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Kompost

Christian
Ruch
15.12.18 - 04:30 Uhr
ARCHIV

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Im Advent öffnet man ja bekanntlich gerne Türchen. Bei mir derzeit besonders beliebt: das Türchen einer grünen Tonne, die nun schon länger vor unserem Block steht und kompostierbaren Abfällen dient. Ich weiss gar nicht, und sollte das bis zum Einbürgerungstest unbedingt noch abklären, wie man so eine Tonne in der Schweiz nennt. In Deutschland ist das eine Bio-Tonne, was unsinnig ist, denn sie ist nicht Bio, sondern Plastik.

Eigentlich ist so ein Behältnis sehr unschweizerisch: Während im Kehrichtsack die Abfälle eidgenössisch diskret entsorgt werden, herrscht in der Komposttonne ein meiner inneren SVP leicht suspektes Multi-Kulti-Durenand aus Nuss- und Orangenschalen vom Samichlaus und Reisgerichtresten mit Migrationshintergrund, garniert mit den verwelkten Rosen einer, wer weiss das schon, vielleicht verwelkten Liebe. Und im Sommer begrüssen einen beim Öffnen dieses beschaulichen Biotops Myriaden sehr kleiner, aber sehr fröhlicher Fliegen. Auch sehr schön! Doch apropos eidgenössisch: Letztes Mal fragte ich mich angesichts der gerade überstandenen Bundesratswahl, welches Departement eigentlich für Kompost zuständig ist. Ich finde, so eine ernste Angelegenheit gehört ins immer etwas belächelte, also für eine Aufwertung dankbare Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport. Denn erstens handelt es sich bei kompostierbaren Rückständen, wie ich gelernt habe, um sogenannte «Rüstabfälle», was irgendwie nach Rüstung und damit Verteidigung tönt, zweitens dienen die Tonnen eindeutig dem Bevölkerungsschutz, weil wir diese Kleinstfliegen sonst immer in der Küche hätten. Und drittens ist das Hinuntertragen der Kompostabfälle eindeutig Sport. In meinem Fall sogar der einzige.

Wenn Sie also das nächste Mal am Herd stehen, denken Sie an die neue Bundesrätin gleichen Namens und werfen Sie die lampigen Salatblätter in den Kompost. Aber bitte beachten: Lampige Lebensabschnittsgefährten müssen Sie leider anderswo entsorgen. Denn Sie wissen ja: Im Kompost nichts verloren haben Fleischabfälle!

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