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Freiherrschaft, Enklave, Bündner Kreis

Eine Buchpublikation macht den Auftakt zum Jubiläum «200 Jahre Zugehörigkeit zum Kanton Graubünden» in den Dörfern der einstigen Herrschaft Rhäzüns. Sie beleuchtet eine 1200-jährige Geschichte.

Jano Felice
Pajarola
21.11.18 - 04:30 Uhr
Kultur
1200 Jahre Geschichte sind das Thema der neuen Publikation.
1200 Jahre Geschichte sind das Thema der neuen Publikation.
TITELSEITE

Am 19. Januar 1819 fand die allerletzte fremde Hoheit auf Bündner Boden ihr Ende: jene von Österreich über die Herrschaft Rhäzüns mit dem Kerngebiet Rhäzüns, Bonaduz, Domat/Ems und Felsberg. Zwar war sie bereits seit dem Jahr 1424 Mitglied des Oberen Bundes und damit des Freistaates der Drei Bünde gewesen, und gemeinsam mit Graubünden hatte sie auch schon der Eidgenossenschaft angehört. Doch de facto von Österreich unabhängig wurde sie erst 1819.

Die genauen Umstände der Übergabe an den Kanton Graubünden erfährt man aus der neuen Publikation «Rhäzüns. Freiherrschaft – Österreichische Enklave – Bündner Kreis», herausgegeben vom Verein Centenarfeier Herrschaft Rhäzüns 2019 und vom Institut für Kulturforschung Graubünden. Und noch viel mehr als das – das grossformatige und reich bebilderte Werk umfasst in seinen drei Beiträgen eine Geschichte, die im 9. Jahrhundert mit der ersten Erwähnung von Rhäzüns als «Raczunne» beginnt und im 21. Jahrhundert mit dem Aus für die Kreise endet.

Aufstieg und Machtzerfall

Der erste Beitrag ist eine von Georg Jäger überarbeitete und gekürzte, für den Laien aber um Erklärungen erweiterte Fassung von Linus Bühlers Buch «Die Freiherren von Rhäzüns», erschienen 2012 in der Reihe «Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte» des Staatsarchivs. Der 2017 verstorbene Bühler stellt darin den Aufstieg und den Machtzerfall des bedeutenden rätischen Adelsgeschlechts vor allem im 14. und 15. Jahrhundert dar. Auf Bühlers Beitrag folgt Sigis Rageth – notabene Mitorganisator der Centenarfeier 2019 – mit einer Arbeit über die Herrschaft Rhäzüns von der Übernahme durch Österreich im Jahr 1497 bis zur Bündner Kantonsverfassung von 1854; es handelt sich dabei um seine rechtsgeschichtliche Dissertation an der Universität Zürich aus dem Jahr 1981.

Vernissage am 30. November

Den Abschluss macht Adrian Collenberg, er behandelt in seinem dritten Teil des Buchs die Phase von 1819 bis in die Neuzeit. Was die ganze Publikation eint, ist neben dem Thema das Bestreben, die Vergangenheit der Herrschaft Rhäzüns in Text und Bild einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Vernissage des Buchs findet am Freitag, 30. November, um 19 Uhr in der Schulanlage in Rhäzüns statt.

BUCHTIPP
Linus Bühler, Sigis Rageth, Adrian Collenberg: «Rhäzüns». Somedia Buchverlag. 200 Seiten. 45 Franken.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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