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In der Ikea

Christian
Ruch
10.02.18 - 10:00 Uhr
PIXABAY

In «Ruchs Rubrik» beleuchtet Christian Ruch Bedenkliches, Merkwürdiges und Lustiges aus der Region Südostschweiz. Das alles einmal wöchentlich und mit viel Esprit und Humor. Ob Politik, Kultur, Wirtschaft oder Sport – in Ruchs Rubrik hat all das Platz, was sich mit einem Augenzwinkern betrachten lässt.

Unlängst starb der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad. Toll finde ich, dass der zu Lebzeiten stets sparsame Herr in einem Sarg aus billigem Kiefernholz bestattet wurde, den Ikea unter dem Namen «Död» demnächst auf den Markt bringen will. Für all jene Kunden, die sich beim Zusammenbau anderer Ikea-Möbel zu Tode geärgert haben.

Auch wir waren zu Ehren Kamprads am letzten Samstag in der Ikea, mit uns eine Trauergemeinde, die wahrscheinlich grösser war als die gesamte Einwohnerschaft Schwedens. In der Wohnzimmerabteilung sahen wir eine Seniorin halb somnolent in einen Sessel versunken. Ich suchte an ihr das Etikett, weil ich dachte, es handle sich um «Krösamaja», das Kombiangebot Sessel plus Grosi, benannt nach der Greisin in «Michel aus Lönneberga». Die alte Dame war jedoch unverkäuflich, denn sie gehörte bereits einem kosovarischen Grossclan, den sie im Getümmel leider verloren hatte. Kinder dagegen scheinen für Paare, wo’s halt nicht so klappt, bei Ikea durchaus erhältlich zu sein, denn laufend wurden welche zum Abholen aus dem Kinderparadies ausgerufen. Dass die Kchävin und Tschackchliehn und nicht Björn und Sigrid hiessen, wunderte mich, sind doch die Namen der Ikea-Produkte legendär: Man denke etwa an jenes gern gekaufte Jugendzimmer-Bett, in dem Teenager erste amouröse Erfahrungen sammeln und das darum den nun doch etwas gewagten Namen «Trollfikk» trägt.

Wir sind ohne Kind und Bett, dafür mit «Jokkmokk» heimgekehrt (ein Tisch, vier Stühle). Ich war aufgrund meiner ferrosexuellen Neigung erst gegen diese Anschaffung, weil der Bahnverkehr nach Jokkmokk (Lappland) stark eingeschränkt wurde. Doch dann las ich in der Vorhangabteilung: «Unsere Gardinen eignen sich ideal für das Schweizer Schienensystem, welches in den meisten Wohnungen bereits installiert ist – wahrscheinlich auch bei dir.» Keine Spur! Weder Schmal- noch Normalspur. Und so warte ich nun auf attraktive Angebote von RhB und SBB. Schliesslich will ich mich ja daheim nicht wie in Jokkmokk fühlen, Ikea hin oder her.

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