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Feuerwerker versprechen an Seenachtfest grosse Show

Höhepunkte des Seenachtfests in Rapperswil-Jona sind für viele die Feuerwerke – doch wie viel Herzblut und Sachwissen dahintersteckt, wissen nur wenige.

Jérôme
Stern
09.08.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Sein Job ist nichts für zartbesaitete Naturen: Tobias Isler ist Feuerwerkstechniker bei der Firma Hirt AG – und sein Arbeitsort hinten im Euthal bei Einsiedeln liegt in einem Areal für Waffenerprobung. Während Isler erklärt, wie er das Feuerwerk für den Freitagabend am Seenachtfest Rapperswil-Jona konzipiert hat, wird nebenan scharf aus Flugzeugabwehrkanonen geschossen. Die Salven lassen die Holzwände seiner Baracke erzittern, doch Isler verzieht keine Miene.

Am Anfang sind die Songs

Die Hirt AG ist für das Feuerwerk am Freitagabend zuständig. Am Samstag ist eine andere Firma am Werk. Zuerst habe er sich die passenden Musikstücke zusammengesucht, sagt der 30-Jährige Isler. «Da kommt es auf die richtige Mischung an. Ein bisschen Hardrock, ein paar Balladen und auch etwas Klassisches ist dabei», sagt er. «Sogar ein witziges Stück habe ich ausgesucht.» Welche Musiktitel er genau verwendet, verrät Isler nicht. Gesprächiger wird er, wenns um die Feuerwerkskörper geht. «Am Freitag verwenden wir Kugelbomben in diversen Grössen. Die grösste hat ein Kaliber von 300 Millimeter.»

Um zu demonstrieren, was das bedeutet, holt er aus dem Lager eine Kugel so dick und schwer wie eine Wassermelone. Unverzichtbar für die präzise Choreografie sind laut Isler sogenannte «Single-Shot»-Feuerwerkskörper. Diese würden auf die Sekunde genau und ohne Verzögerung explodieren. «Die brauchen wir, um synchron zur Musik Akzente zu setzen.»

Isler stellt klar, dass diese Feuerwerkskörper der Kategorie F4 nur von Personen mit entsprechendem Ausweis verwendet werden dürften. «Wir verschiessen dieses Feuerwerk mit Mörsern, ähnlich wie bei alten Schiffskanonen.» Dazu brauche es eine Treibladung aus Schwarzpulver.

30 Tonnen Material

Jeder einzelne der 1500 Feuerwerkskörper, die am Freitagabend in den Himmel steigen werden, braucht ein eigenes Mörserrohr. Zusammen bringen diese Rohre rund 30 Tonnen auf die Waage. Die Rohre werden auf drei Kieslastschiffen montiert, welche im Seebecken vor dem Rapperswiler Hafen liegen. Geladen werden die Rohre aus Sicherheitsgründen erst kurz vor dem Feuerwerk. «Da für Freitagmorgen Regen angesagt ist, müssen wir die Rohre mit Plastikblachen abdecken.»

«Wir sind wie Rockstars, die niemand kennt. Der Himmel ist unsere Bühne»

Das derzeitige kantonale Feuerwerksverbot erlaubt nur noch kommunale Grossfeuerwerke auf Seen, wobei zum Ufer ein Mindestabstand von 350 Metern eingehalten werden muss. «Damit das Feuerwerk ausschliesslich über dem See niedergeht, justieren wir die Abschusswinkel der Mörserrohre entsprechend», sagt Isler. Auch punkto Kalibergrösse habe man sich wegen des Verbots beschränken müssen.

Chef der Feuerwerksfirma ist Manuel Hirt. Seine Firma verkauft sowohl an Private wie auch an Wiederverkäufer. Laut ihm hat das Feuerwerksverbot den Verkauf praktisch zum Erliegen gebracht. «Am 1. August konnten wir nichts verkaufen und Händler retournierten uns die Lieferungen.»

Bis zu 100 000 Franken Budget

Sie seien keine Techniker, sondern Feuerwerkskünstler, betonen Hirt und Isler unisono. «Wir sind wie Rockstars. Zwar kennt uns niemand, dafür ist der Himmel unsere Bühne.» Sie wollten den Besuchern die bestmögliche Show bieten, sagt Hirt. Da schaue er nicht so genau aufs Geld. «Ich möchte, dass es den Leuten beim Feuerwerk die Schuhe auszieht.» Laut Hirt beträgt die Entschädigung für seine grosse Show freitagabends zwischen 70 000 und 100 000 Franken, je nachdem wie viele Besucher ans Fest kommen. Damit muss er alle Kosten decken.

Für ihn sind Feuerwerkskünstler «im positiven Sinn Pyromanen». Er erinnere sich noch genau an das allererste Feuerwerk seines Lebens. «Es war an einem ersten August und ich habe vor Angst geheult.» Bei seinem zweiten Feuerwerkserlebnis sei er aber schon begeistert gewesen.

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