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Wunder und Zerstörung: Joner Kirche mit bewegter Geschichte

Die Kirche Maria Himmelfahrt in Jona hat eine fesselnde Geschichte hinter sich: mit Schändungen, Zerstörungen, Erweiterungen, Kirchenweihen und Wunderheilungen. Ihr 600-Jahr-Jubiläum wird jetzt gebührend gefeiert

Südostschweiz
17.08.18 - 05:08 Uhr
Ereignisse

Die Festlichkeiten zum 600-Jahr-Jubiläum der Kirche Maria Himmelfahrt erstrecken sich über fünf Tage. Den Auftakt machte ein musikalisch umrahmter Vortrag am Mittwochabend. Referent Silvano Berti, Masterstudent in Geschichte, berichtete von einer noch viel längeren Kirchengeschichte in Jona.

Erste Funde im 8./9. Jahrhundert

Überlieferungen zufolge existierte bereits im Jahr 812 eine kleine Kapelle auf dem früheren Grabhügel Frohbühl anstelle eines römischen Tempels. Das Fundament einer kleinen Kirche aus dieser Zeit belegt dies. Graf Rudolf von Rapperswil gründete 1255, kurz vor seinem Tode, die Pfarrei Jona dank einer Schenkung. Eine erste geschichtliche Erwähnung ist auf den 22. März 1260 datiert.

Der Probst Konrad Wyss aus Zurzach leitete die ersten Gottesdienste in Jona. Um 1300 wurde die Kirche vergrössert. Graf Rudolf III schenkte der Kirche weitere Pfründe und fusionierte die Pfarrei Jona mit Rapperswil. Doch das Glück währte nicht lange. Erst 1819 wurde Jona eine eigenständige Pfarrei.

Entweihung der Kirche

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Jona immer wieder von Überschwemmungen bedroht. Während die Kirche auf sicherem Grund über dem Fluss thronte. 1388 – im Zusammenhang mit dem Näfelser-Krieg – fielen die Zürcher in Rapperswil ein, zelteten auf dem Kirchhügel und entweihten die Kirche durch allerhand Schandtaten.

Erst drei Jahrzehnte später, nämlich am 15. August 1418, wurde die Kirche durch Bischof Georg aus Konstanz neu eingeweiht, wie Dominik Rothenflue in seiner Chronik berichtete. Als Schenkung erhielt die Kirche eine Marienstatue. Maria wurde nun Schutzpatronin der Kirche Maria Himmelfahrt. Und es geschahen mehrere Wunder. Votivtafeln belegen dies. So entwickelte sich Jona zur Pilgerstadt.

Stürmische Zeiten

Weitere Umbauten an der Kirche erfolgten im 15. Jahrhundert. Ein gotischer Turm wurde errichtet. 1531 war Rapperswil zwei Monate lang reformiert. Im folgenden Bildersturm wurden alle Bilder der Kirche und die wundertätige Marienstatue zerstört. Ein tragischer Verlust.

Der Legende nach fand darauf jemand eine ähnliche Marienstatue, die durch die Jona im Schachen angeschwemmt wurde. 1656 folgten weitere Plünderungen durch die Zürcher Truppen unter General Rudolf Werdmüller. Zwar siegten die Rapperswiler. Doch hatten die Plünderer vieles zerstört, das Gnadenbild und die Marienstatue. Sie nutzten die Kirche gar als Rossstall und entweihten sie. Dem Marienbildnis stachen sie die Augen aus.

1667 konnte die Kirche erneut eingeweiht werden – mit einer neuen, dritten Marienstatue. Endlich folgten ruhigere Zeiten. Im Jahr 1852 erweiterte man die Kirche erneut und 2003/4 erfolgte eine Gesamtrenovation samt Neugestaltung.

Der interessante Vortrag war gut besucht. Zum Auftakt sang der Cantate Chor unter Leitung von Thomas Halter das «Ave Maria», gefolgt vom Martins Chor mit «Regina coeli». Den Abschluss bildete ein Gedicht von Andreas Knapp «Jungrau Maria». So richtig gefeiert wird am Wochenende (siehe Kasten). Laut Verordnung von Bischof Gregor aus dem Jahr 1418 darf eine Kirchweihe nur am Sonntag nach Maria Himmelfahrt erfolgen.

Weitere Feierlichkeiten
● Jugend-Band-Event um 20 Uhr im Kirchgemeindehaus Jona
● Gala-Abend mit Tanz ab 18 Uhr im Kirchgemeindehaus Jona
● Fest- gottesdienst mit Bischof Markus Büchel, um 10.30 Uhr in der katholischen Kirche Jona (anschliessend Mittagessen und Kinderprogramm)
Infos unter: www.krj.ch

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