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Die Zersiedelungsinitiative: Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung

Ich steige ein paar Mal pro Jahr aufs Fürhörnli rauf, wo man ein eine einmalige Sicht aufs Rheintal hat. Es ist erschreckend wie viel gutes Kulturland in den letzten 30 Jahren verbaut und unwiderruflich zerstört wurde. Dies gilt besonders für Chur, wo die Bevölkerung zwischen 1970 und 2005 um nur gerade mal 1216 Einwohner zugenommen hatte.
Bis 2050 muss laut FAO-UNO die Agrarproduktion um 70% gesteigert werden, um eine Menschheit von 9 Milliarden ausreichend zu ernähren. Dies erfordert eine zusätzliche Ackerfläche von 72 Millionen ha alleine für die Nahrungsmittelproduktion. Zwischen 2005 und 2008 verdreifachten sich zeitweise weltweit die Preise von Reis, Mais, Weizen und Sojabohne als Folge von schlechten Ernten und Spekulationsgeschäften mit Nahrungsmittel. Extremwetter als Folge des Klimawandels und ein verstärkter Druck auf natürliche Ressourcen wie Böden werden diese Trends in der Zukunft noch verschärfen. Ein Land wie die Schweiz, dessen Nahrungsversorgung stark von Importen von Nahrungs- und landwirtschaftlichen Produktionsmittel, deren Preise sie nicht beeinflussen kann, abhängig ist, wird sich mal gezwungen sehen vermehrt auf die eigene Produktion zu setzen. Die Frage ist, wie viel landwirtschaftlich nutzbare Fläche dann noch verbleiben wird.
In der Schweiz stehen 72'000 Wohnungen leer, und der Bauboom für Mietwohnungen hält an, obwohl die Nachfrage schweizweit bereits seit Jahren nachlässt und die Nettozuwanderung stark am Abnehmen ist. Offensichtlich ergibt eine Regionalplanung auf Gemeinde- oder Kantonsebene genauso wenig Sinn, wie eine kommunale oder kantonale Aussen- oder Verteidigungspolitik (oder eine Klimapolitik basiert auf Zeitzonen); die zunehmende Fusionierung von Gemeinden zeigt auch, dass diese politischen Einheiten keine heiligen Kühe sind.
Es gibt jetzt schon viel Menschen, die das nächste Jahrhundert erleben werden. Die Frage ist, was für eine Welt wir ihnen hinterlassen werden. Wir müssen, was die Regionalplanung betrifft, grossflächiger und langfristig – sprich nachhaltiger – denken; d.h. unsere Nachkommen müssen nicht die Rechnung fuer unsere Kursichtigkeit bezahlen. Die Zersiedelungsinitiative ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Fritz Schulthess
29.01.19 - 10:30 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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