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Schreibtalente bekommen in der Stadt eine Plattform

Ob Kurzgeschichten, Gedichte oder Slam Poetry: Wer gerne schreibt und seine Arbeit einem Publikum vorstellen möchte, für den gibt es in Rapperswil-Jona neu die Plattform «Open Mic». An der Premiere sind Talente von 12 bis 74 Jahren am Start.

04.01.19 - 04:30 Uhr
Kultur
Sie wollen Schreibtalente fördern (von links): Literaturwissenschaftlerin Kathrin Siegfried, Autor Frédéric Zwicker, Christoph Steiner, Geschäftsführer Gebert Stiftung für Kultur, Autor Peter Arbenz und Bibliotheksleiterin Simone Hotz.
Sie wollen Schreibtalente fördern (von links): Literaturwissenschaftlerin Kathrin Siegfried, Autor Frédéric Zwicker, Christoph Steiner, Geschäftsführer Gebert Stiftung für Kultur, Autor Peter Arbenz und Bibliotheksleiterin Simone Hotz.
RAMONA NOCK

Die Jüngste wollte auf Nummer sicher gehen. Kaum hatte sie ihren Text eingereicht, griff die zwölfjährige Jungautorin zum Telefonhörer. Ob alles angekommen sei? Ob sie auch wirklich mitmachen dürfe?

Simone Hotz schmunzelt bei der Erzählung. Die Leiterin der Stadtbibliothek Rapperswil-Jona hat zusammen mit Christoph Steiner, dem Geschäftsführer der Gebert Stiftung für Kultur, das Projekt «Open Mic» ins Leben gerufen. Dieses ist Teil der neuen Literaturplattform «Ort für Wort See-Linth» (siehe Kasten) und richtet sich an alle, die gern schreiben und ihre Texte einem Publikum präsentieren möchten. Ob es sich dabei um Geschichten, um Gedichte oder sogar um Slam Poetry handelt, spielt keine Rolle. Einzig einen Bezug zum Gebiet Zürichsee-Walensee-Linth müssen die Schreibenden oder ihre Texte haben.

Breite Palette an Texten

Erstmals stattfinden wird das «Open Mic» am Samstag, 19. Januar. Angemeldet haben sich zehn Personen, die in der Alten Fabrik ihre Texte vortragen werden, schildert Simone Hotz. Die Anmeldefrist wurde nach einem ersten Aufruf auf Anfang Januar verlängert, – Platz für weitere Talente wäre aber auch jetzt noch vorhanden.

Die Bandbreite der Schreibenden, die sich auf den Aufruf hin gemeldet haben, sei gross, sagt Bibliotheksleiterin Simone Hotz: Die jüngste Kandidatin sei 12 Jahre alt, der älteste 74. Männer seien bisher in der Unterzahl – dafür sind diverse Textsorten vertreten: Kurzgeschichten, Gedichte, ja sogar den Anfang eines Romans hat jemand eingeschickt.

Präsentieren werden die Texte in erster Linie die Verfasser selber. Wenn sie allerdings nicht gern im Rampenlicht stehen, übernimmt der Rapperswiler Autor Frédéric Zwicker diese Aufgabe. Er wird das «Open Mic» moderieren. Zwicker, der inzwischen an seinem zweiten Roman arbeitet, begrüsst die neue Plattform in seiner Heimatstadt: «Etwas Vergleichbares fehlte bis anhin in Rapperswil-Jona», sagt er. Das Open Mic könnte im Idealfall dazu beitragen, dass ein Netzwerk für in der Region wohnhafte Autoren entstehe.

Keine «Talentschmiede»

Das «Open Mic» sei für Schreibende eine Möglichkeit, Feedback auf ihre noch unveröffentlichten Texte zu bekommen, schildert Literaturwissenschaftlerin Kathrin Siegfried, die zusammen mit Autor Peter Arbenz ebenfalls zum Projektteam gehört. Wichtig ist dem Team, die Texte und Autoren nicht in «Anfänger» und «Fortgeschrittene» zu unterteilen: Es sei nicht die Absicht, als Talentschmiede daherzukommen. «Die Schreibenden müssen nicht den Anspruch haben, Autor zu werden», sagt Siegfried. «Auch wer einfach Freude am Schreiben hat und dies in seiner Freizeit tut, ist willkommen.»

Ort für Wort See-Linth startet mit Podium
Die neue Veranstaltungsreihe «Ort für Wort See-Linth», eine Bühne für regionale Autoren, startet ebenfalls am Samstag, 19. Januar. Im Anschluss an das «Open Mic» am Nachmittag werden am Abend die drei Autoren Romi Cash  (Maseltrangen), Judith Keller (Altendorf / Zürich) und Hans Schnyder (Netstal) aus ihren aktuellen Publikationen vorlesen. Das Podium soll künftig zweimal jährlich stattfinden –und jeweils am Nachmittag mit dem «Open Mic» starten. Ziel ist es, die Vielfalt an regionalen Texten zu präsentieren. 
Für jede Veranstaltung des «Ort für Wort See-Linth» lädt die Moderatorin, Literaturwissenschaftlerin und Dramaturgin Kathrin Siegfried, zwei bis vier Autoren ein, deren Bücher zueinander in Beziehung gebracht werden können. Im Gespräch mit ihr und untereinander werden gewisse Aspekte der Texte und des Schreibens beleuchtet und erörtert. Im Wechsel mit den Gesprächssequenzen liest Schauspielerin Martin Hirzel (Pfäffikon) ausgewählte Passagen aus den Büchern, die wiederum als Stoff für das Gespräch dienen. Die Premiere steht unter dem Motto «von Menschen und Tieren». Die zweite Veranstaltung ist für Samstag, 7. September 2019, vorgesehen.

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