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«Das 'urchige' an meiner Musik wird geschätzt»

Malenco ist als «Künstler des Jahres 2019» nominiert. Grund dafür ist sein neustes Album «Berries for the old town». Doch was hat es damit auf sich?

Kristina
Schmid
30.03.20 - 04:30 Uhr
Kultur
Matthias Tscharner macht als Malenco rootsige Musik.
Matthias Tscharner macht als Malenco rootsige Musik.
MARCO HARTMANN

Immer dann, wenn Matthias Tscharner ein Konzert gibt, setzt er sich einen Hut auf. Seinen Malenco-Hut, wie er ihn nennt. Und wie es der Name bereits verrät, soll dieser Hut Tscharner zum Musiker Malenco verwandeln. Man mag von solch grossen Hüten halten was man will, zu Malenco passt er. Zu dieser unglaublich rootsigen, urchigen Country- und Soul-Musik, die er eben macht.

Es ist aber nicht der Hut, der Malenco zum Musiker macht. Schliesslich schreibt Malenco seine Musik nicht mit diesem Hut auf dem Kopf. «So romantisch darf man sich das nicht vorstellen», sagt Malenco. Er schreibe seine Songs auch im Pyjama und in Unterhose. Das Talent ist nicht der Hut. Es ist Malenco. In seinem Kopf schwirrt es nur so vor Ideen. Kein Wunder, wacht er jeden Morgen mit einer neuen Idee für eine Melodie oder einen Text auf. Kein Wunder, hat er bei so vielen Möglichkeiten Mühe zu entscheiden, was eines Tages auf dem Album seinen Platz erhalten soll. Malenco hat es aber geschafft. Und dabei herausgekommen ist ein unfassbar gutes Album mit dem Titel «Berries for the old town».

Eine Beere, ein Song

Kein anderer Bündner Musiker hat national und international so viele CD-Kritiken erhalten wie Malenco. Und dazu noch ausschliesslich positive Kritiken. Selbst in renommierten Heftchen fand Malencos CD Erwähnung. «Meine Musik ist ein Gegenstück zu dem, was man sonst den ganzen Tag zu hören bekommt. Dieses 'urchige' an meinem Album ist es, das so geschätzt wurde», sagt Malenco.

Dieses «urchige» und «natürliche» von dem Malenco spricht, findet sich nicht nur in der Musik wieder, die er macht. Es findet sich auch in der Aufmachung des Albums. Hinter jedem Song auf dem Cover ist eine Beere gezeichnet. Eine Himbeere. Eine Brombeere. Eine Stachelbeere. Und auf der Vorderseite des Covers ist eine Saftpresse zu sehen. «Wenn man alle Beeren durch die Presse lässt, gibt das eine Einheit. So ist das mit dem Album», sagt Malenco.

Nichts für den Mainstream

Die Musik, die Malenco macht, ist nicht alltäglich. Sie ist keine Computer-Musik. Sie ist keine Klubmusik. Diese Art von Musik wollte Malenco nie machen. «Ich bin schon immer gegen den Strom geschwommen», sagt er. Aber ihm gefällts. «Mit meiner Musik will ich die Rückbesinnung auf das, was Musik eigentlich ist. Unterhaltung.»

Jury-Entscheid:

«Der Rhäzünser, der sich dem Blues verschrieben hat, hat seine Roots in diesem Musikstil definitiv gefunden. Malenco glänzt mit seiner minimalen Instrumentierung und bringt so Leben in seine Songs und seine Texte. Dies hat auch schon die internationale Musikpresse mitbekommen. Malenco live ist wie ein Erlebnis, 'Face To Face With A Bear'. Also echt und eben eins zu eins.»

Stämpf, Musikexperte und Jury-Mitglied des Bündner Music Award

Unterhaltung. Wenn dieses Wort fällt, denkt Malenco an die Strassenmusiker im Mississippi-Delta, die anno dazumal von Haustüre zu Haustüre zogen, um die Leute mit ihrer Musik zu unterhalten. Ohne grosse Hilfsmittel. «Ich spreche da von Zeiten, in denen Country und Blues Türe an Türe gespielt haben. Dort stöbere ich. Ich konzentriere mich auf das Minimum und versuche dann, zu unterhalten.»

Das wird Malenco auch in diesem Jahr an diversen Konzerten in unterschiedlichen Bars tun. An den Orten, an denen das Feedback am ehrlichsten und direktesten ist. Und wo er Inspiration für neue Musik findet.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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