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Düstere Videogame-Odyssee am Piz Mundaun

Der Programmierer und Illustrator Michel Ziegler aus Uznach arbeitet seit 2014 an «Mundaun», einem Computerspiel voller visueller Bezüge zur Bergwelt der Surselva. Das Mistery-Game aus seiner Schmiede Hidden Fields soll im kommenden Frühling bereit sein.

Südostschweiz
11.05.18 - 12:00 Uhr
Kultur
«Mundaun» spielt mit alpiner Mythologie und Landschaft.
«Mundaun» spielt mit alpiner Mythologie und Landschaft.
PRESSEBILD

Schon der Trailer auf Michel Zieglers Website lässt keine Zweifel offen: Wer sich dereinst in die von düsteren Grautönen dominierte Spielwelt von «Mundaun» vertieft, dem wird so mancher kalte Schauer den Rücken hinunterlaufen. Die Szenerie mit feinen Bleistiftstrichen gezeichnet, das Setting ein abgeschlossenes, dunkles Tal in den Bergen, wo seltsame Einheimische ihre eigene Sprache sprechen und von etwas Uraltem, Diabolischem gejagt werden, dem die Hauptfigur des Games auf die Spur kommen will. Er, Curdin, hat vom mysteriösen Tod seines Grossvaters bei einem Stallbrand erfahren, zum ersten Mal seit der Kindheit kehrt er nun zurück nach – eben, Mundaun. Und eine Odyssee von den grünen Wiesen bis hinauf zu den schneebedeckten Gipfeln nimmt ihren Anfang, eine Reise, in deren Verlauf es zu Begegnungen mit unheimlichen Kreaturen kommt, mit Rätseln, die gelöst werden müssen, mit alpinen Vehikeln, an deren Steuer man sich plötzlich wiederfindet. Um zuletzt – vielleicht – herauszufinden, welches dunkle Geheimnis hinter dem Tod des Grossvaters steckt.

Seit seiner Kindheit sei er fasziniert von der düsteren, mythischen Seite der Folklore, meint Ziegler von sich selbst. Und ebenfalls seit der Kindheit kennt der in Uznach (St. Gallen) aufgewachsene Gamedesigner und Absolvent der Luzerner Hochschule für Design und Kunst die Surselva; der Vater besitzt eine kleine Ferienwohnung im Obersaxer Weiler Platenga. Diese Vertrautheit mit der Gegend sei ein Grund für ihn gewesen, sein Projekt am Mundaun anzusiedeln – «und der Name des Berges. Den finde ich wahnsinnig schön.»

Mit seiner Recherche begann er vor vier Jahren. Er durchstreifte die Landschaft am Feriendomizil der Familie, schoss Tausende Fotos, suchte aber beispielsweise auch im Museum Regiunal Surselva in Ilanz nach Inspiration, mit Erfolg.

Verfremdet und doch vertraut

Wobei er klar betont: Die unheimliche Stimmung, der Horrorcharakter seines Computergames hätten keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gebiet am Piz Mundaun, «diesbezüglich könnte es auch anderswo spielen», ist er überzeugt. Trotzdem sind die visuellen Bezüge zur Surselva unübersehbar. So tauchen Häuser und Ställe aus Platenga auf, die Kapelle des Weilers spielt eine Rolle, die alte Russeiner Holzbrücke bei Disentis, Obersaxens Kornhisten, verschiedene Hauszeichen aus der Region. Im Spiel verschmilzt all das zu einer alpinen Welt, in der Wirklichkeit und Mythos ineinandergreifen, plötzlich nicht mehr auseinanderzuhalten sind. «Die Landschaft am Mundaun», findet Ziegler, «ist so reich, man kann so etwas gar nicht erfinden. Und sie ist ein Schatz, aus dem man sich immer wieder bedienen kann.»

Noch ist das Game nicht fertig, unter dem Label seiner 2017 gegründeten Ein-Mann-Firma Hidden Fields in Luzern arbeitet Ziegler noch immer daran. Geplant ist unter anderem eine romanische Vertonung der Szenen; dafür habe ihm die Lia Rumantscha bereits wichtige Kontakte geknüpft.

Lokal und doch international

Finanziell trägt der Entwickler einen grossen Teil des Aufwands vorderhand selbst. «Ich habe aber auch recht guten Erfolg mit Förderbeiträgen», verrät er. Immerhin hat er für «Mundaun» diesen März eine Auszeichnung der US-amerikanischen Fachmesse Game Developers Conference eingeheimst. Und nach der im Frühling 2019 geplanten Veröffentlichung für Mac und PC soll das letztlich kommerzielle Spiel natürlich auch Geld einbringen. Keine direkten Kontakte gebe es bislang zu Tourismuskreisen in der Surselva, sagt Ziegler. Dass das Game für das Bekanntmachen der Region Potenzial hätte, kann er sich durchaus vorstellen. «Die Inspiration ist zwar lokal verankert. Aber es strahlt weit in die Welt hinaus.»

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