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Volles Programm in die warme Stube: Filmfestival als Home Edition

Die Solothurner Filmtage mussten mehrmals neu erfunden werden - nun findet die 56. Ausgabe (20.-27.1.) definitiv online statt. Die Veranstalter sehen es positiv und sprechen von einer «Demokratisierung der Kultur».

Agentur
sda
06.01.21 - 14:15 Uhr
Kultur
Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Filmtage, hat sich im flexiblen Denken geübt: Die 56. Festivalausgabe musste pandemebedingt viermal neu geplant werden.
Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Filmtage, hat sich im flexiblen Denken geübt: Die 56. Festivalausgabe musste pandemebedingt viermal neu geplant werden.
Keystone/URS FLUEELER

Hinter Anita Hugi, Direktorin der Solothurner Filmtage, und ihrem Team liegt ein turbulentes Jahr. Vier verschiedene Festivalkonzepte mussten aufgrund der pandemiebedingt ständig wechselnden Bestimmungen entworfen werden - angefangen bei einer redimensionierten und verhältnismässig vertrauten Ausgabe vor Ort.

Das war der Stand im Mai 2020. An Weihnachten war dann nicht einmal die Online-Variante mit vereinzelten, kleinen Vorführungen in Solothurn mehr denkbar. Heisst: Das ausschliesslich virtuelle Konzept der 56. Solothurner Filmtage wurde definitiv zum festen Standbein.

Man werde das Festival trotzdem «umfassend, mit allen Preisen, Sektionen und Sonderprogrammen anbieten: als 'Home Edition'», sagte Hugi an der virtuellen Medienkonferenz vom Mittwoch. Basis dafür ist eine neue Website, ein «Bildwurf in die Zukunft», wie Anita Hugi es nennt. «Sie zeigt und vermittelt den Schweizer Film auf attraktive und moderne Art.»

Auch der Präsident der Solothurner Filmtage, Felix Gutzwiller, spricht mit Freude von der Digitalisierung des Festivals, die notgedrungen im Schnellgang vorgenommen werden musste. Er sieht die Verlagerung in den virtuellen Raum nicht zuletzt als «Demokratisierung der Kultur» und als «Dienst an die Kultur».

Die Online-Edition sieht keine Gratisvorführungen vor. «Kultur ist kostbar», betont Gutzwiller. Aus den Einnahmen der Online-Eintritte (1000 virtuelle Plätze pro Film) geht ein direkter Solidaritätsbeitrag an die Produktionen.

Regisseurinnen in Überzahl

170 Filme aller Genres, Länge und Landessprachen umfasst das diesjährige Programm. Mit 651 Produktionen seien besonders viele Einsendungen eingegangen (626 im Vorjahr), so Anita Hugi. Zwölf aktuelle Dokumentar- und Spielfilme, darunter die Weltpremieren «Nachbarn» von Mano Khalil, «Scent of Fear» von Mirjam von Arx oder «Watch Over Me» von Farida Pacha, sind für den Prix de Soleure nominiert.

Mit acht Regisseurinnen, fünf Regisseuren und einer Ko-Regie von zwei Filmemacherinnen. sind die Frauen in der Geschichte des Jurypreises erstmals in der Überzahl. Der mit 60'000 Franken dotierte Hauptpreis der Solothurner Filmtage wird am 26. Januar zum 13. Mal vergeben.

Auf der Website übertragen wird am selben Tag ausserdem die Verleihung des mit 20'000 Franken dotierten Prix du Public. Elf Spiel- und Dokumentarfilme sind nominiert, darunter «Beyto» von Gitta Gsell, «Schwesterlein» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond oder «Atlas» von Niccolò Castelli. Letzterer ist der Eröffnungsfilm und wird am 20. Januar auf der Festivalseite sowie auf den TV-Sendern SRF 2, RSI LA 2 und RTS 2 ausgestrahlt.

In der Kategorie «Opera Prima» wird erstmals ein 20'000 Franken dotierter Preis für ein Erstlingswerk vergeben. Der transversal angelegte Wettbewerb umfasst alle Langfilmdebüts der offiziellen Auswahl in den Reihen Panorama Schweiz, Prix de Soleure und Prix du Public. «Von Fischen und Menschen» von Stefanie Klemm sowie «Wild - Jäger und Sammler» von Mario Theus gehören dazu.

Filmkritik im Fokus

Das «Rencontre» ist dem bald 80-jährigen Regisseur und Produzent Villi Hermann («San Gottardo», «Bankomatt») gewidmet. Der Sohn eines Deutschschweizer Vaters und einer Tessiner Mutter hat stets Werke geschaffen, die von der Realität handeln, die ihn umgibt.

Die Sektion «Fokus» widmet sich der Filmkritik. Zu dem Programm-Special gehören sowohl eine Filmreihe wie auch Podien und Master Classes. Das Format soll zu einem Austausch zwischen Filmkritikern, Filmschaffenden und dem Publikum anregen und verschiedene Formen der Filmkritik thematisieren. «Ohne Kritik keine Entwicklung», sagte Anita Hugi an der ersten Medienkonferenz im Dezember. «Die Filmkritik gehört zum Prozess des Filmemachens essentiell dazu.»

In der neuen Sektion «Im Atelier» soll dagegen der künstlerische Austausch im Zentrum stehen, der «Knowhow-Transfer», wie Anita Hugi es nannte. Filmschaffende aller Metiers haben die Möglichkeit, an Workshops und Master Classes teilzunehmen. In diesem Rahmen wird unter anderem Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe («Die göttliche Ordnung», «Frieden») über ihren Schaffensprozess reden.

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