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Durch Konsumraum «einen Stein ins Rollen bringen»

Der Stadtpark in Chur wird immer öfter als Treffpunkt genutzt, öffentlich mit Drogen zu handeln, sie zu konsumieren oder weiterzugeben. Ein politischer Vorstoss fordert jetzt, dass es in der Nähe des Stadtparks einen Konsumraum für Drogensüchtige geben soll. Suchtexpertin Margrith Meier findet, dass das eine gute Lösung wäre.

Südostschweiz
21.12.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Suchtexpertin Margrith Meier hält einen Konsumraum für Drogensüchtige für eine gute Idee.
Suchtexpertin Margrith Meier hält einen Konsumraum für Drogensüchtige für eine gute Idee.
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Von einer offenen Drogenszene spricht man, wenn sich Leute treffen, um öffentlich mit Drogen zu handeln, sie zu konsumieren oder weiterzugeben. Dies sei mittlerweile im Churer Stadtpark der Fall, sagt Suchtexpertin Margrith Meier. Laut der Suchtexpertin muss man von 20 bis 50 Personen, die aktuell vor allem Kokain in öffentlichem Raum konsumieren, ausgehen. Also kein Vergleich zu früher auf dem Zürcher Platzspitz, wo sich bis zu 3000 Menschen aufhielten.

Man muss auf Betroffene zugehen

Im Kanton Graubünden und in seiner Hauptstadt leben zum ersten Mal seit Jahren wieder obdachlose Drogensüchtige. Weshalb es zu dieser Entwicklung gekommen ist, kann Meier nicht genau sagen. Sie hält aber fest, dass zum Beispiel viele Wohnungen teurer seien, als dass sich diese Leute eine leisten könnten. Das sei eine Ursache, die aber nicht nur Drogenabhängige betreffe.

«Viele dieser Leute sind aufgrund ihrer hohen Rückfälligkeit und des massiven Konsums von Kokain und anderer Substanzen nicht mehr wohnfähig», erklärt sie. Damit die Leute nicht auf der Strasse landen, brauche es eine «aufsuchende Sozialarbeit». Das heisst, dass die Betroffenen frühzeitig zuhause besucht und gut betreut werden. Man muss aber auch dabei helfen, Wohnungen günstig zu vermitteln.

Ein Konsumraum für Drogensüchtige

«Man muss zu den Leuten gehen, weil die Betroffenen trotz Angeboten wie den Psychiatrischen Diensten Graubünden, der Überlebenshilfe Graubünden und anderen Sozialdiensten nicht von sich aus zu uns kommen», sagt sie.

Ein politischer Vorstoss vom Dezember fordert, dass es in der Nähe des Stadtparks einen Konsumraum für Drogensüchtige geben soll. Das sei eine gute Lösung, denn «so kann ein Stein ins Rollen gebracht werden», glaubt Meier. Es brauche eine Anlaufstelle – wenn möglich mit Konsumraum. «Da kommt man nicht drum herum.»

Hier gibts das Interview zum Nachhören:

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