×

Riskante Routenwahl und Fehler des Piloten waren Absturz-Ursache

Der Abschlussbericht der SUST zum Absturz eines Kleinflugzeugs an der Diavolezza 2017 zeigt klar: Es war menschliches Versagen des Piloten, das zum Unglück mit drei Toten geführt hatte.

Südostschweiz
18.01.19 - 10:28 Uhr
Ereignisse
Flugzeugabsturz Diavolezza
Der Absturz dieser Kleinmaschine im Gebiet Diavolezza 2017 ist aufgeklärt.
ARCHIV

Am 4. August 2017 stürzte ein Kleinflugzeug im Gebiet Diavolezza im Oberengadin mit drei jugendlichen Teilnehmern eines Fluglagers ab. Der Pilot und zwei der Jugendlichen kamen beim Absturz ums Leben, eine 17-Jährige überlebt das Unglück. Nun liegt der Schlussbericht der Schweizerischen Untersuchungsstelle SUST vor und kommt zum Schluss: Die Schuld am Unfall trug der Pilot, gesteuert wurde die Maschine beim Absturz von einem der tödlich verunglückten Jugendlichen.

Entscheidende Ursachen für den Absturz waren gemäss SUST die falsche Flugtaktik des Piloten was die Routenwahl betrifft, sowie seine Entscheidung in einem sehr anspruchsvollen Gelände eine flugunerfahrene Person die Maschine steuern zu lassen. Zudem verortet die SUST ein systemisches Problem bei der Durchführung des Fluglagers, weil es demnach normal war, dass bei den abschliessenden Rundflügen, streckenweise die Jugendlichen die Steuerung überlassen wurde. Dazu komme, dass der Pilot keine Ausbildung als Fluginstruktor hatte.

Technische Aspekte des Flugzeugs hatten laut SUST-Bericht keinen Einfluss auf den Flugverlauf und den Absturz.

Der gesamte Flugverlauf gemäss SUST:

  • Am 4. August 2017 um 09:09 Uhr startete der Pilot mit dem Motorflugzeug des Musters Piper PA-28-181, eingetragen als HB-PER, mit drei Teilnehmern des Aviatik-Jugendlagers an Bord auf der Piste 03 des Flugplatzes Samedan (LSZS) zu seinem zweiten Rundflug an diesem Morgen.
  • Im Steigflug über den linken Gegenanflug meldete der Pilot um 09:14 Uhr die Absicht, über den Ausflugpunkt Sierra weiter zum Berninapass zu fliegen.
  • In der Region von Pontresina übergab der Pilot die Steuerführung an den Passagier vorne rechts, der über keinerlei fliegerische Ausbildung verfügte.
  • Der Steigflug der HB-PER führte direkt weiter in Richtung Berninapass mit einer mittleren Steigrate von 350 ft/min bis auf eine Höhe von beinahe 9000 ft AMSL.
  • Auf Höhe der Talstation der Bernina-Diavolezza Pendelbahn leitete der Passagier auf Anweisung des Piloten eine Linkskurve ein.
  • Nach einem Dreiviertelkreis wies der Pilot den Passagier an, auf südsüdwestlichem Kurs in Richtung Diavolezza weiterzufliegen.
  • Die HB-PER näherte sich im Steigflug in stark angestellter Fluglage dem Westufer des Lej da Diavolezza und passierte den Corn Diavolezza auf dessen Ostseite. Die Höhe über Grund betrug zu diesem Zeitpunkt rund 25 m, die angezeigte Fluggeschwindigkeit lag bei 63 kt.
  • In der Absicht, die Bergstation der Bernina-Diavolezza Pendelbahn zu überfliegen, liess der Pilot den Passagier diesen Kurs beibehalten. Schlussbericht HB-PER Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Seite 17 von 18  Ein Überflug der Diavolezza auf diesem Kurs war von dieser Ausgangshöhe aus nicht mehr möglich.
  • Nach dem Überfliegen der Stütze Nr. 8 der Sesselbahn Diavolezzafirn-Sass Queder mit rund 20 Metern Überhöhung verlor die HB-PER in einer Rechtskurve mit grosser Querlage an Höhe über Boden und unterflog Kabel und Seile, die zur Bergstation der Bernina-Diavolezza Pendelbahn führten.
  • Auf einer Höhe von rund 9400 ft AMSL schlug die HB-PER in einem flachen Winkel mit dem rechten Flügel zuerst auf dem Gelände auf.
  • Das Flugzeug rutschte nach der Kollision über eine Geröllhalde, überschlug sich und kam rund 80 Meter weiter auf einer Höhe von rund 9300 ft AMSL zum Stillstand.
  • Es brach kein Feuer aus.
  • Einer der Augenzeugen, die den Unfallhergang beobachtet hatten, eilte herbei und alarmierte umgehend die Schweizerischen Rettungsflugwacht (REGA).
  • Der Pilot sowie die Passagiere vorne und hinten rechts wurden beim Aufprall tödlich verletzt. Die Passagierin hinten links erlitt schwere Verletzungen und wurde von der REGA in das Kantonsspital in Chur überführt.
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Ereignisse MEHR