Eingebürgert

Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, hat Funda Yilmaz die Einbürgerung in Buchs AG jetzt doch noch geschafft. Diese junge Türkin, der man den roten Pass verweigerte, weil sie nicht wusste, wie die Dorfmetzg heisst und wo man Altöl entsorgt. Mich hat der Fall sehr beschäftigt, denn ich will ja irgendwann auch mal die höheren Weihen eines Eidgenossen erlangen. Doch könnte es mir gehen wie Frau Yilmaz. Gut, ich kenne mich in Chur ganz ordentlich aus. Ich weiss, dass die Alexanderstrasse nach Peter Alexander benannt ist und die Poststrasse so heisst, weil man dort „go poschte“ kann. Oder das Fontanaspital daran erinnert, dass hier um 1490 der spätere Freiheitsheld Benedikt Fontana in seiner Funktion als Chefarzt Gynäkologie mit einer Streitaxt den ersten Bündner Kaiserschnitt durchführte – doch ob ich wirklich alles beantworten kann, ist mehr als fraglich. Neulich stand beispielsweise ein Handwerker vor der Tür, der im Auftrag der Liegenschaftsverwaltung in unserem Keller ein neues Mäusegitter anbringen wollte. Ich wusste weder, dass es dort ein Mäusegitter gibt noch wo genau sich dieses befindet. Nicht auszudenken, wenn ich jetzt im Kreuzverhör der Einbürgerungskommission gefragt würde, wo in unserem Keller das Mäusegitter ist. Ich bin ja schon froh, wenn die Benutzung der Waschküche keine sofortige Ausschaffung nach sich zieht.

Ganz schlimm wäre es, wenn ich eine typisch Schweizer Sportart nennen sollte. Das wurde auch Frau Yilmaz zum Verhängnis. Mir käme da nur Schwingen in den Sinn. Und dass die Schwinger sich in sogenannten Swinger-Clubs treffen, wo sie sich in engem Körperkontakt auf dem Boden wälzen und lustvolle Laute ausstossen. Solche Swinger-Clubs gibt es in Deutschland ebenfalls, da sind aber auch Frauen erwünscht.

Naja, was soll’s. Wenn ich hier nicht eingebürgert werde, muss ich halt hoffen, dass es in Deutschland was wird mit dieser komischen schwarz-gelb-grünen Koalition. Dann bin ich nämlich auch noch Bürger von Jamaika. Welcher Schweizer ist das schon?