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Die Näfelser Trommler wollen eine Brücke schlagen

Das Ostschweizerische Jungtambourenfest findet dieses Jahr in Näfels statt. Rund 250 Jungtambouren und viele Gäste werden im September erwartet. Näfels bereitete sich schon jetzt darauf vor.

Südostschweiz
15.08.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Näfelser Tambouren
Der Präsident des Tambourenvereins Näfels freut sich auf das Jungtambourenfest.
ARCHIV

von Gabi Heussi

Philippe Haller ist der Präsident des Glarner Tambourenvereins Näfels. Er steht mitten auf dem Platz vor dem Feuerwehrdepot in Näfels und berichtet über das bevorstehende Fest: «Am 28. und 29. September wird hier das Festzelt für unser Jungtambourenfest stehen. Wir erwarten rund 250 Tambouren im Alter von acht bis 20 Jahren». Diese werden an den Wettspielen teilnehmen und um den Ostschweizer-Meistertitel trommeln.

Als langjähriger Tambour ist er nach wie vor von der Trommel, dem Zusammenhalt im Verein und den Wettkämpfen fasziniert. «Mit dem Trommeln habe ich im Alter von acht Jahren angefangen», sagt er. Seine Eltern hatten damals verschiedene Vinyl-Langspielplatten mit Militärmusik, von denen er vor allem die Tambouren regelmässig gern hörte.

Mit 20 Jahren absolvierte er die Rekrutenschule bei den Tambouren, im Verein unterrichtete er den Nachwuchs und dirigierte während 17 Jahren im Verein. Auch heute steht er bei Bedarf noch ab und zu als Trommellehrer im Einsatz.

Neben dem Musikalischen ist für ihn das Vereinsleben ein wichtiger Bestandteil. «Ohne die Kameradschaft hätte das Trommel-Spiel nicht den gleichen Stellenwert», so Haller. Und dieser Zusammenhalt ist ihm auch wichtig im Umgang mit den Jungtambouren, die ziemlich genau die Hälfte der Mitglieder ausmachen.

Die Wettspiele

Jedes Jahr findet in der Ostschweiz ein Jungtambourenfest statt, und Näfels ist seit 1995 immer mit dabei. Haller sieht die Durchführung in Näfels, wo es das letzte Mal 1988 stattfand, als Dankeschön an die anderen Vereine im Verband.

Die Jungtambouren reisen aus den Kantonen Appenzell, Graubünden, St. Gallen, Schaffhausen, Thurgau, Zürich und Glarus an. «Diese Kantone bilden den Ostschweizerischen Tambourenverband – einer der vier Verbände in der Schweiz.

Am Samstag finden die Einzel-Wettspiele an 14 Juryplätzen in Näfels statt. Die Jungtambouren treten in drei verschiedenen Kategorien je drei Mal an und werden jeweils von je zwei Juroren bewertet. Dabei benoten sie die technische Ausführung, Dynamik und den Rhythmus.

Am Samstagabend findet ein Programm der trommlerischen Superlative statt: Dieses eröffnen die je zehn besten Jungtambouren der Kategorie eins und zwei mit ihrem Finale.

Ebenfalls auf der Bühne werden die Tambouren des aktuellen Rekrutenspiels sowie die Show-Truppe «White cross drum Corps» aus Schwyz stehen. Zwischen den Tambourenklängen spielt die Band «No Limits», die den Abend ausklingen lassen wird.

Der Erfolg

Die Stammformation (Ü16) von Näfels wird keine Zeit für einen eigenen Auftritt finden, denn sie ist mit der ganzen Organisation des Festes beschäftigt. Aus diesem Grund treten die Tambouren der Fasnachtszunft Ryburg auf. Dabei handelt es sich um niemand Geringeren als den Festsieger des Eidgenössischen 2018, dem amtierenden Schweizer Meister in der Höchstkategorie.

Die Tambouren aus Näfels sind seit Jahren erfolgreich. So gewannen sie in den letzten 20 Jahren im Einzel weit über 200 Kränze, und die Stammformation darf sich zu den Top 5 der Schweiz zählen.

Auch Philippe Haller gehört zu den erfolgreichen Tambouren. Und dass sein Sohn Nicolas ebenfalls seit rund drei Jahren die Schlegel rhythmisch schwingt, macht ihn sichtlich stolz. Vater und Sohn sind begeistert von der Perfektion, die bei diesem Instrument ausserordentlich wichtig ist. «Hier geht es um Millisekunden, um Präzision auf höchstem Niveau», so Philippe Haller.

Die rhythmischen Klänge halten auch am zweiten Festtag, dem Sonntag, an. Dann finden die Sektionswettspiele statt, die nach dem Festumzug im Rangverlesen gipfeln. Während des Mittagessens im Zelt spielt die Harmoniemusik Näfels, und am Festumzug sind neben den Wettspiel-Teilnehmern auch die Tambouren des Schweizerischen Jugendcamps mit von der Partie.

«Das Wochenende soll auch ein Brückenschlag zur Bevölkerung sein. Die Trommel ist kein Instrument der leisesten Töne. Für Lärmemissionen bitten wir um Nachsicht und laden alle zum grossen Fest ein: Die Eintritte sind an beiden Tagen frei – auch für den Unterhaltungsabend», sagt Haller freudig, schwingt seine Trommel auf den Rücken und macht sich weiter an die grossen Vorbereitungen für das letzte September-Wochenende.

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