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«Unsere Musik ist Ebbe und Flut»

Die Power-Frauen und Gründerinnen von Mr. Linus sind in der Kategorie «Newcomer des Jahres 2019» nominiert. Wir verraten Euch, weshalb.

Kristina
Schmid
03.04.20 - 04:30 Uhr
Kultur

Irgendwo zwischen Ebbe und Flut. So beschreiben Rebecca Schelling und Anna Clavadetscher, die zwei Frauen und Gründerinnen von Mr. Linus, ihre Musik. Ebbe, weil ihre Musik auch mal ganz leise und ruhig sein kann. Flut, weil ihre Musik auch unfassbar laut sein kann. Und das innerhalb eines einzigen Songs. Und wer sich jetzt immer noch nichts darunter vorstellen kann: Die Musik könnte man noch am ehesten dem Genre lauter Indie-Punkrock zuordnen.

Rebecca Schelling lacht. «Wir wissen auch nie so richtig, wie wir unsere Musik beschreiben sollen. Deshalb das mit der Ebbe und Flut.» Es waren Bands wie Heisskalt, Fjørt, Turbostaat oder Lygo, welche die beiden Frauen zu dieser Musik hinführten. Das hat ihnen gefallen, so wollten sie sein. Oder anders gesagt: Diese Art von Musik wollten sie machen. Und sie haben es geschafft.

On Tour mit Vorbildern

Im Frühling vergangenen Jahres brachte Mr. Linus ihre erste EP mit vier Songs heraus, mit der sie sogleich überzeugen konnten. Die Bands, die sie jahrelang selbst gehört hatten, fragte sie nun, ob sie als Vorband mit ihnen auf Deutschlandtour gehen wollen. «Natürlich wollten wir», sagt Schelling. «So etwas kann man sich doch nicht entgehen lassen.»

An dieser Stelle muss festgehalten werden: Nicht viele Schweizer Bands, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, bekommen die Möglichkeit, in Deutschland zu spielen. «Das, und dann auch noch vor einem Publikum spielen zu dürfen, die diese Art von Musik auch noch mag – das war megacool», sagt Schelling. 

Zu viert seien sie in einem kleinen Auto von Stadt zu Stadt, quer durch ganz Deutschland gereist. Auf dem Schoss das ganze Equipment. Vor Ort mussten sie alles selber aufstellen, übernachten konnten sie bei Freunden oder dort, wo ihnen die Veranstalter eben ein Plätzchen organisierten. «Das war schon ganz anstrengend. Aber es hat sich mehr als ausgezahlt. Es war eine wirklich unfassbare Erfahrung.» Ihr persönliches Highlight war das Highlight eines Konzertbesuchers. Nach dem Konzert in Berlin sagte er den zwei Frauen, die beiden wären sein persönliches Highlight vom Jahr 2019. «Und jetzt kann ich sagen, dass dieser Satz unser Highlight vom letzten Jahr war», sagt Schelling und lacht.

Monate für einen Song

Die vier Songs ihrer EP live spielen zu dürfen, das war auch deshalb so besonders für Clavadetscher und Schelling, weil sie so viel Zeit in diese Songs investiert hatten. Während andere Bands manchmal innerhalb eines Tages einen neuen Song schreiben, braucht Mr. Linus Monate. So zumindest sagt es Schelling. Der Grund ist nicht etwa der, dass ihnen die Ideen fehlen. Vielmehr ist es das genaue Gegenteil. «Wir haben immer so viele Ideen, wollen immer alles umsetzen. Und das geht nicht. Aus diesen vielen Möglichkeiten, dann das Wesentliche zu finden, ist nicht immer so einfach.»

Jury-Entscheid:

«Sie haben mehr 'Eier' als ganz viele andere Bands in Graubünden. Sie machen sehr druckvollen, ehrlichen und authentischen Indie-Punk. Mit ihrer Debut-EP konnten sie überzeugen und gleich eine Deutschlandtour anhängen. Das macht ihnen so schnell niemand nach. Frauenpower pur!»

Simon Lechmann, Leiter Entertainment & Kultur bei den «Südostschweiz»-Medien sowie Jury-Mitglied beim Bündner Music Award

Doch sie haben es geschafft. Entstanden sind vier Songs, die sich mehr als nur hören lassen dürfen. «Es handelt viel um Umbruch- und Aufbruchstimmung. Darüber, zu sagen, was man will. Darüber, etwas zu tun, um eine Änderung herbeizuführen. Und wir sprechen Probleme in der Gesellschaft an.» Nie würde es in den Songs um etwas Bestimmtes gehen. Und zwar bewusst nicht. «Wir wollen, dass jeder den Song für sich selbst interpretieren kann. Wir wollen, dass unsere Hörer sich mit den Songs beschäftigen.»

Bald können sich Fans auch mit ganz neuen Songs von Mr. Linus beschäftigen. Wie Schelling sagte, würde es für die zwei bald wieder ins Studio gehen. Sie haben so richtig Lust darauf, neue Songs zu schreiben. Neue Songs zu schaffen. Und bis dahin gibt es zumindest noch einige Konzerte.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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