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Ein vielstimmiger Gruss an Schang

Gestern hat im Gemeindehaus Elm die Gedänggstubete für Hans Rhyner-Freitag stattgefunden. «Schangs» glarnerdeutschen Texte, vorgetragen von ihm nahestehenden Personen, brachten die Gäste nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Nachdenken.

Südostschweiz
19.03.18 - 01:00 Uhr
Kultur

Von Melissa Stüssi

Was isch dr Underschied zwüschet em Schiff und em Schang?», fragt Käthy Rhyner und gibt sogleich die Antwort: «Z Schiff gaht uf Schanghai, und de Schang gaht im Schiff hei.» An diesem Sonntagnachmittag werden noch viele solche und ähnliche Sprüche fallen.

Draussen ist es kühl und neblig, als sich die letzten Interessierten im Gemeindehaussaal Elm einfinden. Dodo Brunner von der Academia Glaronensis beginnt um 14 Uhr mit der Einleitung. Es sind kaum noch Plätze frei. Wenn man durchs Fenster sieht, kann man verschneite Hänge erkennen. Dieses an guten Tagen «mejöörisch» schöne Panorama beschreibt Hans Rhyner in vielen seiner Geschichten – auch oft mit seinem Lieblingswort «mejöörisch». Musikalisch wird die Stubete vom Elmer Frauenchor und einem Schwyzerörgeliduo, bestehend aus Zoe Waldvogel und Adrian Elmer, unterstützt.

Simultan sequenziell

Schang ist in Elm aufgewachsen, genau wie seine Frau Käthy Rhyner alias «Tiidi». Auch als er in Niederurnen als Sekundarlehrer tätig war, habe er seinen Dialekt aus dem Sernftal nie verloren, bewundert Dodo Brunner. Lange hat sie zusammen mit Hans Rhyner als Lehrerin gearbeitet und auch später in der von ihnen gegründeten Academia Glaronensis.

«Wänn ich das am Schang erzelle, macht der gad ä ganzi Gschicht druus.»

Mundartkenner «Schang», so das Pseudonym von Hans Rhyner, verfasste dafür extra ein Glarner Mundart-Lehrmittel. Doch auch weitere Bücher und Kolumnen hat er im Laufe der Zeit veröffentlicht. Davon werden hier in Elm einige ausgewählte Auszüge zum Besten gegeben. So sitzen beispielsweise alt Regierungsrätin Marianne Dürst und Sepp Schwitter als Marianne Dürst und Joachim Heer nach mühsamem Aufstieg auf einem Bänkli auf dem Vrenelisgärtli und plaudern «simultan sequenziell» über Politik und Gesellschaft. Das bedeutet «gleichzeitig nacheinander», und Frau Dürst fragt sich, ob das denn überhaupt gehe. Genauso wunderlich ist es aber doch, mit dem berühmtesten aller Glarner Politiker auf dem Vrenelisgärtli zu diskutieren. «Wänn ich das am Schang erzelle, macht der gad ä ganzi Gschicht druus», meint die Regierungsrätin resignierend zu sich selbst.

Neben den vorgetragenen Texten hört man auch ab CD ein Gespräch von SRF-Moderator Markus Gasser und Schang. Dabei geht es um Schulreisen, die er als Lehrer begleitet hat. Auf einer sehr anstrengenden Wanderung mit seiner Klasse auf den Piz Palü habe ihm eine Schülerin einmal gesagt, dass sie vor dieser Schulreise eigentlich gedacht hatte, sie habe mit ihm als Lehrer Glück gehabt. Daraufhin ist lautes Gelächter im Saal zu hören, doch wenn man in die Gesichter der Leute blickt, erkannt man in ihrem traurigen Lächeln so etwas wie Melancholie beim Klang von Schangs Stimme. Als alle Texte gelesen und alle Reden gehört sind, richtet Käthy Rhyner noch ein letztes Mal das Wort an das Publikum. «Bhüet ech Gott und sind lieb zunenand»: So beschlossen Tiidi und Schang ihre Stubeten. So auch dieses Mal, obwohl dies keine gewöhnliche Stubete war, sondern ein Tribut an einen besonderen Mann und Glarner Mundart-Poeten.

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