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Video nach unschätzbarem Kunstdiebstahl in Dresden veröffentlicht

Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte haben in Dresden Unbekannte aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen. Bisher gibt es keine Spur von den Tätern

Agentur
sda
25.11.19 - 21:16 Uhr
Ereignisse

Vermutlich zwei Täter stiegen am Montagmorgen über ein Fenster in das Residenzschloss in der Dresdner Altstadt ein. Die Kriminalpolizei veröffentlichte am Abend ein Überwachungsvideo, auf dem zwei Einbrecher zu sehen sind.

Sie geht davon aus, dass weitere Täter beteiligt waren. Bisher gibt es offiziell keine Spur von ihnen. Eine eilends einberufene Sonderkommission unter dem Titel «Epaulette» wurde am Nachmittag auf 20 Beamte verdoppelt.

Auf dem Schwarz-Weiss-Film aus der Überwachungskamera im Juwelenzimmer ist zu sehen, wie zwei Männer mit Taschenlampen den Raum betreten. Einer von ihnen, mit einer Kapuze auf dem Kopf, schlägt mit einer Axt auf die Scheiben der Vitrine ein und versucht, sie aufzubrechen.

Die Täter hatten nach Polizeiangaben zuvor das Gitter eines Fensters durchtrennt, waren ins Juwelenzimmer gegangen und hatten dort zielsicher die Vitrine mit Brillant- und Diamantschmuck geplündert. «In Gänze dauerte die Tat nur wenige Minuten», hiess es am Abend im Polizeibericht. Die Täter seien im Pretiosensaal eingestiegen und durch das Wappenzimmer zum Tatort gegangen. «Sie müssen sich ausgekannt haben», sagte Museumsdirektor Dirk Syndram.

Unter den gestohlenen Stücken sind nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung aus dem 18. Jahrhundert.

Dabei handelt es sich um prominente Kunstwerke der Diamantrosen- und Brillantgarnitur sowie des Brillantschmucks der Königinnen wie Kleinod und Bruststern des polnischen Weissen Adler-Ordens, die Grosse Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette (Schulterstück) und ein mit über 770 Diamanten besetzter Degen.

Schadensumme noch nicht beziffert

SKD-Generaldirektorin Marion Ackermann sprach von einem «Staatsschatz». Die Schadenshöhe blieb zunächst unklar. Für die Schäden haftet der Freistaat, eine eigene Versicherung gibt es nicht. Am Abend wurde bekannt, dass nicht alle Teile der betroffenen Garnituren entwendet wurden.

Der Einbruch wurde am frühen Montagmorgen gemeldet. Um 04.59 Uhr hätten sie vom Sicherheitsdienst die Information bekommen, sagte der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Geprüft wird ein möglicher Zusammenhang mit dem Brand eines Stromverteilers nahe der Augustusbrücke am frühen Montagmorgen. Dieser hatte für einen Stromausfall gesorgt. Dadurch fielen die Strassenlampen am Residenzschloss aus. «Es herrschte völlige Dunkelheit», so Lange.

Hinweisen zufolge flohen die Einbrecher mit einem Audi A6 vom Tatort. Ein solches Auto wurde später in einer Tiefgarage im Dresdner Stadtteil Pieschen in Brand gesteckt, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Audi wird nun untersucht. Bereits zuvor hatte die Polizei nicht ausschliessen wollen, dass die Täter über die Autobahn die Flucht antraten. Die Autobahnauffahrt ist nur wenige Minuten entfernt. Die Bundespolizei wurde eingeschaltet.

Nach Angaben von SKD-Chefin Ackermann lässt sich der Wert des Diebesguts nicht beziffern. Die besondere Bedeutung liege weniger im Materialwert als in der Vollständigkeit des Ensembles. Nach dem Einbruch soll nun das Sicherheitskonzept überprüft werden.

Die Räume des Grünen Gewölbes galten bis dato als streng gesichert. Laut Ackermann hat das Sicherheitspersonal die Verdächtigen auf der Videoüberwachung gesehen und die Polizei verständigt. Das Personal sei nicht bewaffnet.

Riesenverlust für Sachsen

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte den Einbruch schockierend. Auch Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich entsetzt: «Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen», sagte er. Die Werte im Grünen Gewölbe seien von den ‎Menschen im Freistaat Sachsen über viele Jahrhunderte hart erarbeitet worden. «Man kann die ‎Geschichte unseres Landes, unseres Freistaates nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und ‎die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens.»

Sachsens Kurfürst August der Starke (1670-1733) liess die Schatzkammer zwischen 1723 und 1730 anlegen. Heute wird sie in zwei Abteilungen präsentiert. Der historische Teil befindet sich im Erdgeschoss des Residenzschlosses in den authentisch wiederhergestellten Räume der Sammlung. Eine Etage weiter oben zeigt das Neue Grüne Gewölbe besondere Einzelstücke. Nach dem Einbruch kann das Residenzschloss eventuell am Mittwoch wieder geöffnet werden.

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