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Der Pegel des Walensees liegt auf Sommer-Rekordtief

Die heissen Sommertage im vergangenen Juli haben auch dem Walensee zugesetzt. Sein Wasserspiegel liegt schon jetzt beinahe einen Meter unter dem üblichen August-Mittelwert.

Marco
Lüthi
05.08.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse

Dem Wasserstand des Walensees nach könnte es gerade so gut Winter sein. Das stellen zurzeit viele Badende fest, die im See wegen der Sommerhitze Abkühlung suchen. Der Gäsi-Strand etwa ist viel breiter als normal, und sonst im Wasser verborgene Baumstrünke und Wurzeln kommen zum Vorschein.

Der Wasserpegel des Walensees befand sich diese Woche auf einem Sommer- Rekordtief: Er lag 418,48 Meter über dem Meeresspiegel. Dies ist rund ein Meter weniger als der Mittelwert für Anfang August. Die Werte werden seit 1930 vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) aufgezeichnet.

Zum Vergleich: In den Wintermonaten liegt der Wasserpegel durchschnittlich bei etwa 418,50 Metern über dem Meeresspiegel.

Am Wellenbrecher aussteigen

Der Walensee ist einer der wenigen grossen Seen in der Schweiz, der nicht durch ein Wehr reguliert wird. Deshalb sind Schwankungen des Wasserstandes viel grösser. Speziell in diesem heissen und äusserst trockenen Sommer. An grössere Schwankungen des Seepegels ist man beim Schiffsbetrieb Walensee grundsätzlich gewöhnt. «Die aktuelle Situation ist aber schon aussergewöhnlich», muss Betriebsleiter Markus Scherrer eingestehen. Zuletzt gab es eine solche extreme Situation im Sommer 2003.

Der Gäsi-Strand ist viel breiter als normal, und sonst im Wasser verborgene Baumstrünke und Wurzeln kommen zum Vorschein.

Für Scherrer ist dies aber kein Grund zur Sorge. Bemerkbar macht sich der ungewöhnlich tiefe Walensee-Wasserstand beim Schiffsbetrieb aber dennoch. «Einige der Einstiegsrampen sind unterdessen schon etwas ‘gäch’», meint Scherrer. Die Einstiegsrampen sind wegen des schwankenden Pegels alle verstellbar. Einzig in Quinten kann das Kursschiff zurzeit nicht am gewohnten Ort anlegen. Stattdessen müssen die Passagiere neben der Anlegestelle beim Wellenbrecher aussteigen.

Und in Weesen muss der Schiffsführer wegen des tiefen Wasserstands besonders gut darauf achten, dass er in der Fahrrinne bleibt.

«Es mag noch etwas vertragen»

Kritisch ist die Lage an den zehn Anlegestellen für die Walensee-Kursschiffe laut Scherrer noch keineswegs: «Es mag schon noch etwas vertragen», meint er. Er schätzt den Spielraum auf rund 30 Zentimeter. Dass diesen Sommer bei einigen Anlegestellen eigens der Seegrund ausgebaggert werden muss, glaubt er daher nicht. Alle sieben bis zehn Jahre sei dies wegen Kiesablagerungen nötig.

Kurzum: Der ungewöhnlich tiefe Walensee-Pegel ist bisher vor allem am Ufer deutlich sichtbar. Wodurch die Badenden mehr Platz haben. Und Schiffspassagiere, die eine Abkühlung auf dem See mit einer frischen Brise im Gesicht suchen, können weiterhin an allen Einstiegsorten an Bord gehen. Sie müssen lediglich steilere Rampen überwinden.

Für Walensee-Fische nicht kritisch

Der zurzeit ungewöhnlich tiefe Wasserstand des Walensees hat laut Experten auf die Fische keinen Einfluss. Mit maximal 145 Metern ist der Walensee besonders tief. Davon profitieren die Fische auch, wenn sich die Wassertemperatur erhöht. Ganz anders in nicht so tiefen Gewässern. Wenn sich solche bis auf 27 Grad erwärmen, sinkt der Sauerstoffgehalt des Wassers zu stark. Im Jahrhundertsommer 2003 verendeten in Schweizer Gewässern unter anderem deswegen Zehntausende von Äschen und viele andere Fische. In Stein am Rhein beispielsweise stiegen die Wassertemperaturen bis 26 Grad in vier Metern Tiefe gemessen. Im Walensee liegt die durchschnittliche Wassertemperatur momentan bei 22 Grad und mehr.

Der Walensee
Der Walensee ist mit einer Fläche von rund 24 Quadratkilometern der zwölftgrösste See der Schweiz. Er ist 15,5 Kilometer lang, knapp zwei Kilometer breit und maximal 145 Meter tief. Der Walensee hat fjordähnliche Züge, liegt er doch eingebettet zwischen der Churfirsten-Kette sowie der Kerenzerberg- und Flumserbergregion. An beiden Ufern ragen Steilhänge teils direkt aus dem See in die Höhe. Im Walensee gibt es mit der Schnittlauchinsel nur eine einzige Insel. Sie befindet sich bei Mols, im Südwesten des Sees. Die Schnittlauchinsel ist zugleich die grösste Insel im Kanton St. Gallen. Gespiesen wird der Walensee hauptsächlich von der Seez in Walenstadt und der Linth. Bei Weesen entwässert der Linthkanal den See.

Marco Lüthi ist Redaktor und Produzent bei den «Glarner Nachrichten» in Ennenda. Mehr Infos

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