×

Gruss an Herrn Cortesi

Ja, Herr Cortesi, da haben Sie aber so was von Recht! Diese Ausländer sollen sich richtig (so „richtig“ wie in der schweizerischen Biowerbung von Coop) integrieren. Hier meine weiteren Vorschläge:
Dieser Embolo und dieser Akanji sollen gefälligst ihre unschweizerisch dunkle Haut bleichen (wie der Micheal Jackson); alle Nationalspieler sollen sich Eidgenossen-Tattoos zulegen, und zwar auf ihren Allerwertesten (hinten und vorne!); Dem Doppeladler-Zeichen sind strikt Murmelipfiffe vorzuziehen; Und natürlich sollen sie alle, in ihrer Geld- und Konsumgeilheit der einzig wahren, heilig- und seliggesprochenen, konsequent nationalkapitalistischen, von überaus selbstkritischen und divergenten Denkern geführten, fadenscheinig bürgerlichen Partei beitreten: der SVP, der schweizerisch-völkischen Partei.
Nein Ernsthaft, Herr Cortesi. Ihr Brief weckt meinen Zynismus und Sarkasmus. Sorry dafür! Versuchen Sie sich doch mal vorzustellen, sie selbst oder ihre Eltern hätten ihre geliebte Schweiz verlassen müssen! Aus welchen Gründen auch immer, vielleicht weil sie ein sogenannter Wirtschaftsflüchtling wären (also auf der Flucht vor dem Kapitalismus!). Es wäre doch ganz normal, dass sie dann zwei Herzen in ihrer Brust tragen, oder!? Nehmen wir an sie würden nach Bayern fliehen. Dann käme gleich der Horst und würde sagen: „Dahoam is Dahoam und Dahoam gibt’s kan Fondue!“ Auffallen würden Sie mit ihrer komischen Dialektsprache, Heimweh hätten Sie und es wäre wohl nicht ganz einfach alles Vergangene zu verleugnen, oder!? Die Bratwurst, das Albisgüetli, die schweizerischen Berge. Deshalb Herr Cortesi: Ein bisschen Empathie schadet nie!

Und noch was zur Integration: Integration gelingt, wenn wir offen sind für diese Menschen, ihnen begegnen, sie einladen, ihnen das Ausleben ihrer Kultur zugestehen und dennoch klar sind die Sprache, unsere Verfassung etc. betrifft! Natürlich bleibt es ein heikles Thema. Doch es bringt nichts, diess auf populistische Weise zu tun. Die Schweiz ist bunt und das ist gut so. Und ich bin ein Gutmensch. Das ist auch gut so. Wenn wir ihre Idee bis ins Ideologische steigern, dann müssten wir die Schweiz einer Flurbereinigung unterziehen. Wir müssten hunderte Jahre zurückspulen und würden dann merken: Auch wir wanderten irgendwann einmal zu (dazu empfehle ich Ihnen wärmstens die Lektüre der Kolumne „Helvetische Flurbereinigung“ von Hugo Loetscher).

Hesse hat mal gesagt: „Ich bin gerne Patriot, aber vorher Mensch. Wenn beides zusammenkommt, gebe ich gerne dem Menschen recht.“

Philippe Recher
02.07.18 - 12:30 Uhr
Leserbrief
Ort:
Zizers
Zum Artikel:
Leserbrief von Herrn Cortesi, 30.6.
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Es ist erstaunlich, was sich nach einer solch simplen Geste für Abgründe auftun. Als hätte man nur darauf gewartet! Ein Alain Fischer vergleicht in seinem Leserbrief Schweizer mit Balkanwurzeln sogar mit einem Gift. Damit emuliert er wohl Roger Köppel, für den Secondos immer noch Ausländer zu sein scheinen. Wie viele Generationen braucht es, um als Schweizer anerkannt zu werden, und sollte man sich vielleicht sogar umtaufen lassen? Und wie steht es mit Köppels eigener Familie? Laut Wikipedia waren die Grosseltern mütterlicherseits Deutsche und seine Frau Vietnamesin. Aber vielleicht ist man vor der SVP sicher, solang man kein erfolgreicher Fussballer ist. Manche von denen sind einfach gestrickt.