×

Kunstprojekt für Menschen mit Behinderung

Eine Gruppe Klienten des Johanneum aus Neu St. Johann verweilte zwei Halbtage im Kunstzeughaus Rapperswil-Jona mit den Werken der aktuellen Ausstellung. In der Folge malten sie nach diesen Anregungen eigene Bilder, die jetzt für eine Woche im Foyer zu sehen sind.

Linth-Zeitung
14.01.19 - 18:36 Uhr
News
Künstler unter sich: Eine Gruppe Klienten des Johanneums setzte sich im Rahmen eines Kunstvermittlungsprojekts mit Bildern der englischen Malerin Rachel Lumsden (links) auseinander und interpretierte diese neu.
Künstler unter sich: Eine Gruppe Klienten des Johanneums setzte sich im Rahmen eines Kunstvermittlungsprojekts mit Bildern der englischen Malerin Rachel Lumsden (links) auseinander und interpretierte diese neu.
Bild Tobias Humm

Von Tobias Humm

Sie heissen Doris, Fortunato, Kornel, Elisabeth, Peter, Klara und Claudia. In einem Kunstvermittlungsprojekt von Artefix Kultur und Schule konnten sie zwei Halbtage lang sich mit der aktuellen Ausstellung im Kunstzeughaus auseinandersetzen. Ihnen ist gemeinsam, dass sie in der sozialen Stiftung Johanneum in Neu St. Johann im Toggenburg leben. Alle haben eine geistige Behinderung, was sie allerdings nicht hindert, sich mit einer fremden Bilderwelt auseinanderzusetzen. Die Ausstellung zeigt sehr kleine und sehr grossformatige Bilder der englischen Malerin Rachel Lumsden, in denen sie sich oft auf bereits bestehende Bilder bezieht.

Beim ersten Besuch bekamen alle ein Skizzenheft und Bleistift. Darin skizzierten sie ihren ganz eigenen Blick auf die farbigen Bilder, was bereits eine nicht zu unterschätzende Herausforderung war. Es entstanden zum Teil beeindruckende lineare, schwarz-weisse Interpretationen der farbigen und flächig gemalten Bilder.

Beim zweiten Besuch wurde im Atelier des Kunstzeughauses mit Farbe weitergearbeitet, was in den Skizzenbüchern vorbereitet war. Es wären auch ganz grosse Formate möglich gewesen, jedoch entschieden sich alle Teilnehmenden für die Papiergrössen, die sich auch in jedem Schulhaus finden.

Mit grosser Intensität am Werk

Die dabei entstandenen Arbeiten hängen nun für eine Woche im Foyer des Kunstzeughauses. Daneben zeigt eine Fotowand den Arbeitsprozess. Da sieht man die Intensität, mit der auch diese Menschen trotz ihrer Behinderung ans Werk gegangen sind.

Karin Dummermuth von Artefix zeigte sich sehr erfreut über den Erfolg des Projekts und erwähnt die Intensität, mit der gearbeitet wurde und dass im Gegensatz zu Projekten, die sie normalerweise leitet, hier mit grösster Spontaneität zu Werke gegangen wurde. «Diese Menschen haben keine Schere im Kopf. Sie machen das, wie es für sie stimmt», sagt die Begleiterin zu ihrem Projekt.

So sind bei Klara zwei Blumenbilder und ein Haus mit Bäumen entstanden und bei Doris farbige Flächen. Vielleicht ist das eine Motiv eine Sonne, vielleicht stellt ein anderes ein Haus dar. Ganz sicher ist man meist nicht, was da wie umgesetzt wurde. Fortunato malte schwarze Punkte auf gelb-blauem Hintergrund, Peter malte ein grosses Haus und grosse Blumen auf seine Leinwand. In manchen Arbeiten lässt sich die Quelle der Inspiration zurück auf ein konkretes Bild von Rachel Lumsden führen, andere sind eher der Bilderwelt seiner Schöpfer entsprungen.

Sprache als grösste Hürde

Die Sprache sei das grösste Hindernis bei der Arbeit gewesen, sagt Karin Dummermuth. Die Klienten des Johanneum, die an dem Versuch teilgenommen hatten, drückten sich leichter mit Pinsel und Farbe aus, als mit Worten. Evelyne Florian hat die Gruppe von der Stiftung her begleitet. Für sie war es wichtig, dass die Arbeit der geistig behinderten Menschen eine Öffentlichkeit bekam und dass sie als künstlerischer Versuch erkannt wird.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu News MEHR