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Sonderjagd

Die verflixte Sonderjagd
Selten wird eine Kontroverse so heftig geführt wie jene der Sonderjagd. Die laufende Initiative zur Abschaffung der Sonderjagd verlangt, dass der Rotwildabschuss so wirksam wie möglich im September erfüllt wird. Der Grossteil des Rotwildes hält sich aber im September nicht im Jagdgebiet auf, sondern im
• Ausland,
• in einem anderen Kanton,
• im Nationalpark,
• in Banngebieten und in Wildschutzgebieten.
• Sie sind für die 5500 Bündner Jäger schlicht nicht erreichbar.
Im Ausland und in anderen Kantonen gibt es andere Jagdsysteme, etwa die Revierjagd. An einem Revier sind nur wenige Jäger beteiligt, somit sind diese personell nicht in der Lage, zeitgleich mit Graubünden den Abschuss zu tätigen. Damit die Abschüsse dort erfüllt werden, erstrecken sich die Jagdzeiten zum Teil bis Ende Januar.
Das lernfähige Rotwild begibt sich folglich während der Septemberjagd schon frühzeitig in jene Gebiete, die nicht oder eben nur geringfügig bejagt werden. Sobald der Jagddruck in Graubünden nachgelassen hat, kehrt es dorthin zurück und entzieht sich somit der Verfolgung. Es überwintert in den Wildruhezohnen, wo es keinen Störungen ausgesetzt ist.
Entsprechend halten sich zu viele Tiere in unseren Wintereinständen auf. Schäden entstehen, die Nahrungsgrundlage ist nicht für alle ausreichend. Ergänzend ist zu erwähnen, dass mit dem Nationalparks und den Banngebieten Orte geschaffen wurden, wo sich vor allem das Rotwild ungestört vermehren kann.
Ist die Jagd im November/Dezember tierschutzwiedrig?
• Alle Wildtiere verfügen in dieser Jahreszeit über die höchsten Energiereserven
• Sie sind auf dem konditionellen Höhepunkt des Jahres
• Ihre Fitness ist optimal, maximal 10 halbe Tage Störung während der Sonderjagd verursacht keine körperliche Beeinträchtigung
Wussten Sie: Wölfe jagen zu dieser Jahreszeit in intakter Natur am intensivsten!
Gibt es eine echte Alternative zur Sonderjagd?
Mir fällt keine Gewichtige ein!
Dass sich Wildbestände, die bejagt werden, stärker vermehren als unbejagte, konnte ich (ausser bei den Wildschweinen) nie beobachten. Dass Jungtiere aus bejagten Zonen früher geschlechtsreif (und somit führend) sind auch nicht. Alle bekommen nur einmal im Jahr Nachwuchs. Rehe in der Regel Zwillinge, Rotwild ein Junges.
Und noch Folgendes:
• Die Banngebiete ( in denen nicht gejagt werden darf ), wurden damals geschaffen, um den Wildbestand zu erhöhen. Wozu dienen sie heute?
• Der Bündner Jäger darf nur eine Patrone im Gewehr laden. Was spricht gegen eine Zweite?
Abschüsse könnten so effektiver erfüllt und dadurch Störungen reduziert werden.
Guido Picenoni, Champfèr

Guido Picenoni
11.05.18 - 16:01 Uhr
Leserbrief
Ort:
Champfèr
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Die Argumente für den Verbleib der Bündner Sonderjagd sind nicht nachvollziehbar und gerade zynisch wenn geschrieben wird, das Rotwild sei gerade im Ausland (sicher auf Badeurlaub in Italien) oder ein zweite Patrone
(gleich wie beim Tellen Schuss) löse das Problem. Mir tun die 5500 Jäger im Land leid, die schlicht das Wild im September nicht auffinden können. Spass bei Seite, dass die Sonderjagd dem Wild im zusätzlichen Stress beschert und Wildbiologisch nicht vertretbar ist. Gerade in diesem strengen Winter bei dem viel Wild durch den vielen Schnee und Kälte verendet oder massiv geschwächt wurde braucht es keine Sonderjagd. Dazu kommt der Befall der Hirsche durch die Rachenbremse, die oft tödlich endet. Gerade weil im Frühjahr eine massiv Ueberdüngung unserer Wiesen eine schlecht Futtergrundlage fürs Wild ist, darf dieses nicht zusätzlich mit einer Sonderjagd im Spätherbst gestresst werden. Vielleicht müssten einfach weniger Patente verkauft werden und im Nationalpark eine wildbiologische Regulierung stattfinden.