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Asyltouristen

Christian
Ruch
07.07.18 - 04:30 Uhr
ARCHIV

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Was Ihre Ferienplanung betrifft, will ich Ihnen keinesfalls Vorschriften machen oder gute Ratschläge erteilen – aber Schweden wird es ja wohl hoffentlich nicht, oder!? Das WM-Ausscheiden der Schweizer Nati verpflichtet regelrecht dazu, dieses Land dieses Jahr zu meiden. Und selbstverständlich auch gewisse schwedische Möbelhäuser. Wo man übrigens angesichts des aus Schweizer Optik so unglücklichen Torschützen die Klappcouch Forsberg sofort aus dem Sortiment genommen hat.

Ich würde ganz generell davon abraten, in diesem Sommer gen Norden zu reisen, sofern Sie vorhaben sollten, via Bregenz-Lindau zu fahren. In Bayern herrscht nämlich, man muss das leider so deutlich sagen, eine gewisse Sprach- und Geistesverwirrung, wenn es um Flüchtlinge geht, indem man von «Asyltouristen» spricht. Denn wer Asylbewerber mit Touristen verwechselt, hält möglicherweise auch Touristen für Asylbewerber, und ich möchte nicht, dass Sie nach Überqueren der bayrischen Grenze in ein Transitzentrum kommen. Wo man Ihnen erklärt, dass sie gemäss Dublin-Abkommen zurück in die Schweiz müssen, weil Sie schon dort hätten Asyl beantragen sollen. Ihr Hinweis, dass Sie Schweizer/in sind, wird Ihnen nichts nützen, denn da Sie relativ ordentlich gekleidet sind und sich dummerweise gerade ein neues Handy zugelegt haben, sind Sie Asyltourist. Asyltouristen sind nämlich immer gut gekleidet und haben alle neue Handys, wie jeder gut informierte Wutbürger weiss.

Vorsicht deshalb auch bei Ferien am Bodensee! Falls Sie nämlich beim Schlauchböötle zu weit raus paddeln, die EU-Aussengrenze überqueren und von der bayrischen Wasserschutzpolizei aufgegriffen werden, kommen Sie ebenfalls ins Transitzentrum und werden sogar nach Italien abgeschoben. Weil Asyltouristen mit Schlauchboot bekanntlich immer in Italien ankommen. Egal, machen Sie nach der Abschiebung halt Ferien in Sizilien. Bitzeli heiss jetzt, aber eine schöne Insel. Und vor allem weit weg vom Freistaat Bayern. Der wahrscheinlich nur so heisst, weil er frei ist von jeder Vernunft.

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