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Ein Hauch von Heiligem Geist

An Pfingsten wird er gefeiert, der Heilige Geist, der Geist Gottes, der Menschen begeistert. Spürbar ist er, der Heilige Geist – aber nicht fassbar, höchstens in Bildern beschreibbar.

Südostschweiz
20.05.18 - 04:30 Uhr
Ereignisse
Die Pracht der Natur: In Begegnungen mit der Schöpfung steckt stets etwas vom Heiligen Geist – sozusagen vom Arm Gottes auf Erden. Markus Timo Rüegg
Die Pracht der Natur: In Begegnungen mit der Schöpfung steckt stets etwas vom Heiligen Geist – sozusagen vom Arm Gottes auf Erden. Markus Timo Rüegg

von P. Joseph Maria Schnider

Es war das Konzil von Konstantinopel im Jahre 381, das die Gottheit des Heiligen Geistes festgehalten hat. Seither bekennt die Kirche den Heiligen Geist als den Herrn und Lebensspender. Ebenso bekennt jeder Gläubige im apostolischen Glaubensbekenntnis (Credo) sein individuelles «Ich glaube an den Heiligen Geist». In der Definition freilich, wer und was der Geist Gottes ist, konnte und kann oft nur in Bildern geredet werden: Sturm, Feuer, Wind, Atem, Hauch.

Der Schreibende erinnert sich noch gut daran, als er sich in seiner Kindheit beim Spielen oder Herumtollen ein «Boböli» zuzog. Wie ihn dann seine Mutter sofort zu trösten und seine Kratzer oder andere Verwundungen an Arm und Beinen mit einem Blasen oder Hauchen zu heilen und zu vergessen lassen versuchte. Was ihr dann meist auch auf Anhieb gelang.

Der Heilige Geist – ein Hauch von was?

In der Bibel begegnet man ebenfalls dem Wort «Hauch» (hebräisch Ruach), der eben als Heiliger Geist tröstend und ermutigend in Erscheinung tritt. Und dieser Geist ist in der Tat wie ein Lufthauch. Das fanden zumindest die alten Hebräer, Griechen und Römer, wenn sie vom Geist sprachen. Gewissermassen eine flüchtige Substanz, die nicht zu fassen war. Im Atem spürbar und mit dem letzten Atem ausgehaucht. Durch ihn werde der Mensch zur Person, ansprechbar und selbst ein Sprechender. Man dachte, es müsse ein Hauch sein, weil die menschliche Stimme ja auch nur erklingt, solange Luft über die Stimmbänder streicht. Ein Hauch also, der klein und zart ist, sodass er oft nicht bemerkt wird.

Aber er kann durchaus grosse Auswirkungen haben. Denn der Heilige Geist ist sozusagen der Arm Gottes auf Erden. Er wirkt hier im Glauben. Und in jedem Moment, wenn sich der Mensch Gott nahe fühlt, ist er ebenfalls da. Oder in jedem Moment, wenn der einzelne Mensch anderen Menschen oder der Schöpfung begegnet, ist er da.

Der Heilige Geist – mehr als nur ein Hauch?

«Empfangt den Heiligen Geist!» ist der Kernsatz des Evangeliums des diesjährigen Pfingstfestes. Diesen Worten von Jesus, mit der Übertragung von Vollmachten, geht ein Anhauchen der Jünger voraus. Und nach biblischer Vorstellung bedeutet eben das Anhauchen die Übertragung von Leben. Der auferstandene Herr, der selbst den Geist besitzt und diesen den Jüngern schenkt, gibt ihnen so Anteil an seinem neuen Leben und an den herrlichen Früchten des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.

Diesen Heiligen Geist mit seinen Früchten bekommt auch jeder Gläubige von Christus inmitten der kirchlichen Gemeinschaft geschenkt. Denn als der Herr nach seiner Auferstehung den Jüngern erschien und ihnen den Heiligen Geist gab, wandte er sich nicht getrennt an jeden einzelnen von ihnen, sondern hauchte und sprach sie alle gemeinsam an. Damit will der Auferstandene bis heute klarmachen, dass man das Wirken des Heiligen Geistes vor allem in der Gemeinschaft der Kirche erleben kann. Denn dieser Geist weckt auf, ruft heraus, führt und leitet, macht die Menschen zu begeisterten Jüngern und Jüngerinnen, die die frohe Botschaft weitertragen.

Diese Erkenntnis kommt auch in einem Ausspruch des heiligen Ignatius von Loyola, eines grossen geistlichen Führers (1491–1556), zum Ausdruck. Er sagte: «Nur wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung des Geistes Gottes rückhaltlos überliessen.» An diese Aussage und Wahrheit können sich die Menschen in der Tat halten.

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