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Im «Todesweiher» überleben nur wenige Fische

Der Fischereiaufseher und die Feuerwehr können mit ihren Notfallmassnahmen fürs Erste verhindern, dass der Rietstuckweiher in Eschenbach komplett kippt. Der grösste Teil der Fische dürfte aber tot sein – total rund 300 Kilogramm.

Pascal
Büsser
31.07.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Ein trauriges Bild: Im Rietstuckweiher bei Eschenbach verenden selbst Fische, die nur wenig Sauerstoff benötigen.
Ein trauriges Bild: Im Rietstuckweiher bei Eschenbach verenden selbst Fische, die nur wenig Sauerstoff benötigen.
MARKUS TIMO RÜEGG

Fischereiaufseher Kurt Keller beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Fischen und Gewässern. «Doch so etwas habe ich noch nie erlebt», sagt der Fachmann.

Gemeint ist, dass in einem grösseren Gewässer der Sauerstoffgehalt so drastisch absinkt, wie das im Rietstuckweiher in Eschenbach passiert ist. Vor einer Woche hatte die Gemeinde, die den Teich pachtet, Keller gerufen. Dies, nachdem tote Fische im Weiher gesichtet worden waren. Keller staunte: Selbst Karpfen, die nur wenig Sauerstoff brauchen, schwammen auf dem Rücken im Teich.

Zufluss versiegt

Hauptgrund für den Sauerstoff-Notstand war, dass der Zufluss zum Weiher praktisch versiegt war. Zudem ist der Weiher sehr flach, kaum einen Meter tief. Darum konnte sich das Wasser extrem aufheizen, wodurch sich der Sauerstoff weiter verringerte.

Mit Pumpen der Feuerwehr und des Werkdienstes liess Keller das Wasser zirkulieren. Ein Versuch, den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. Später pumpten die Einsatzkräfte in Eschenbach durch Röhrchen direkt Sauerstoff in den Teich (Ausgabe vom Mittwoch). Frischwasser zuzuführen, sie nicht möglich gewesen, sagt Keller: «Wenn wir aktuell Bächen Wasser entnehmen, verlagern wir das Problem nur.» Im Moment sehe es danach aus, dass der Zustand des Teichs habe stabilisiert werden können.

Schmerzhafter Verlust

Rund 300 Kilogramm tote Fische zogen die Helfer in Eschenbach aus dem Wasser, schätzt Keller. «Für einen Teich dieser Grösse ist das happig. Da sieht man, wie viele Tiere es auf relativ kleinem Raum oft hat.» Der Fischereiaufseher glaubt nicht, dass viele Fische im Teich überlebt haben. Bis jetzt habe er nur ein paar kleinere Schwärme gesehen. Der Verlust schmerzt ihn hörbar. «Wirklich schöne Schuppenkarpfen» seien verendet, ebenso wie Rotaugen, Egli, Hecht und einzelne Schleien. Alles für die Tonne. Tote Fische noch zu essen, sei viel zu heikel. «Wenn sie an der warmen Oberfläche schwimmen, verderben sie sehr schnell», erklärt Keller.

Unklar ist laut Keller das Schicksal der einheimischen Edelkrebse im Weiher. Er wisse, dass es im Rietstuckweiher welche habe. Er habe aber weder tote noch lebendige gefunden. Keller vermutet, dass sie verendet sind. Von einem Einsammeln und Ausbringen der Krebse in andere Gewässern rät er strikte ab. Im schlimmsten Fall verbreite man so die Krebspest.

War die «Rettungsaktion» am Ende mehr Show für die Bevölkerung respektive wilder Aktionismus, wie ein kritischer Anwohner sagt, ohne wirklichen Nutzen für die Fische? Vize-Gemeindepräsident Cornel Aerne verteidigt das Vorgehen. «Wir haben gemacht, was mit vertretbarem Aufwand möglich war», sagt er. «Wenn wir nichts gemacht hätten, wären wir erst recht kritisiert worden.»

Zu viele Wasserpflanzen

Zu wenig gemacht hat die Gemeinde Eschenbach offenbar im Vorfeld beim Zurückstutzen der zahlreichen Wasserpflanzen im Weiher. Diese produzieren am Tag zwar Sauerstoff, entziehen ihn aber in der Nacht. Deshalb waren laut Keller die toten Fische frühmorgens am zahlreichsten. «Es war in den letzten Jahren nie Zeit eingeplant, um die Pflanzen im Zaum zu halten», sagt ein Mitarbeiter des Werkdiensts.

Dazu kommt laut Keller eine beträchtliche Menge Schlick, die sich über die Jahre angesammelt hat und aus dem nun im schlimmsten Fall Faulgase entweichen können. Ein weiteres Problem sei Brot, das Menschen aus falscher Tierliebe in den Teich werfen würden. Denn Brotstücke bilden Nährstoffe, die dem Weiher weiteren Sauerstoff entziehen. Brot steht zudem bei keinen Teichbewohner auf dem natürlichen Speiseplan.

Weitere grössere Weiher sieht Keller aktuell noch nicht in Gefahr, zu kippen. «Kleine, geschlossene Weiher könnten aber Probleme bekommen», warnt er.

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