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Kampfflugzeuge

Reaktion mit Bezug auf den Leserbrief von R. Bernhard in der SO vom 15.01.2020

Lieber Herr Bernhard
Nach der Lektüre ihres Beitrages fühle ich mich verpflichtet, das Thema Flugzeugbeschaffung noch aus einer anderen, weniger traditionellen Sicht anzugehen. Natürlich kann man den Kerosinverbrauch unserer Luftwaffe kleinreden, ich bin jedoch der Ansicht, dass dieser 0.3% Co2 Anteil am schweizerischen Ausstoss nur schon deshalb zu viel ist, weil vollkommen unnütz! Ich habe den Eindruck, dass sich die Schweizer Armee nicht einmal mehr selber ernst nimmt, ist es doch bekannt, das ein elektromagnetischer Schlag (EMP) ausreicht um deren hochtechnisierte Ausrüstung in eine Haufen nutzlosen Schrott’s zu verwandeln. Innerhalb der Armee scheint das kaum ein Thema zu sein, es werden munter weitere hochkomplexe Waffensysteme beschafft, welche in einem Kriegsfall vom Gegner wohl zuallererst unbrauchbar gemacht würden. Ausserdem habe ich mich königlich darüber amüsiert, dass unsere vielgerühmten FA 18 während des grössten Teils ihrer Lebensdauer nur zu Bürozeiten einsatzfähig waren.
Die von ihnen angesprochene völkerrechtliche Verpflichtung, die Neutralität durch eine Armee zu erhalten, sagt nichts über deren Ausgestaltung aus. Obwohl selber Dienstverweigerer, bin ich Demokrat genug um zu akzeptieren, dass 2/3 der Bevölkerung eine Armee wollen. Wozu allerdings eine milliardenteure Luftwaffe gut sein soll, ist mir schleierhaft. Eine Lauftraumüberwachung lässt sich vom Boden aus sicher effizienter, umweltfreundlicher und vor allem günstiger realisieren. Aus meiner Sicht war und ist unsere Luftwaffe nicht mehr als ein völlig überteuertes Hobby für wenige grosse Kinder, die zuviel Top Gun geschaut haben. Ausserdem werden via Kompensationsgeschäfte bei der Beschaffung massiv Steuergelder an die Wirtschaft umverteilt. Die Milliarden für eine Ersatzbeschaffung sollten wir dringend in effiziente Umweltschutzmassnahmen investieren, wenn wir das Überleben unserer Spezies auf diesem Planeten noch etwas verlängern möchten.
Andreas Patzen, Scharans

Andreas Patzen
17.01.20 - 15:01 Uhr
Leserbrief
Ort:
Scharans
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Für sechs Milliarden neue Kampfjets kaufen, noch mehr Geld ausgeben für die Armee? Wie wollen wir uns mit verletzlichen Stauseeen und AKWs verteidigen, gegen tieffliegende Cruise missiles, gegen Raketen? Ein Gau in einem AKW, nach einer Bombardierung würde grosse Teile der Schweiz unbewohnbar machen.

Es gibt heute Alternativen zur militärischen Verteidigung, die wie es sich zum Beispiel in Estland, im Baltikum zeigte, durchaus erfolgreich sein können, die auch in der Schweiz zur Kenntnis genommen sollten.
Der Berliner Friedensforscher Theodor Ebert war auf dem Baltikum als Berater für ein gewaltloses Vorgehen tätig. Ebert verfasste schon 1972 die Studie „Gewaltfreier Aufstand – Alternative zum Bürgerkrieg“ (erschienen auch als Taschenbuch).

Der Kampf für die Befreiung und die Unabhängigkeit der baltischen Staaten wurde gewaltlos geführt. Im Zuge der Auflösung des sowjetischen Imperiums, die Gunst der Stunde unter Gorbatschow nutzend, erreichten die Balten ohne Krieg die Unabhängigkeit und den Abzug der Roten Armee. Nach 50 Jahren Diktatur gelang es gewaltlos die russische Besatzung zu beenden. Ein gewaltsames Vorgehen der Esten, Litauer und Letten gegen die russischen Besatzer, mit Bomben und Attentaten, hätte sicher eine blutige Reaktion der Roten Armee ausgelöst, wie in Tschetschenien. Die Sichtweise, ein Regime der Diktatur und der Unterdrückung zu überwinden sei nur mit Gewalt möglich, stellte der friedliche Umbruch in Osteuropa und der Falle der Berliner Mauer in Frage.

Theodor Ebert sah die soziale Verteidigung nicht als Allheilmittel zum Weltfrieden, sondern vielmehr als eine vorsichtige Überlebensstrategie in einer, unter anderem durch Atomwaffen, immer stärker bedrohten Welt. In diesem Kontext hatte sich Ebert auch intensiv mit der Bedrohung der westlichen Welt durch den Terrorismus befasst. Er sah durchaus eine Möglichkeit des gewaltfreien Widerstandes gegen terroristische Akte. Priorität hätte dabei die Bekämpfung der Ursachen des Terrorismus.

Auch unter extremen Diktaturen, sogar unter dem Naziregime, in Norwegen, Dänemark unter anderem, waren gewaltlose Aktionen oft erfolgreicher als Operationen der bewaffneten Résistance in Frankreich oder Jugoslawien. Dazu gibt es eine umfangreiche Literatur, zum Beispiel das Buch „Die gewaltfreie Aktion“ von Gernot Jochheim, Rasch und Röhring, 1984. Diese Studien wären gerade heute in unserer so gewaltgläubigen Zeit, des weltweiten Krieges gegen den Terror, aktuell.

Wieso geriert sich Estland (als nördlichster baltischer Staat, angrenzend Lettland, dann Litauen) als US-Militärbasis, wenn es denen um Frieden gehen täte?

Ich finde das das maximale Gegenteil von Friedenspolitik, Friedensforschung.

Nachdem die USA Hitler als Strohmann gegen Russland losschickten (Russland etwa 20 bis 40 Millionen Todesopfer) stehen die USA heute schon wieder vor Leningrad bzw. St. Petersburg.

Umgekehrtes Beispiel: Die USA würden so etwas nie dulden:

https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2012/03/kubakrise-kalter-krieg

Aber Europa schaut (unterstützend) zu, wie die USA ihr US-Militär (Nato, dass Europa hier etwas zu sagen hätte, ist eine Tarnung wie beispielsweise, dass ein Europäer Generalsekretär ist) inklusive Raketen an der empfindlichen West-Flanke Russland installieren: von Meer zu Meer: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ukraine de facto, Rumänien, Bulgarien (der Rest von Russland inklusive Nordpolarmeer ist eh bereits umzingelt von den USA).

Ich finde das unfassbar, unmoralisch und suizidal von Europa.

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