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Tom Tiraboscos geheimnisvolle Comicwelten im Cartoonmuseum Basel

Düster und geheimnisumwittert sind die Arbeiten von Tom Tirabosco - ob er nun apokalyptische Comic-Geschichten erzählt oder Kinderbücher illustriert. Das Cartoonmuseum Basel widmet dem Genfer Comic-Künstler eine Retrospektive.

Agentur
sda
21.11.19 - 14:40 Uhr
Kultur

Der Comic «Femme sauvage» beschreibt den Weg einer jungen Frau, die der durch Krieg und Umweltkatastrophen zerstörten Stadt entflieht und in einer geheimnisumwitterten Parallelwelt im Wald ums Überleben kämpfen muss. Die Bilder sind in düsterem Schwarzweiss gehalten, realistische figurative Darstellungen verschmelzen mit unheimlichen Fantasy-Elementen.

«Femme sauvage» ist das jüngste Buch von Tom Tirabosco, herausgegeben vom französischen Verlag Futoropolis. Das Cartoonmuseum zeigt eine Auswahl von Originalzeichnungen aus dem Werk, neben vielen anderen Arbeiten des Genfer Comic-Künstlers und Zeichners. Es ist die erste Retrospektive im deutschsprachigen Raum des vor allem im frankophonen Raum sehr erfolgreichen Künstlers.

Der düstere Ton zieht sich durch praktisch alle Arbeiten Tiraboscos, gleich ob er nun apokalyptische Geschichten aus einer von Umweltkatastrophen versehrten Welt erzählt oder Illustrationen für Kinderbücher fertigt. Letztere seien etwas «heiler», sagte Museumsdirektorin Annette Gehrig an der Medienführung am Donnerstag durch die Ausstellung, die mit «Wonderland» den Titel eines autobiografischen Comics übernommen hat.

Aber «heiler» ist hier nicht mit einer heilen Welt gleichzusetzen. Tirabosco selber sagte in Basel, dass seine Werke voller Geheimnisse stecken. Und voller Bäume, wie er hinzufügte. Tatsächlich sind Waldlandschaften allgegenwärtig, selbst auf grossformatigen surrealistischen Porträtzeichnungen von Männern in Vatermörder-Kragen, deren Gesichter von gefallenen Bäumen zugewuchert sind.

Neben Comics zeichnet Tirabosco regelmässig auch Cartoons für Zeitungen und Zeitschriften, etwa für das Comic-Magazin «Strapazin» oder für Tageszeitungen wie «Le Temps» und «Libération». Und er betätigt sich als unabhängiger Künstler. Anlässlich der Ausstellung in Basel hat er neben den grossformatigen Porträts einen Band mit Zeichnungen von 30 toten Vögeln («Trente oiseaux mort») verfasst - Vögel als Botschafter einer Welt am Rande der Katastrophe.

Aussergewöhnlich an Tiraboscos Arbeiten sind nicht nur Stil und Inhalt, sondern auch die Technik. In aufwändiger Art vermischt er die Drucktechnik der Monotypie, bei der, wie der Name sagt, nur ein Abzug hergestellt wird, mit der Arbeit mit dem Pastellstift. So entsteht ein plastisches Bild, das mit seinen weichen Konturen ästhetisch der Malerei nahekommt.

Die Ausstellung «Tom Tirabosco. Wonderland» ist bis 8. März 2020 im Cartoonmuseum Basel zu sehen.

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