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Bei Trockenheit kostet in Weesen das Heizen mehr

Der Gemeinderat Weesen ist besorgt wegen der Heizungsanlage dreier grosser Gebäude. Sie macht immer wieder Probleme – dann muss eine teure Notheizung einspringen.

Christine
Schibschid
14.02.19 - 16:00 Uhr
News
Wird mit Wärme aus dem Grundwasser geheizt: das Oberstufenschulhaus in Weesen.
Wird mit Wärme aus dem Grundwasser geheizt: das Oberstufenschulhaus in Weesen.
BILD MARKUS TIMO RèEGG

Das Oberstufenschulhaus Weesen, die Speerhalle und das Wohn- und Pflegeheim Tertianum bilden einen Nahwärmeverbund. Sie werden mit Wärme beheizt, die dem Grundwasser vor Ort entzogen wird. Es wird durch Hangwasser aus dem Gebiet Höfe gespeist.

Wie der Gemeinderat mitteilt, bereitet ihm diese Anlage Sorgen. Wenn es wie diesen Sommer wenig regnet, saugen die Wärmepumpen nämlich Grundwasser aus der weiteren Umgebung an, das Methan enthält. Sie müssen dann vorübergehend abgestellt und durch eine Notölheizung ersetzt werden. «Anderenfalls könnte die Anlage verschmutzt und beschädigt werden», sagt Gemeindepräsident Marcel Benz. Die Notölheizung werde durch eine Firma bereitgestellt und habe «schon einiges» gekostet. Konkrete zahlen kann Benz derzeit nicht nennen.

Erste Probleme 2017

Der Nahwärmeverbund ist seit 2011 in Betrieb und kostete laut Benz knapp 720 000 Franken. Anfangs lief die Anlage ohne Probleme, jedoch mit einem relativ hohen Stromverbrauch. Im Februar 2017 fiel sie erstmals aus. Auch Ende November mussten die Pumpen aufgrund von Messdaten vorsorglich abgestellt werden. «Wenn zu wenig Wasser da ist, saugt die Anlage vermutlich anderes Wasser als sonst an, das methanhaltig ist», sagt Benz.

Besseres Notsystem gesucht

Grundsätzlich funktioniere die Anlage, die Gemeinde suche aber nach einer nachhaltigeren Lösung, falls sie wieder ausfalle. «Wir hätten gerne ein Notsystem, das nicht mit fossilen Brennstoffen gespeist wird», sagt Benz. Aktuell bestehe das Problem nicht, man müsse aber bereit sein. «Wir wollen über den Winter Lösungsansätze prüfen», so der Gemeindepräsident. Denkbar sei etwa eine Lösung mit einer Pellet- oder Holzschnitzelheizung. Auch aus dem Seewasser könne Energie genutzt werden. «Wenn wir bei jeder längeren Trockenheit mit der Notölheizung aushelfen müssen, hätte sich ein anderes Notheizsystem nach ein paar Jahren sicher amortisiert», sagt er.

Auch wegen des erhöhten Stromverbrauchs habe die Gemeinde bereits Verbesserungen vorgenommen und im Sommer 2017 neue Pumpen eingebaut. «Die letzte Abrechnung hat gezeigt, dass sich das positiv auswirkt», sagt Benz. Beim Start der Anlage seien die jetzt ersetzten Pumpen wohl auf dem neuesten Stand gewesen. Die technische Entwicklung in diesem Bereich schreite aber schnell voran.

«Es wird wahrscheinlich schwierig, einen Verursacher auszumachen.»
Marcel Benz, Gemeindepräsident

Ob für die Probleme mit der Anlage jemand verantwortlich gemacht werden kann, ist offen: «In Planung und Installation waren verschiedene Firmen involviert», sagt Benz. Die Versicherung habe nicht gezahlt, weil bei der Verschmutzung 2017 nichts an der Anlage kaputtgegangen sei. «Wir prüfen das, aber es wird wahrscheinlich schwierig, einen Verursacher auszumachen.»

«Ab und an gibt es Probleme»

Dass es mit so einer Anlage Probleme gebe, könne manchmal sein, sagt Markus Friedl, Professor für Thermo- und Fluiddynamik an der HSR. «Man hört von solchen Anlagen, die problemlos funktionieren, aber ab und an gibt es Probleme.» Bei starker Trockenheit komme das von der Wärmepumpe angesaugte Grundwasser vermutlich aus einem ehemaligen Sumpfgebiet.

Einer von Friedls Stundenten schreibt derzeit seine Arbeit über Möglichkeiten, um das Weesner Gemeindehaus zu beheizen. Gemeindepräsident Benz sagt, dass aus den Ergebnissen vielleicht auch Schlüsse für den Nahwärmeverbund gezogen werden können.

«Vielleicht hatte man Pech»

In Rapperswil-Jona wird künftig auch Wasser für die Wärmeproduktion genutzt. Hier wird Abwasser eingesetzt, um Liegenschaften in der Umgebung der Abwasserreinigungsanlage zu beheizen. «Das System funktioniert mit zwei strikt getrennten Kreisläufen. Das gereinigte Abwasser und der Heizkreislauf vermischen sich nicht», sagt Beat Sommavilla, Leiter der Unternehmensentwicklung bei Energie Zürichsee Linth. Das System liesse sich nicht mit dem in Weesen vergleichen. An sich hält Sommavilla Grundwasser für einen guten Energieträger, den es mit Blick auf die Umsetzung der Energiestrategie zu nutzen gilt.«Vielleicht hatte man in Weesen einfach Pech», sagt er.

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