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Als am Calanda ein Grossbrand tobte

Am 20. August vor 75 Jahren brach am Calanda ein riesiges Feuer aus. Drei Tage und drei Nächte lang wütete das Feuer. Die letzen Feuerherde waren gar erst nach dreieinhalb Wochen gelöscht. Wir blicken zurück auf das schlimme Ereignis von damals. Auch ein Augenzeuge erinnert sich.

Südostschweiz
20.08.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Der 86-jährige Churer Toni Wagner war am 20. August 1943 Augenzeuge. Er beobachtete den Brand von seinem Balkon in der Churer Altstadt aus. So hat er den Brand damals erlebt: 

Der Sommer 1943 war ein heisser. Ganz ähnlich wie der Sommer 2018. Eine Trockenperiode zerrte an den Bewohnern des Churer Rheintals. Zusätzlich sorgte der Krieg für Unruhen im Land.

Am 20. August kam es für die Bewohner der Region noch viel schlimmer: Rekruten der Churer «RS für schwere Waffen» hatten auf dem Schiessplatz Rossboden eine Übung mit Leuchtspurmunition durchgeführt. Ein Geschoss wurde am Fuss der Felswand von Malabiel abgelenkt und landete in ausgedörrtem Gras. Die ersten Flammen konnten zwar wieder gelöscht werden, doch der Föhn sorgte dafür, dass sich in kürzester Zeit auf der gesamten Calandaflanke ein Feuer entfachte.

Auf dem Höhepunkt der Katastrophe standen gemäss einem Bericht des «Bündner Tagblattes» über 3600 Mann mit 100 Pferden und 16 Motorfahrzeugen im Löscheinsatz. Entspannung trat erst ein, als der Wind am 25. August nachliess und Regen einsetzte. Bis der letzte Brandherd erstickt war, dauerte es ganze dreieinhalb Wochen. Die Bilanz war dementsprechend verheerend: Allein auf dem Gebiet der Gemeinde Haldenstein waren 400 Hektaren Wald in Mitleidenschaft gezogen worden, wie das «Bündner Tagblatt» schreibt. 

Lage ist prädestiniert für einen Brand

Die Spuren des Brandes sind heute für den Laien kaum mehr erkennbar. Um einen Brand wie damals zu verhindern, wurden verschiedene Massnahmen getroffen. So gibt es heute eine grosse Brandmauer, die den abgeholzten Zielhang vom Waldgebiet trennt. Vier erstellte Reservoire mit je 250 Kubikmeter Löschwasser und Depots mit Löschmaterial sollen dazu beitragen, dass sich ein Waldbrand nicht mehr so rasch ausbreiten kann wie vor 75 Jahren. Dies ist auch nötig, wie Stefan Becker, der 26 Jahre als Förster in der Gemeinde Haldenstein tätig war, gegenüber der Zeitung erklärte: «Lage und Vegetation sind für Brände prädestiniert», so Becker. Umso wichtiger sei es, dass man die Bevölkerung für diese Thematik sensibilisiere.

Armee hat aus dem Vorfall gelernt

Immerhin schiesst die Armee heute nicht mehr mit Leuchtspurmunition, die damals zu Ausbruch des Feuers geführt hatte. Trotzdem kann gerade bei der aktuellen Trockenheit jederzeit ein Feuer ausbrechen – und sei es nur durch einen Blitzeinschlag oder eine Verkettung von Zufällen. Deshalb wurde gemäss «Bündner Tagblatt» erst kürzlich wieder eine grossangelegte Übung zur Bekämpfung eines Waldbrandes durchgeführt, bei der 250 Feuerwehrleute, 30 Angehörige des Zivilschutzes und zwei Helikopter, darunter ein Super Puma der Schweizer Luftwaffe im Einsatz standen.

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