×

Wahlzettel

Christian
Ruch
09.06.18 - 04:30 Uhr
Wahlen

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Deutsche bewundern die Schweiz für viele grossartige Leistungen wie etwa Design, Planung und Bau der Alpengipfel. Und auch im Kleinen ist dieses Land wirklich fantastisch: Man denke nur mal daran, dass es selbst NSA, Google & Co. nicht geschafft haben, sich das Geheimnis der Kräutersulz des Appenzellers anzueignen. Also hoffe ich zumindest.

Derzeit staune ich aber auch über die intellektuelle Leistung, die Bündnerinnen und Bündner beim Wählen vollbringen müssen. Wissen Sie, in Deutschland gibt es nur vorgedruckte Wahlzettel, wo man einfach ein Kreuzchen hinter die Namen der Kandidierenden macht und fertig. Niemand käme auf die irrsinnige Idee, die Deutschen selber Leute auf die Zettel schreiben zu lassen. Das ist auch besser so, denn sonst hätten wir eine Bundeskanzlerin Helene Fischer und als Vizekanzler sicher den Hansi Hinterseer. In Graubünden muss man sich dagegen wirklich Mühe geben und so brütete die Lieblingsbündnerin an meiner Seite Abend für Abend über ihren Wahlunterlagen und versuchte verzweifelt herauszufinden, wer denn so alles in den Grossen Rat will. Und warum. Auf den Webseiten der Parteien musste man mitunter länger suchen, so als sei ihnen die präsentierte Auswahl etwas peinlich. Ich unterstützte die Liebste natürlich und suchte aus Tages- und Wochenzeitungen die Inserate der Parteien heraus. Doch musste man höllisch aufpassen, dass man in der ðBündner Woche» die Wahlwerbung nicht mit dem Inserat des Tierheims «Arche» verwechselt und schwuppdiwupp der Pit Bull Terrier Spyk (männlich/kastriert) auf dem Wahlzettel landet. Wobei ja auch manche Politiker trotz lautem Gekläffe so wirken, als seien sie irgendwie kas… – doch lassen wir das.

Irritieren sollte einen auch nicht die Werbung eines Churer Möbelhauses, die perfiderweise wie ein Wahlplakat aussieht. Sonst stehen am Schluss lauter Möbelverkäufer auf dem Wahlzettel. Was eigentlich gar nicht so schlecht wäre, denn für jene Grossräte, die mittlerweile an ihrem Sitzmöbel festgewachsen sind, liefern sie sicher gerne neue.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.