×

Fremdspracheninitiative

Angriff auf die Bündner Wirtschaft

Neben didaktischen und politischen Argumenten sprechen auch wirtschaftliche Faktoren gegen die Fremdspracheninitiative: Welche Sprachen werden in unserer Wirtschaft überhaupt benötigt? Welche Sprachkenntnisse erwarten die Betriebe von ihrem Personal? Eine im Sommer 2011 durchgeführte Umfrage der Universität Freiburg, an welcher gut 900 Betriebe aus dem ganzen Kanton teilgenommen haben, kommt zum Schluss, dass die Arbeitswelt Graubündens mehrsprachig ist. 97% der Betriebe brauchen die deutsche Sprache in mündlicher Form, 75% die italienische, 64% die englische und 48% die romanische. Analysiert man, wie häufig die Sprachen Italienisch und Englisch gebraucht werden, stellt man fest, dass das Italienische von 40% der Betriebe täglich oder wöchentlich gebraucht wird, das Englische von 23% der Betriebe.

Diese Resultate zeigen, dass es in Deutschbündens Schulen sinnvoll ist, Italienisch als erste Fremdsprache zu lernen. Denn gesamthaft gesehen sind im Kanton Italienischkenntnisse gefragter als Englischkenntnisse. Italienisch stellt also einen Mehrwert für Graubündens Schulabgänger dar und bringt ihnen auf dem Arbeitsmarkt einen Vorteil gegenüber ausserkantonalen Stellenbewerbern.

Das Italienische erfüllt in Graubünden noch eine weitere Funktion: Es dient als Brückensprache auf dem Bau oder in anderen Bereichen mit viel zugewandertem Personal. So lernen z.B. Portugiesen schneller Italienisch als Deutsch, und so wird das Italienische zur Kommunikationssprache in verschiedenen Bereichen.

Zudem ist Italien einer der wichtigsten Handelspartner der Schweiz, und für die Geschäftsbeziehungen zwischen den zwei Ländern hat Graubünden dank seiner geographischen Lage einen natürlichen Standortvorteil. Um unsere Funktion als Drehscheibe weiterhin nutzen und ausbauen zu können, sind Italienischkenntnisse eine gefragte Kompetenz. Anstatt eine diskriminierende Überforderungsdebatte zu führen, sollten wir das in fast allen Kantonen eingeführte Zweisprachenkonzept beibehalten, einen motivierenden Italienischunterricht fördern und so die besten Voraussetzungen schaffen, um unsere Kinder und unsere Wirtschaft zu fördern. Am 23. September muss deshalb die Fremdspracheninitiative abgelehnt werden.

Franco Milani, Präsident Pro Grigioni Italiano

Franco Milani
03.09.18 - 08:37 Uhr
Leserbrief
Ort:
St. Moritz
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Se questi non sono argomenti validi per imparare l'italiano, allora ....

Die Fremdspracheninitiative fördert eben nicht, sondern verhindert ein sinnvolles Erlernen der italienischen Sprache.

Italienisch wichtiger für die Bündner Wirtschaft als Englisch?
Die Fremdspracheninitiative fördert gerade auch das Italienische. Sie sorgt dafür, dass die Schulabgänger besser Italienisch können als heute. Herr Milani und die PGI kämpfen auf der falschen Seite.

Urs Kalberer, Mitglied des Initiativkomitees der Fremdspracheninitiative