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Blasmusiker zeigen sich wandlungsfähig

Die Brass Band Cazis hat sich für ihr neues Projekt mit dem Cellisten Jonas Vischi zusammengetan. Die Konzerte finden am Wochenende in Chur und Cazis statt.

Südostschweiz
16.05.18 - 04:30 Uhr
Kultur
In Cazis probt die Brass Band Cazis unter der Leitung von Enrico Calzaferri zusammen mit dem Cellisten Jonas Vischi.
In Cazis probt die Brass Band Cazis unter der Leitung von Enrico Calzaferri zusammen mit dem Cellisten Jonas Vischi.
YANIK BÜRKLI

Von Emil Hartmann

Die rund 30 Mitglieder der Brass Band Cazis demonstrieren an ei-ner Probe für die bevorstehenden Konzerte eindrücklich ihre bestechende Form. Sämtliche Register sind topbesetzt. Das braucht es allerdings auch, um den hohen Ansprüchen des Konzertprogrammes genügen zu können.

«Extreme Make-Over – Metamorphosen in Brass» nennt sich das Projekt der Brass Band Cazis. Im Grusswort des Konzertprogramms erklärt Präsident Hardy Pirovino das Wort «Metamorphose» als Wandlung von etwas in eine andere Gestalt oder in einen anderen Zustand. Zur Beruhigung sei gesagt: Die Musik ist verständlicher als das Wort. Auf das Konzert bezogen erklärt Pirovino: «Es dreht sich alles um Musik, die etwas Bestehendes in irgendeiner Form entfremdet und damit Neues entstehen lässt.» Alles klar?

Russisches Lied als Hauptwerk

Der erste Programmteil wird vollumfänglich von der Brass Band gestaltet. Angekündigt sind «Stai si, defenda!», die Variationen über «Laudate Dominum», einem der meistvertonten Psalmen in der Musikgeschichte, und «Gl’unviern ei cheu» mit Anja Carcavallo-Piro-vino als Solistin auf dem Flügelhorn.

Kernstück dieses Konzertteils ist «Extreme Make-Over». Die kunstvolle Vertonung eines emotionalen, auf einem russischen Volkslied basierenden «Andante cantabile» von Peter Tschaikowski ist Ausgangspunkt dieses grandiosen Werkes mit seinen unterschiedlichsten musikalischen Verwandlungen, eben Metamorphosen. Eingeleitet wird das Thema in seiner Originalform von einem klassischen Brass-Quartett mit zwei Cornets, Es-Horn und Eufonium. Raf- finiert eingesetzte Instrumentalgruppen lassen im späteren Verlauf immer wieder neue Klangimpressionen als Reprisen des Hauptthemas aufleben. Eine musikalische Vielfalt wird ausgebreitet, vom Timpani-Solo bis zu Wasserflaschen, denen die Musiker Pfeiftöne entlocken. Das alles ist umgeben von einer genial angefertigten Brass-Band-Hülle.

Unterstützt von der blendend disponierten Brass Band Cazis und dem E-Gitarristen Ursin Came-nisch aus Ladir, interpretiert Gastsolist Jonas Vischi ein überaus anspruchsvolles Konzert für Violoncello. Die Probe in Cazis zeigt denn auch: Dieses Bravourstück kann nur ein Cellist der Spitzenklasse bewältigen. Der Solist macht unweigerlich auf sich aufmerksam, sei es mit aggressivem Traktieren der Saiten seines Instrumentes oder bei der gefühlvollen, Gänsehaut erzeugenden Klangbildung in den langsamen Teilen. Trotz seiner Lockerheit ist Vischi sehr konzentriert, sitzt wachsam auf der vordersten Stuhlkante, wirkt stets sehr präsent. Die vier Sätze «Ouverture», «Idylle», «Cadenza» und «Finale alla marcia» beinhalten Jazz- und Funkrock-Abschnitte, aber auch Alpenidylle mit Ländlerklängen sowie eine Cello-Kantilene.

Vischi, 1988 geboren, stammt aus Süddeutschland und begann als Vierjähriger mit dem Cellospiel. Nach seinem Studium an den Musikhochschulen Basel, Karlsruhe und Luzern schloss er 2017 sein Solistendiplom mit Höchstnote ab. Der bereits mehrfach ausgezeichnete Musiker vereint auf sich eine Kombination von Talent, Leidenschaft und viel Arbeit. Er ist Mitglied des Luzerner Sinfonieorchesters und des Belenus-Quartetts, eines vielversprechenden jungen Streichquartetts.

Schmerzlicher Abschied

Enrico Calzaferri, musikalischer Leiter der Brass Band Cazis, hat sich für sein Abschiedskonzert – er wird die Band im Sommer dieses Jahres verlassen – wahrlich einen würdigen musikalischen Rahmen gesetzt. Seine Verdienste um die Entwicklung der Brass Band Cazis sind unermesslich. Während fünfeinhalb Jahren machte er die Band mit unermüdlichem Einsatz, grosser Kompetenz und viel Leidenschaft, nicht zuletzt aber auch mit freundschaftlicher Kollegialität, zu dem, was sie heute ist.

Konzerte: Freitag, 18. Mai, GKB-Auditorium, Chur; Samstag, 19. Mai, Bündner Arena, Cazis. Jeweils 20 Uhr.

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