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Musikalische Fährten aus anderen Landesteilen

Das Bewusstsein für die Viersprachigkeit der Schweiz wecken und Musiker aus den vier Landesteilen vernetzen: Das will das Projekt „quater – quattro – vier – quatre“ von Weekly Jazz.

Südostschweiz
23.04.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Vier, die sich verstehen: Marco Santilli Rossi, Astrid Alexandre, Billie Bird und Christoph Trummer (von links).
Vier, die sich verstehen: Marco Santilli Rossi, Astrid Alexandre, Billie Bird und Christoph Trummer (von links).
CORNELIUS RÄBER

von Cornelius Räber

Man habe sich flüchtig gekannt und auch schon sporadisch miteinander zu tun gehabt, erzählt die romanische Liedermacherin Astrid Alexandre. Aber in dieser Form Musik gemacht habe man bislang noch nicht. «Astrid war es auch, welche die Musikerinnen und Musiker aus den anderen drei Sprachregionen vorgeschlagen hat», sagt Rolf Caflisch, Mastermind des Vereins Weekly Jazz, der das Projekt «quater – quattro – vier – quatre» initiiert hat.

Es gibt keine Gräben

So haben sich die Folk-Pop-Sängerin Billie Bird aus Lausanne, der Tessiner Klarinettist und Gitarrist Marco Santilli Rossi, der Berner Liedermacher Christoph Trummer und eben Astrid Alexandre erst in der Woche vor Ostern für einen ersten Austausch in Chur getroffen. Dabei habe man sich viel über Musik aber auch über dies und das unterhalten und natürlich die bereits vorher ausgetauschten Songs besprochen und eingeübt, führt Alexandre aus und ergänzt: «In nicht einmal 48 Stunden haben wir die Songs aus den vier Landesteilen zusammengebracht.»

«In nicht einmal 48 Stunden haben wir die Songs aus den vier Landes-teilen zusammen- gebracht.»

Die Musik und das Musikmachen waren denn auch die Themen während eines kurzen Nachtessens vor dem Konzert im Cinema sil Plaz in Ilanz am Donnerstagabend. Im bunten Sprachengemisch erzählten die Protagonisten von ihren Projekten, ihren Erfahrungen und ihren Erlebnisse während Konzerten und mit anderen Musikern. Ein aktiver Austausch über die Sprachgrenzen hinweg – genauso, wie es sich die Organisatoren wünschen. «Zwischen den Musikern gibt es eben keinen Rösti- oder sonst welchen Graben», betont Caflisch.

Wer kennt schon die welsche Szene?

Das war auch am Konzert zu spüren, wo das gemeinsame Musizieren im Vordergrund stand und sich keiner der Vier in den Vordergrund spielte, obwohl jeder Einzelne seinen Soloauftritt hatte. Der Gig war kein durchgetaktetes Runterspielen von Songs, keine durchgestylte Show, sondern vielmehr ein sich Heranspielen und -singen an die Lieder des jeweils anderen – oder für das Publikum ein Heranhören an bislang unbekannte Songs in Französisch, Italienisch oder Deutsch.

Waren Alexandres «Veta», ein Bossa Nova von Rossi («Se tu non ci sei»), das sphärische «La Nuit» von Billie Bird und Trummers Betrachtungen zum Berner Loryplatz noch Einzelvorträge, gerieten das Alexandre-Bird-Duett «Sous la neige» und das in Vollbesetzung vorgetragene «Perdre» zu einem ersten Höhepunkt mit sehr gelungenen Gesangseinlagen. Weitere Songs drehten sich um die Themen Heimat («Cecylia» von Trummer) oder das Reisen und das Meer («Ressac» von Bird). Besonders stimmige Hörerlebnisse waren der hymnische Pop-Song «Non so cantar» von Rossi und die Autostopp-Geschichte von Trummer («Bamboulé»).

Den Abschluss des Liederabends bildeten das intime «Les Déferlantes» von Bird und als Zugabe ein Trinklied aus Trummers Serie Heldenlieder im Quartett. «quater – quattro – vier – quatre», ein buntes Programm, um die musikalischen Fährten von Musikanten aus anderen Landesteilen aufzunehmen und neue Musik kennenzulernen. Wie fragt doch Astrid Alexandre: «Wer kann schon zehn Bands oder Sänger/Sängerinnen zum Beispiel aus dem Welschland aufzählen?»

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