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Strassenkünstler schwitzen in Weesen für Wassertropfen

Das fünfte Kleinkunst-Städtlifest in Weesen war ein Erfolg: Neun Strassenkünstler spielten mit dem Feuer, hielten die Balance, grillten Cervelats oder zauberten den Gästen ein Schmunzeln aufs Gesicht.

Südostschweiz
20.08.18 - 02:00 Uhr
Kultur
Impressionen von der Aktion.
Impressionen von der Aktion.
ALEXANDRA GREEFF

Ohne Worte, aber mit wacher Bühnenpräsenz wechselte der argentinische Strassenkünstler Juan Ignacio Rey seine Alltagskleider in ein eleganteres Outfit. Bedächtig drehte und spitzte er dann seine Haare zu einer freakigen Frisur und warf sich spontan für ein Foto in Pose: Nun war Manic Freak bereit für den grossen Bühnenauftritt.

Freakig und zauberhaft

Zwar war die «Piazza»-Bühne am Kleinkunstfestival in Weesen nur klein. Aber gross genug, um beste Unterhaltung zu bieten. Manic Freak war einer von insgesamt neun lokalen und internationalen Strassenkünstlern, die am Festival auftraten und das Publikum fesselten, verzauberten, überraschten, erschreckten, zum Lachen oder zum Staunen brachten.

Hoch konzentriert und doch mit entspannter und freundlicher Mimik liess er Kristallkugeln auf seinem Körper balancieren und wirbelte halb gefüllte Wasserflaschen durch die Luft, um sie mit seinem Kopf oder anderen Körperteilen wieder aufzufangen. Akrobatisches Geschick auf höchstem Niveau bewies Manic Freak, als er einen wackligen Turm aus Stühlen baute und sich darauf in den Handstand schwang.

Nur die Schweissperlen auf seiner Stirn wiesen auf die Anstrengung hin, die hinter der leichten Eleganz steckte. Wenigstens hatte der Clown und Akrobat in den Flaschen das nötige Wasser dabei, um sich nach der Aufführung abzukühlen und für den nächsten Bühnenauftritt fit zu machen.

Während sich Manic Freak mit dem Handstand abmühte, stellte der Zauberer Mario Richter auf der Bühne im «Steak House» die Frage, was wirklich wichtig ist im Leben. In grossen Lettern und mehrsprachig hängte er sie über den Köpfen des Publikums auf, um sie während der ganzen Show präsent zu halten.

Die Frage bildete den Auftakt zu Richters neuem Bühnenprogramm, das die Antwort liefern sollte: Liebe und Freundschaft. Im Nu zauberte Richter zwei rote Papierherzen aus seiner Kusshand und liess damit das Herz einer Frau höherschlagen. Oder er vereinte mit seinem Zauberstab einen Mann und einen Jungen zu einer «Seilschaft».

Wer schon im letzten Jahr das Kleinkunstfestival besucht hatte, erkannte in Mario Richter schnell ein bekanntes Gesicht. Er wartete aber mit zahlreichen neuen Tricks auf und verstand es, sie in einen grösseren Zusammenhang zu stellen, der nachdenklich stimmte.

Lokale Strassenkünstler gab es in der «Edelwyss Stubä» zu sehen. The Servelats nennt sich die Ammler Musik- und Sängertruppe, die ursprünglich aus einer Schnitzelbank-Gruppe entstanden war. Sie bot nicht nur Musik zum Mitsingen und Schnitzelbänke über Weesen und Amden, sondern grillte ein paar Cervelats live auf der Bühne, um diese nach dem Auftritt unter den Gästen zu verteilen.

Wassertropfen zum Finale

Junge Nachwuchstalente aus dem Linthgebiet und dem Glarnerland erhielten auf der «Grünen Bühne» eine geeignete Plattform, auf der sie vorsingen, musizieren, tanzen und das Publikum verzaubern konnten. Der 14-jährige Schüler und Zauberer Luca zeigte beispielsweise, dass man nicht immer hart zu arbeiten braucht, um sein Portemonnaie zu füllen. Manchmal genügt der richtige Wink mit dem Zauberstab oder ein Zauberwort, um Geld herbeizuzaubern.

Trotzdem freuten sich alle kleinen und grossen Strassenkünstler über eine grosszügige Spende nach ihrer Show. «Now we come to the grande finale», kündigte der spanische Fakir den letzten und besten Zaubertrick seiner Muy Moi Show an. «I let you all disappear»: Ein kleines Zauberwort würde das Publikum zum Verschwinden bringen. Es bestand darin, den Hut für die Geldsammlung auszustrecken. Zum Glück hat aber auch die höchste Zauberkunst ihre Grenzen: Niemand verschwand, stattdessen klimperten die Münzen im Hut.

Beim Näherrücken der Preisverleihung wuchs die Spannung zusehends. Um 23 Uhr liess das Organisationskomitee mit Vertretern von Amden und Weesen Tourismus endlich den Namen des Siegers verlauten: Manic Freak konnte sich nicht nur mit Wasser abkühlen. Er erhielt auch den Kleinkunst-Preis: den Weesner Wassertropfen.

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