BDP Graubünden

Eine Partei, deren Flyer mit dem Brief nur auf Deutsch in die Briefkästen flatterte, ist die BDP Graubünden. Den Grund, weshalb dies so ist, erklärt Wahlkampfleiter Gian Michael: «Im Nachhinein müssen wir sagen, dass wir das vernachlässigt haben. Wir haben nicht gut aufgepasst und hätten es besser machen sollen.» Man suche keine Ausreden, denn die Übersetzung sei ein logistischer Aufwand, den man auf sich nehmen müsse.

Im Nachhinein sei klar, dass man weniger Informationen, aber dafür drei Sprachen auf den Flyer packen müsse, so Michael. Mit dem zweiten Set an Flyern, die nun verteilt wurden, sei man in die Tiefe gegangen und habe sich Mühe gegeben. «Die zweiten Flyer mit den Grossratskandidaten und dem Regierungsratskandidaten wurden in verschiedenen Sprachen verfasst und verschickt. In italienischen Gebieten auf Italienisch und in romanischen auf Romanisch», sagt Michael.

Auch bei der CVP werden die Flyer der Grossratkandidaten in drei Sprachen verfasst sein, so Kevin Brunold gegenüber TV Südostschweiz. Es sei Platzmangel, der dazu geführt habe, dass dies bei den Regierungsratskandidaten noch nicht komplett der Fall gewesen sei.

Beim Flyer der SVP wurde der Kandidat ebenfalls nur auf Deutsch vorgestellt. Wie die Wahlkampfleiterin Valérie Favre Accola sagte, hätten im Vorfeld aber alle italienischsprachigen Regionen einen italienischen Flyer zugestellt bekommen.

Da Romanisch verschiedene Idiome habe, gestalte sich diese Lösung in romanischsprachigen Gebieten aber schwieriger, sagte Favre Accola. «Da kann man die Regionen nicht so einfach auseinandernehmen. Das ist beim Postversand ein Problem.» In der Vergangenheit habe man es aber beispielsweise mit Plakaten in Rumantsch Grischun versucht. Das sei aber nicht gut angekommen. Aufgrund dieser Erfahrungen verzichte man nun bei den Flyern darauf.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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