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Fremdspracheninitiative

Ein überzeugtes Ja zur Fremdspracheninitiative
Vermutlich ist es für Lehrpersonen der Primarschule alles andere als einfach, ihre Schülerinnen und Schüler vom Sinn der Frühfremdsprache Italienisch zu überzeugen, einer Sprache, die in deren Alltag – im Gegensatz zum Englischen – kaum eine Rolle spielen dürfte. Wie bringt man unmotivierte Kinder dazu, Einsatz in einem Fach zu leisten, für das die persönliche Motivation fehlt? Durch den Druck der Noten. Ob damit aber der „Identität Graubündens“ und dem „kantonalen Zusammenhalt“ gedient ist, wage ich zu bezweifeln.
Die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler mit zwei Frühfremdsprachen überfordert sind, kann ich nicht beantworten; was aber bestimmt beeinträchtigt wird, sind die Kompetenzen in der hochdeutschen Muttersprache. Als langjähriger Deutschlehrer, der jedes Jahr die Entwicklung der Deutschkompetenzen anlässlich der Korrekturen der Aufnahmeprüfungen fürs Gymnasium verfolgen konnte, behaupte ich, dass eine der grössten Baustellen der Deutschschweizer Schulen im Bereich der Erstsprache zu finden ist.
Motivationsprobleme fürs Fach Italienisch dürften auch vielen Eltern nicht unbekannt sein, müssen sie doch damit rechnen, dass ihre Kinder später einmal ein Studium, eine Berufsausbildung oder eine berufliche Tätigkeit ausserhalb unseres Kantons beginnen werden. Da sind vor allem Englischkompetenzen gefragt. Nützlich wären aber auch Kenntnisse des Französischen, eines Faches, das man in Graubünden vor einigen Jahren zugunsten „unserer dreisprachigen Identität“ ausgemustert hat. Typisch für das Bündner Inseldenken ist die Grafik, mit der die Gegner der Fremdspracheninitiative Stimmung machen. Graubünden ist von lauter Feinden umzingelt, die unserer Identität den Garaus machen wollen. Dass es eine restliche Schweiz gibt, die für viele Bündner Schülerinnen und Schüler die Zukunft bedeutet, wird unterschlagen. Ich hoffe, dass sich möglichst wenig Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von den wohlklingenden und wohlfeilen Worten der Politiker und der Verbandsfunktionäre beeinflussen lassen und mit mir zusammen am 23. September der Fremdspracheninitiative zustimmen werden.

Hansueli Christener
05.09.18 - 12:03 Uhr
Leserbrief
Ort:
Schiers
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Ja genau Herr Hansueli Christener, den Schülern das Italienische aufzubrummen, als einziger Kanton der Schweiz wohlverstanden, ist eine Arroganz sondergleichen!. Das haben wir eben einem Puschlaver zu verdanken, der im Jahr 2006 am Ruder sass. Vor allem im Schulwesen sind Experimente ein Verbrechen, weil sie ganze Jahrgänge schädigen. Nirgendwo anders hat man so umfassende Erfahrungswerte wie in der Schule, und müsste eigentlich nur optimieren und bestehen lassen was sich bewährt hat.