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Bundesgericht entscheidet über Ruinaulta-Wanderweg

Die Umweltverbände geben sich nicht geschlagen: Birdlife, WWF und Pro Natura haben beim Bundesgericht eine Beschwerde gegen den durchgehenden Wanderweg in der Ruinaulta eingereicht.

13.11.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Dämpfer für die Gemeinden der Region: Das Projekt des durchgehenden Wanderwegs durch den «Swiss Grand Canyon» verzögert sich mindestens um ein weiteres Jahr.
Dämpfer für die Gemeinden der Region: Das Projekt des durchgehenden Wanderwegs durch den «Swiss Grand Canyon» verzögert sich mindestens um ein weiteres Jahr.
YANIK BÜRKLI

Die Ruinaulta soll kein Tummelplatz werden. Mit diesem Leitsatz kämpfen Bündner Umweltschützer gegen den von der Gemeinde Trin und dem Verein «Die Rheinschlucht/Ruinaulta» geplanten Wanderweg zwischen dem Bahnhof Trin und der Isla-Bella-Brücke. Gelingt die Realisierung dieses Wegstücks, wäre die Talsohle der Rheinschlucht zu Fuss durchgehend von Reichenau bis Ilanz passier- und erlebbar.

«Nur noch sechs Paare»

Die Umweltverbände Birdlife Schweiz, Pro Natura und WWF wehren sich gegen die Erschliessung «des letzten ruhigen Gebiets der Ruinaulta», wie sie gestern in einer Medienmitteilung zum wiederholten Mal mitteilten. In der Ruinaulta leben selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. «Ein Beispiel neben über 100 anderen ist der Flussuferläufer», wie Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin Pro Natura Graubünden, sagt. Diese Vogelart sei in der Schweiz sehr stark bedroht. Der neue Atlas der Brutvögel der Schweiz zeige nochmals einen starken Rückgang innerhalb der letzten zehn Jahre. «In der Ruinaulta brüteten in den Siebzigerjahren noch zehn bis elf Paare. Heute hat es nur noch sechs Paare, vier davon unmittelbar vor oder in jenem Teilstück, das durch den Weg neu erschlossen werden soll», schreiben die Umweltverbände weiter.

Am 3. Oktober schmetterte das Bündner Verwaltungsgericht eine Beschwerde der drei Verbände gegen das Wegprojekt jedoch ab. Die Richter in Chur beurteilten die Störung der Flussuferläufer als nicht dermassen ausgeprägt, wie dies die Umweltverbände darstellen würden. Das Gericht befand, mit Schutz- und Lenkungsmassnahmen könnten die Besucher in der Ruinaulta angehalten werden, die Vögel nicht übermässig zu stören.

«Das ist Fundamental-Opposition ohne jegliche Dialogbereitschaft»

Bitter enttäuschte Promotoren

Diese Argumentation akzeptieren die Umweltverbände nicht. Sie ziehen die von der Gemeinde Trin beschlossene Ortsplanungsrevision nun ans Bundesgericht weiter. Mit ihrer Ortsplanungsrevision hat die Gemeinde Trin die raumplanerischen Voraussetzungen für den Bau des Wegstücks geschaffen. Die Gemeinde zeigt sich nicht überrascht über den Weiterzug. «Damit mussten wir rechnen», sagt Gemeindeschreiber Jean-Marc Rietmann auf Anfrage.

Die Umweltverbände monieren zudem, dass die Gemeinden und der Verein «Die Rheinschlucht/Ruinaulta» hoffen, mit dem neuen Weg bis zu 300 000 Besucher jährlich im «Swiss Grand Canyon» zu begrüssen. «Bereits heute erachten wir die Vorkehrungen zum Schutz des Flussuferläufers in der Ruinaulta als nicht genügend», sagt von Arx weiter. Bis jetzt hätten die Anstössergemeinden aber nicht untersucht, welche zusätzlichen Auswirkungen diese Besucherströme auf die Flora und Fauna in der ganzen Ruinaulta haben würden.

Dieser Aussage widerspricht Christian Theus, Präsident des Vereins «Die Rheinschlucht/Ruinaulta». Man habe nie davon gesprochen, dass 300 000 Leute unten in der Talsohle durch die Schlucht wandern. Theus zeigt sich bitter enttäuscht über das Verhalten der Umweltschützer. «Wir haben den Dialog mit ihnen gesucht und auch schon viele Hunderttausend Franken für solche Abklärungen in die Hand genommen.» Theus bedauert, dass auch Projekte für den sanften Tourismus bekämpft würden. Er spricht von Fundamental-Opposition und fehlender Dialogbereitschaft, obwohl man beispielsweise mit dem Rangerdienst in der Ruinaulta den Umweltanliegen entgegenkomme. «Diese Entwicklung ist sehr bedauerlich.»

Hans Peter Putzi ist Redaktor. Er spricht für Radio Südostschweiz, manchmal schreibt er auch für die Zeitung «Südostschweiz» und «suedostschweiz.ch». Besonders gerne recherchiert er, mit Vorliebe in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Sicherheit, Umwelt und Sport. Er ist im hinteren Prättigau aufgewachsen und wohnt seit vielen Jahren im Bündner Rheintal. Mehr Infos

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