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Immer mehr Einsätze zur Rettung von Stand-up-Paddlern

Max Bürer wird das Amt des Obmanns des Seerettungsdienstes oberer Walensee per Ende der Saison 2020 weitergeben. 40 Jahre lang hat er den Aufbau und die Geschicke der Rettungsorganisation mitgeprägt.

Südostschweiz
10.09.20 - 04:30 Uhr
Ereignisse
«Fluss- und Bachdeltas möglichst meiden; hier lauern versteckte Gefahren»: Der Walenstadter Max Bürer blickt im Gespräch auf sein langes Engagement für die Seerettung zurück.
«Fluss- und Bachdeltas möglichst meiden; hier lauern versteckte Gefahren»: Der Walenstadter Max Bürer blickt im Gespräch auf sein langes Engagement für die Seerettung zurück.
GUIDO STÄDLER/ ARCHIV

Der Walenstadter Max Bürer gehört seit 40 Jahren dem Seerettungsdienst oberer Walensee an, 30 Jahre als Obmann. Er zeichnet sich durch ein sehr starkes Engagement aus und ist massgeblich am Auf- und Ausbau beteiligt. Max Bürer blickt nachfolgend zurück auf seine nebenamtliche Tätigkeit.

Max Bürer, Ihre Seeverbundenheit kommt nicht von ungefähr.

MAX BÜRER: Ich bin in Walenstadt geboren, aufgewachsen und auch meine Arbeitsfelder sind hier in der Region. Bereits im Kindesalter faszinierte mich der Walensee – nicht nur für meine Freizeit- und sportlichen Aktivitäten. Mit 18 Jahren habe ich bereits die Bootsführerprüfung absolviert. Mit dem See bin ich recht gut vertraut und vielfach auch am oder auf dem See anzutreffen.

Sie prägten die Seerettung auf dem Walensee.

Seit der Gründung im Jahre 1980 gehöre ich dem Seerettungsdienst oberer Walensee an. Ich durfte am Auf- und Ausbau massgeblich mitwirken; in den ersten Jahren als Obmann-Stellvertreter und seit 1990 als Obmann.

Warum wurde der Rettungsdienst gegründet? Und wie entwickelte er sich vor allem in der Anfangsphase?

Nachdem die Freizeitaktivitäten auch auf dem Walensee deutlich zunahmen, drängte sich eine Rettungsorganisation auf – heute sind über 1100 Boote am Walensee immatrikuliert. Um bei speziellen Ereignissen möglichst schnell Hilfe zu leisten, musste eine Organisation aufgebaut werden. Es wurden Leute gesucht, welche möglichst rasch mit einem Boot zu einer Hilfeleistung ausrücken konnten. Zu Beginn waren wir acht Mann in der Mannschaft.

Stellten die Seeretter zu Beginn ihre Privatboote zur Verfügung?

Ja, gestartet sind wir damals mit sehr einfachen Mitteln und Ausrüstung. Mit unseren eigenen Motorbooten haben wir den Rettungsdienst aufrechterhalten. Nach zehn Jahren, im Jahre 1990, haben wir ein eigenes Motorboot erhalten – ein ausgemustertes Polizeiboot der Stadt Zürich. Darauf waren wir natürlich stolz. Im Dezember 1994 durften wir das heutige sturm- und wetterfeste Kabinenboot – ein Schweizerprodukt – in Empfang nehmen und auf den Namen «Delphin» taufen. Die Finanzierung wurde durch das Schifffahrtsamt des Kantons St. Gallen übernommen.

Wo befand und befindet sich der Stützpunkt?

Zu den Anfangszeiten befand sich der Stützpunkt beim Bootshaus des See-Campings Bürer in Walenstadt. Im August 1995 bot sich eine gute Gelegenheit im neuen Hafen in Unterterzen. Hier haben wir einfache, aber zeitgemässe Räumlichkeiten bei der Überbauung Park Walensee direkt am See. Vor dem Stützpunkt im Hafen ist gleich unser Rettungsboot stationiert.

Wie ist die Seerettung heute organisiert?

Unsere Mannschaft zählt momentan 13 Mitglieder. Von April bis Oktober halten wir an Wochenenden und Feiertagen einen Pikettdienst aufrecht – um möglichst rasch ausrücken zu können. Grundsätzlich sind wir ganzjährig rund um die Uhr erreichbar. Unser Einsatzgebiet ist die östliche Seehälfte (Grenzlinie Tiefwinkel–Quinten). In Weesen ist eine identische Organisation (Seerettungsdienst unterer Walensee) ebenfalls mit einem Rettungsboot stationiert. Unsere Kollegen betreuen die westliche Seehälfte. Die Zusammenarbeit funktioniert einwandfrei.

Wie funktioniert die Alarmierung?

Über die Alarmnummer 118 kann jederzeit telefonisch Hilfe angefordert werden. Nach Eingang der Meldung bei der kantonalen Notrufzentrale (in St. Gallen) werden wir innert Kürze aufgeboten – per Pager, SMS und Telefon. Je nach Ereignis kommt der Alarmstufenplan zur Anwendung und es wird eine entsprechende Anzahl Seeretter aufgeboten.

Wie viele Einsätze verzeichnen Sie jährlich und wer ist auf Ihre Hilfe angewiesen?

Wir rapportieren jährlich zwischen 25 und 30 Einsätze am oberen Walensee. Eine ähnliche Anzahl weisen auch unsere Kollegen vom Seerettungsdienst unterer Walensee auf. Unsere Hilfeleistungen werden hauptsächlich benötigt von Wassersportlern (Surfer, Segler, Badende), Bootsbesitzern (Motor-, Fischer-, Ruder- und Schlauchboote), Gleitschirmpiloten, Wanderern, Patienten in Quinten, Tieren und vielen mehr. Seit neuster Zeit sind Stand-up-Paddler recht oft auf unsere Hilfe angewiesen. Glückliche Gesichter nach einer Hilfeleistung spornen uns immer wieder von Neuem an.

Bezahlen die Geretteten die Aufwendungen des Seerettungsdienstes oberer Walensee?

Personenrettungen sind in der Regel unentgeltlich, das heisst, diese werden nicht in Rechnung gestellt. Weitere Hilfeleistungen – wie zum Beispiel Materialsicherung und -bergung oder Pannendienste werden je nach Situation und Möglichkeit den Geschädigten oder Verursachern verrechnet – vielfach wird auch eine Versicherung zum Rechnungsempfänger.

Ist der Mannschaftsbestand komplett?

Nachdem wir in den letzten drei Jahren langjährige Seeretter aus dem Dienst ehrenvoll verabschiedet haben, sind nun jüngere Mitglieder dazugestossen und intern ausgebildet worden. Der Bestand ist eher an der unteren Grenze. Die Voraussetzungen die es braucht, um nebenberuflich Seeretter zu werden, haben wir auf unserer Webseite www.srd-walensee.ch aufgelistet. Grundvoraussetzungen sind nebst der Schiffsführerprüfung ein Wohn- und Arbeitsort in Seenähe.

Wer sind die finanziellen Träger des Seerettungsdienstes?

Die Ufergemeinden (Amden, Quarten, Walenstadt und Weesen) sind für die Organisation zuständig – mit massgeblicher Unterstützung des kantonalen Schifffahrtsamtes. Bei der Finanzierung können die Ufergemeinden auch auf die Kantone St. Gallen und Glarus zählen (Schifffahrtsämter).

Wie legen Sie ihnen Rechenschaft ab?

Das Jahresbudget, die Pikett- und Ausbildungspläne werden der Aufsichtskommission (Vertreter der Ufergemeinden und Kantone St. Gallen und Glarus) Anfang Jahr zur Genehmigung zugestellt. Ein schriftlicher Jahresbericht folgt jeweils Ende Saison.

Erleichterte Ihnen das Amt als Gemeinderat von Walenstadt die Aufgabe?

Ganz bestimmt. In meiner 20-jährigen Gemeinderatstätigkeit habe ich viele wertvolle Kontakte knüpfen und verschiedene Anliegen und Bedürfnisse direkt platzieren können. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinde- und Kantonsvertretern war immer sehr angenehm, zielführend und erfreulich. Meine Anliegen wurden praktisch immer erhört.

Ist der Walensee gefährlich?

Der Walensee ist nicht gefährlicher als andere Seen. Die sechs Baderegeln müssen beachtet werden. Zudem empfehle ich, parallel zum Ufer zu schwimmen, die eigenen Kräfte nicht zu überschätzen, Fluss- und Bachdeltas möglichst zu meiden; hier lauern versteckte Gefahren. Die Wetterentwicklung ist immer wieder zu beobachten. Die Windverhältnisse können sich – speziell am Walensee – innert kurzer Zeit verändern. Ich appelliere an die Eigenverantwortung und den Respekt vor der Natur.

Gegen Ende der Saison 2020 übergeben Sie das Amt des Obmanns. In welcher Funktion engagieren Sie sich künftig in der Seerettung?

Nach den üblichen Saison-Abschlussarbeiten werde ich gegen Ende Jahr das Steuer einem jüngeren Kameraden übergeben. Kürzlich wurde Markus Bleisch (Mols) von der Aufsichtskommission als mein Nachfolger ab 1. Januar 2021 bestimmt. Im nächsten Jahr werde ich noch als Obmann-Stellvertreter amten. Damit kann eine geordnete Führungsübergabe schrittweise und ohne Zeitdruck erfolgen. Wenn es die Personalsituation zulässt, möchte ich mich per Ende 2021 gänzlich vom Seerettungsdienst verabschieden.

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