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Abstimmung Jonacenter

Mit scheinbar hohem finanziellen Aufwand wird im Moment Werbung für die schlagwortartigen Argumente der Gegnerschaft der geplanten Überbauung JonaCenter gemacht. Ich habe mir erlaubt diese auf der entsprechenden Webseite etwas vertieft zu betrachten.

Das Projekt wird als «Manhattan» im Osten von Jona verunglimpft ohne sich der Lächerlichkeit dieses Vergleiches zu schämen; gefühlsmässig sollte die geplante Überbauung im realen Manhattan als Einfamilienhaus durchgehen.

Die zusätzlich sehr prominent und demnach als Hauptargumente platzierten Schlagworte Stau, Lärm, Luftverunreinigung haben nichts mit dem geplanten Projekt zu tun. Wie schon mehrfach festgestellt wurde erzeugt das vorliegende Projekt gegenüber einer in Regelbauweise erstellten Anlage keinerlei Mehrverkehr. Es ist zutiefst verstörend wenn mit offensichtlich bewusst falschen Argumenten die Wählerschaft an der Nase herumgeführt wird.

Was eine attraktive, willkommenen und verdichtete Gestaltung definiert kann man diskutieren. Das vorliegende Projekt wurde allerdings von der Bauherrschaft freiwillig einem Architekturwettbewerb unterworfen, wenn wie auch schon im Argumentarium aufgeführt lediglich wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, fragt man sich warum der Investor dann diesen eher beschwerlichen Weg freiwillig gewählt hat. Grundsätzlich ist es sicher richtig, dass auch mit K4B eine attraktive Bebauung möglich ist. Das vorliegende Projekt besticht jedoch gerade mit den punktuell gesetzten Schwerpunkten und den daraus resultierenden Zwischenräumen, welche hohe Aufenthaltsqualitäten besitzen. Die angesprochenen Wald- und Seerandgebiete existieren natürlich, sind jedoch für den Besucher oder dem dort arbeitenden Personenkreis schlicht zu weit weg. In kurzen Arbeitspausen sind in unmittelbarer Nähe erreichbare Freiräume eminent wichtig. Auch die oft als sinnlos diffamierten Freiräume auf den Flachdächern sind bei richtiger Planung für die Kleinfauna als Korridor höchst effektiv. Auf den Flachdächern des Nationaltheathers von London gibt es einen eigenen Imker für die Pflege der dort heimischen Bienenvölker.

Dass das Projekt das Wohl der Bürger ausser Acht lässt ist eine reine Behauptung ohne Rückhalt, wie vorher erwähnt wurde es einem Wettbewerb unterworfen und der Vorschlag der Erhöhung der Geschosszahl mit den sich dadurch ermöglichenden Freiräumen ist aus meiner Sicht eher dem Wohl des Bürgers zugetan.

Dass die notwendige Infrastruktur als nicht ausreichend bezeichnet wird hätte wie in Bezug auf das Verkehrschaos ebenfalls keinen Zusammenhang ob in Regelbauweise erstellt oder nicht.

Da ich mich der Gilde der Planer zurechnen kann, wäre es schön zu erfahren, warum denn Planer, Investoren und Politiker kommen und gehen und sich scheinbar dabei in Luft auflösen. Auch dieser Personenkreis ist doch ein Bürger und muss mit den getroffenen Entscheidungen leben! Es bringt nichts ständig zwischen uns und den anderen zu spalten. Auch Planer sind Menschen!

Ich denke die Bürgerschaft muss sich bei Ihrer Entscheidung überlegen wie sich die Stadt in Zukunft präsentieren soll. Das Projekt wäre die Gelegenheit einer gesichtslosen Brache eine Identität zu verleihen. Im Moment wird im Stadtmuseum die Geschichte der Jonastrasse aufgearbeitet; ein Besuch im Vorfeld der Entscheidung wäre zu empfehlen. Einer der prägnantesten Bauten wäre wohl aus heutiger Sicht nie entstanden. Es wird sicher auch hier andere Meinungen über die Schönheit des Gebäudes am Cityplatz geben aber ich denke die Zeichenhaftigkeit ist unbestritten. Für mich steht es einem Felsen gleich im steten Verkehrsfluss und teilt diesen ohne Unterlass. Für die Bewohner öffnet sich die Altstadt einer Arena gleich. Hat Jona nicht wenigsten im bescheidenen Rahmen einen Kontrapunkt verdient?

Frank Roskothen
8645 Jona
Architekt SIA RIBA

Frank Roskothen
14.09.18 - 20:46 Uhr
Leserbrief
Ort:
Jona
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