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Masterstudierende der HTW Chur zum sechsten Mal im Silicon Valley

Fachhochschule
Graubünden
24.04.18 - 16:04 Uhr

An der Fachhochschule Graubünden wird ausgebildet und geforscht. Über 2000 Studierende besuchen Bachelor-, Master- und Weiterbildungsstudiengänge. In diesem Blog geben Studierende, Dozierende und Mitarbeitende Einblicke in den Hochschulalltag und in Themen, welche sie gerade beschäftigen.

Die HTW Chur ermöglicht ihren Studierenden eine Reise ins Silicon Valley – seit Jahrzehnten eine der innovativsten Regionen der Welt. In der sechsten Durchführung 2017 konnten weltweit aufstrebende Unternehmen wie Tesla, etablierte Institutionen wie Google, Flex Systems und Stanford sowie Kapitalgeber wie 500 Startups besucht werden.

Von Sebastian Früh*

Die ganze Welt schaut gerade auf das Silicon Valley. Themen wie Virtual Reality, Big Data, Artificial Intelligence, Internet of Things, Kryptowährungen oder selbstfahrende Autos sind längst nicht mehr nur Begrifflichkeiten für Insider, die sich in dem kalifornischen Tal aufhalten, sondern schwappen mit ihrer ganzen Kraft und Anziehung auf den Rest der Welt über. Wenn man sich etablierte, technologische Entwicklungen in der Retroperspektive anschaut, ist es immer wieder erstaunlich, wann diese eigentlich ihren Ursprung genommen hatten, bevor sie sich in der breiten Öffentlichkeit durchsetzen konnten. Nehmen wir beispielsweise den aktuellen Hype um die Blockchain und ihr wohl bekanntestes Anwendungsbeispiel: den Bitcoin. Dieser wurde schon lange vor der exponentiellen Wertsteigerung im Jahr 2017 entwickelt und genutzt. Die Geschichte der Kryptowährung reicht dabei bis in das Jahr 2009 zurück und zeigt, wie lange Interessengruppen bereits an der Technologie gearbeitet hatten, bevor die Öffentlichkeit darauf aufgesprungen ist. Auch wenn die Geschichte des Bitcoins nur bedingt seinen Ursprung im Silicon Valley hatte, kann daran veranschaulicht werden, dass die Entwicklungen neuer Lösungen kontinuierlich in den Innovationszentren dieser Welt vorangetrieben werden. So lässt sich sagen: «Egal welche Idee man für ein neues Geschäftsmodell hat, man kann davon ausgehen, dass irgendwo im Silicon Valley schon mehrere Personen an dieser arbeiten!».

Die HTW Chur organisiert bereits seit 2012 eine jährliche Studienreise ins Silicon Valley, um den Studierenden im Major New Business des Masterstudiums Business Administration die Möglichkeit zu geben, betriebswirtschaftliche Entwicklungen in ihrer Entstehung live zu erleben, sich intensiv mit zukünftigen Technologien auseinanderzusetzen und selber eigene Geschäftsideen in einem inspirierenden als auch kompetitiven Marktumfeld zu entwickeln.

Letztes Jahr ergab sich dabei die einmalige Möglichkeit, am Preview Demo-Day des renommierten Seed-Accelerators und Venture Fonds «500 Startups» teilzunehmen. 50 Start-up Pitches aus 15 verschiedenen Branchen in 2 Stunden – eine solche Menge neuer Ideen in dieser Zeit veranschaulicht eindrücklich die Dichte an Innovationen, die im Silicon Valley vorherrscht. Beim anschliessenden Networking-Event konnten unsere Teilnehmenden dabei im Austausch mit Gründerinnen und Gründern aus dem Silicon Valley verschiedene Ideen und Ansätze zu neuen Geschäftsmodellen diskutieren.

Einen weiteren bleibenden Eindruck haben die Firmenbesuche bei den etablierten Unternehmen Tesla, Google und Flex Systems hinterlassen. Tesla in Palo Alto erinnerte dabei im ersten Moment eher an den Hochsicherheitstrakt einer hochrangigen Behörde als an den Hauptsitz eines Autobauers. Verschiedene Sicherheitszonen, Kamera- und Fotoverbot auf dem kompletten Gelände und die strikte Forderung, den Vorgaben des allgegenwärtigen Sicherheitspersonals zu folgen, ergab eine spannende und zugleich ungewohnte Situation für alle Teilnehmenden. Der Besuch bei Google beeindruckte dabei auf andere Weise. Während des Schlenderns über den gut 200'000 Quadratmeter grossen Googleplex, gab der HR-Verantwortliche einen Einblick in seinen Berufsalltag. Er erzählte über die Kriterien, die Google an seine Bewerber stellt, die Vorzüge die man erhält, wenn man bei der Firma anfängt und ermutigte schlussendlich alle unsere Teilnehmenden, sich zu bewerben. Entstand im ersten Moment das Gefühl «Ja das mach ich – ich kann das schaffen» wurde diese Euphorie spätestens bei der Frage nach den Chancen auf eine Anstellung gemindert. Die ehrliche Antwort: «15'000 Bewerbungen auf 150 ausgeschriebene Stellen.» Dies ist auch ein Symbol für die Anziehungskraft, die von den grossen Playern im Silicon Valley ausgeht. Für viele war der Besuch bei Flex Systems ein weiteres Highlight unserer Silicon Valley Reise. Flex ist ein Unternehmen mit einem Umsatz von 26 Milliarden Dollar und ca. 150'000 Mitarbeitenden weltweit, dass kaum einem der Teilnehmenden vorher bekannt war. Die geringe Bekanntheit mag daran liegen, dass Flex nur indirekt bei Endkunden im Markt auftritt, zeigt aber auch, was für Kaliber an Unternehmen aus dem Silicon Valley weltweit agieren, die in der europäischen Öffentlichkeit noch kaum bis gar nicht wahrgenommen werden.

Einen der alljährlichen Höhepunkte für die Studierenden stellt der Besuch der Universität von Stanford dar. Für den Durchschnittseuropäer kaum vorstellbar, macht die Universität mit ihrer Weitläufigkeit und den unterschiedlichen Gebäuden eher den Eindruck einer Kleinstadt als einer Universität. Mit einer eigenen Kirche, 20 Bibliotheken, dutzende Lebensmittelläden und unzähligen Wohn- und Studentenhäusern ist Stanford eine Oase der Ruhe und Kreativität mitten im vom Stress dominierten Silicon Valley. Der Besuch einer Vorlesung der Reihe «DFJ Entrepreneurial Thought Leaders Series» mit dem mehrfach erfolgreichen Unternehmensgründer Rich Barton liess bei den Teilnehmenden die Euphorie des Silicon Valleys merklich aufleben. Von einer solchen Person live zu hören, welche Gedanken und Prozesse bei der Gründung und dem Wachstum von Unternehmen wie «Expedia.com» oder «Zillow» durchlaufen wurden, liess bei jedem Einzelnen wieder das allgegenwärtige Mantra «Ich schaff das auch» aufkommen. 

Durch die gemachten Erfahrungen und Begegnungen ist alljährlich eine Veränderung der Sichtweise bei den teilnehmenden Studierenden zum Thema «New Business Development» zu beobachten. Die Studienreise inspiriert die Studierenden dazu, eigene Ideen und Herangehensweisen zu entwickeln und hilft ihnen, weiter über den Tellerrand hinauszuschauen. Das Mär, dass es in dieser Welt nur richtig oder falsch gibt, sollen sie vergessen und erkennen, dass unzählige Herangehensweise vorherrschen, welche zum Ziel und schlussendlich zum Erfolg führen können. Die Studierenden nehmen die aufgezeigten Erfahrungen und Eindrücke mit zurück in die Schweiz und können diese in ihrem späteren Arbeitsleben anwenden. Hierin sehen wir als Hochschule einen bedeutsamen Beitrag zur zukünftigen Innovationsfähigkeit der Schweiz.

*Sebastian Früh ist seit 2012 für die Organisation der Silicon Valley Studienreise verantwortlich. Er ist Projektleiter am Schweizerischen Institut für Entrepreneurship (SIFE) und Unterrichtet das Fach Innovationsfinanzierung in der Masterstudienrichtung New Business der HTW Chur.

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