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Sangmuoorids

Christian
Ruch
08.06.19 - 04:30 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Von unserem Insektenhotel, Sie erinnern sich, gibts zu berichten, dass die Lieblingsbündnerin und ich ganz aus dem Häuschen sind, weil in demselben nun schon vier Appartements belegt sind! Und die Bienli haben in einem so irren Tempo die Löchli gestopft, dass man froh wäre, beim Zahnarzt ginge das auch so fix.

Es ist einfach wunderbar, Gäste zu haben. Das dachte ich auch neulich, als eine chinesische Tourischar in den Engadin-Bus von St. Moritz nach Silvaplana stieg. Bisher glaubte ich immer, Chinesen reisen bloss nach Luzern, weil da der Regen so hübsch ist. Jedenfalls scheuchte die Reiseleiterin ihre Gruppe mit einem energischen «Dsu! Dsu! Dsu!» in den Bus. Mein Mandarin ist leider suboptimal, ich hab eh lieber Orangen, aber ich vermute, das heisst «Bitte steigen Sie schnell in den Bus, wir sind hier in der Schweiz, der Fahrer will pünktlich abfahren und macht die Tür gleich dsu.» Oder sowas. Was mich allerdings störte: Eine der Chinesinnen trug einen Mundschutz. Das konnte nur zweierlei bedeuten: Entweder hält sie Europäer für unreinlich, was unverschämt wäre, weil beispielsweise Schweizer Männer sogar vor dem Sex die Hände waschen, oder sie selbst war infektiös. Dann wiederum hätte meine innere SVP gerne einen Landesverweis erteilt.

Eine andere Chinesin starrte während der Fahrt dauernd gebannt auf den Bildschirm im Bus, wo gerade was über Beatrice Egli zu lesen war. Wahrscheinlich hatte die Touristin am Vorabend Eglifilet und fragte sich nun entsetzt, was oder besser gesagt wer ihr da serviert worden war. Mich faszinierte aber vor allem, wie die Reiseleiterin von St. Moritz sprach: Sie sagte «Sangmuoorids», das R war deutlich zu hören. Ich dachte immer, Chinesen könnten kein R und man müsse ihnen deshalb in Graubünden was von wegen Lätolomanisch und Lumantsch Glischun erzählen.

So kann man sich irren. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass unser Insektenhotel so gut frequentiert wird. Vielleicht kommen ja sogar irgendwann mal chinesische Bienli. Sie wälen wilklich helzlich willkommen!

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