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Samstagabend

Christian
Ruch
17.03.18 - 04:30 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Letzten Samstag lief in 3sat «Paris, Texas». Ein doofer Film! Jedenfalls hatte ich ihn mir ganz anders vorgestellt. Etwa so: Ein etwas sprunghafter US-Präsident feuert seinen Aussenminister Rex aus Texas (!), weil er ihn in flagranti mit der vom Präsidenten zeitweilig beanspruchten Stormy Daniels erwischt hat. Die Tochter des Whisky-Produzenten Jack Daniels ist im Bereich der Erwachsenenunterhaltung auf textilfreie Leibesübungen spezialisiert, bei denen sie immer laut stöhnt, weil selbst sie den Präsidenten nicht mehr erträgt. Der kündigt vor Wut nicht nur dem Rex wegen dem Sex mit der Ex, sondern auch gleich noch das Klima-Abkommen von Paris (!) und twittert: «I make it stormy without Stormy, folks, believe me!»

Aber eben, so eine tolle Handlung hat «Paris, Texas» leider nicht. Zwar rollen ein paar hübsche Güterzüge durchs Bild, aber für 147 Minuten Film ist das doch zu dürftig. Zudem kommen in «Paris, Texas» weder das Moulin-Rouge noch Cowboys vor. Und Nastassja Kinski immer nur angezogen. Auch Quizfragen gibt es keine. Ich dachte nämlich, der Film sei von Wim Thoelke. Er ist aber von einem Wim Wandert oder wie der heisst. Wahrscheinlich latscht drum am Anfang einer durch die Prärie. Jedenfalls stürzte mich dieser Samstagabend in eine tiefe Sinnkrise: Bin ich, fragte ich mich, vor lauter 3plus mit Bachelor und Bumann dem noch etwas anspruchsvolleren 3sat nicht mehr gewachsen? Finde auch ich «Das Kapital» stinklangweilig, weil darin keine Indianer vorkommen? Und das nur, weil ich womöglich Karl Marx mit Karl May verwechsle?

Zu meinem einfachen Gemüt hätte wohl besser die Wahl der Miss Schweiz gepasst, die parallel zu «Paris, Texas» lief. Dabei verriet die neue Miss, dass unter ihrem Bett ein Glas Nutella steht. Das ist ja ganz putzig, aber von wegen Palmöl und Regenwald nicht ganz unbedenklich. Bei der wunderbaren Frau Klingelfuss aus Rappi war man da viel strenger und liess an ihr den ganzen Frust über den Diesel-Skandal aus. Und das nur, weil sie Mercedes heisst.

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